Erneut ein starker Teil der „Scoundrel of St. James Reihe, der mich verzaubert hat. Romantisch,tiefsinnig und prickelnd zugleich
Jack Dodger musste seit frühster Kindheit durch die harte Schule des Lebens gehen. Von der Mutter verkauft, missbraucht und schließlich als Straßenjunge zum Dieb ausgebildet- da blieb nicht viel Zeit für ...
Jack Dodger musste seit frühster Kindheit durch die harte Schule des Lebens gehen. Von der Mutter verkauft, missbraucht und schließlich als Straßenjunge zum Dieb ausgebildet- da blieb nicht viel Zeit für Mitgefühl und Sensibilität. Obwohl er ausgerechnet im Kreis der Straßenjungen und deren Anführer einst ein gewissen Gefühl von Sicherheit und Freundschaft vermittelt bekam. Ein einziger Fehler, nämlich der, für Geld alles zu tun und nichts zu hinterfragen, wurde ihm im Alter von nur fünf Jahren zum Verhängnis, als er gegen Geld; eine Familie belog und sie in eine dunkle Gasse lockte, wo ein anderer Vater und Mutter eines kleinen adligen Jungen tötete. Jack war so entsetzt, dass er den Tod zweier Unschuldiger mitverschuldet hatte, dass er sich von nun an, dem verstörten Jungen, der nun auf einen Schlag Waise geworden war, annahm.
Das Schicksal war den beiden gnädig, denn ausgerechnet der Großvater des Jungen nahm sie einige Jahre später auf, als er seinen bislang tot geglaubten Enkel wieder erkannte. Doch auch Jack profitierte davon. Ihm wurden Manieren anerzogen und zudem bekam er von einem ihm unbekannten Gönner eine gewisse Summe zugestellt, die es ihm Schritt für Schritt durch klug gemachte Investitionen erlaubte, ein reicher Mann zu werden. (Diese Vorgeschichte erfährt man bereits in Teil 1 der Serie)
Mittlerweile ist er Besitzer eines gutgehenden Spielsalons und ist eigentlich zufrieden mit seinem Leben, obwohl seine Freunde der Meinung sind, dass er seine Einstellung zum Geld, überdenken und sich stattdessen um Frau und Familie bemühen sollte, da Geld ja bekanntlicherweise kein Ersatz für Liebe ist.
Doch Jack sieht seine Situation völlig anders. Als er eines Tages zur Testamentseröffnung eines ihm nur wenig bekannten Adligen vorgeladen wird, fällt er aus allen Wolken, denn der verschiedene Adlige hat ausgerechnet ihn, Jack Dodger zum Vormund seines Sohnes Henry bestimmt. Dazu bekommt Jack das Stadthaus mit all seinem kostbaren Inventar darin. Doch einen Haken gibt es an der Sache- die Witwe.
Lady Olivia beschließt ihm zunächst spinnefeind zu sein, da Jack sich leider zunächst von seiner schlechtesten Seite zeigt und kein Hehl daraus macht, dass nun er das Sagen hat. So liefern die beiden sich einige hitzige Diskussionen. Doch als Lady Olivia bemerkt, dass Jacks schlechter Ruf nicht ganz seinem Verhalten entspricht; besonders einfühlsam und freundlich verhält er sich nämlich ihrem Sohn entgegen, verliebt sie sich Hals über Kopf in ihn. Kann sie den unnahbar wirkenden Mann denn tatsächlich dazu bringen, sie zu lieben?
Nach „Teuflisch verführt“ dem ersten Teil der Scoundrels of St. James Reihe, erzählt Lorraine Heath nun die Geschichte Jack Dodgers, der bereits im ersten Band, als interessante und vielschichtige Nebenfigur in Erscheinung trat. Diesmal bekommt man von der Autorin viel mehr Einblicke in seine Gedanken und Gefühlswelt geboten und kann so auch viel besser nachvollziehen, wieso Jack so besessen vom Reichtum ist und auch, was ihn zu dem harten Mann gemacht hat, der er für Fremde auf den ersten Blick zu sein scheint. Natürlich hat er auch einen weichen Kern, der jedoch tief verborgen in ihm schlummert, weil er bereits viel zu oft vom Leben enttäuscht wurde.
Lady Olivia ist eigentlich das genaue Gegenteil von Jack. Sie wuchs behütet auf, wurde jung und naiv, mit einem wesentlich älteren Mann, den ihr Vater bestimmt hatte, verheiratet und bekam relativ früh nach der Hochzeit den gewünschten Erben. Ein echtes Ehe- bzw. Liebesleben hat auch sie bislang nie kennengelernt, da sie und ihr Mann, nach der Geburt des Erben auf jegliche Zärtlichkeiten verzichteten, was sie damals sehr verletzte.
Obwohl sie Jacks machohafte Art, mit der er ihr begegnet, abgrundtief hasst und ihm dies auch unmissverständlich sagt, kann sie sich dennoch seiner Männlichkeit und Attraktivität nicht so ganz entziehen. Dennoch knickt sie gottlob nicht vorschnell ein, sondern bietet ihm ordentlich Paroli, was Jack zwar ärgert, aber auch insgeheim imponiert. Besonders Olivias Neigung sämtliche Benimmregeln des tons einhalten zu wollen, treibt ihn anfänglich in den Wahnsinn, doch ich fand es sehr amüsant, zu lesen, wie ausgerechnet diese beiden, die unterschiedlicher nicht sein könnten, plötzlich entdecken, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen.
Dabei verlässt sich die Autorin nicht wie viele andere ihrer Kollegen rein auf die sexuelle Anziehung, sondern vielmehr setzt sie auf viele gemeinsame Gespräche zwischen dem Heldenpaar, die glaubhaft vermittelt, für den Leser Nähe schaffen, so dass man schließlich nachvollziehen kann, wieso sich ausgerechnet diese beiden ineinander verlieben. Der Weg bis dahin ist sehr tiefschürfend und romantisch zugleich beschrieben, zudem liebe ich die regencytypische Ausdrucksweise und den ansprechenden Schreibstil von Lorraine Heath einfach und hoffe sehr, dass der Verlag auch weiterhin Romane der Autorin übersetzen wird, da sie zu den besten Autorinnen dieses Genres gehört.
Kurz gefasst: Erneut ein starker Teil der „Scoundrel of St. James Reihe, der mich verzaubert hat. Romantisch, tiefsinnig und prickelnd zugleich. Meine Leseempfehlung!