Zwiegespalten
Hedda ist Anfang 30 und hat eigentlich nichts mehr zu lachen: Job verloren, Liebeskummer, Flugangst beim Fluchtversuch aus ihrem festgefahrenen Leben, bei dem der Pilot einen Sturzflug veranstaltet, und ...
Hedda ist Anfang 30 und hat eigentlich nichts mehr zu lachen: Job verloren, Liebeskummer, Flugangst beim Fluchtversuch aus ihrem festgefahrenen Leben, bei dem der Pilot einen Sturzflug veranstaltet, und wird dann auch noch bei einem Tinderabenteuer versehentlich geschwängert. Uff! Und nun?
Zugegeben, ich habe auch erst gedacht, dass Hedda die vom Arzt verordnete Bedenkzeit nutzt, das Für und Wider der Abtreibung zu durchdenken. Im Kopf hatte ich mir das schon sehr schön ausgemalt, vielleicht sogar mit einer Änderung ihres Vorhabens entgegen ihrer ersten Einstellung.
Aber Milo taucht auf! Und jetzt beginnt alles nur noch mehr durcheinander zu geraten. Dass es nicht so gekommen ist, wie erst gedacht, ist vollkommen okay. Manchmal steht ein Entschluss und ist unumstößlich.
Die Charaktere sind meiner Meinung sehr gut gelungen und sehr echt. Ich mag die wilde Hedda, die Freiberuflerin in der Klemme, die Intellektuelle, die Junggebliebene. Und Lukas, für den Hedda einfach nicht die Richtige ist. Milo ist da schon abgedrehter, aber klar, es gibt solche Leute, irgendwie schräg-liebenswert. Dass Hedda sich in die Ecke gedrängt fühlt, hilflos ist, im Bauch eine tickende Zeitbombe, die alles nur noch komplizierter macht, kann ich verstehen.
Es ist, im Gegensatz zum ersten Eindruck, leichte Lektüre. Der Schreibstil ist hektisch, viele Literaturzitate, mit vielen Anspielungen auf aktuelles Geschehen, bei dem etwas Hintergrundwissen nicht schadet. Man erkennt den Puls der heutigen Zeit im Text. Einige Seiten sind fast leer, je nachdem, was gerade passiert, so rauscht man schneller durch das Buch, aber muss sich manchmal doch einen Moment Zeit nehmen, um den Sinn zu erfassen.