So viel Herz und Wärme zwischen den Buchdeckeln!
Anmerkung: Ich habe dieses Buch auf Englisch gelesen. In meiner Ausgabe waren beide Teile enthalten, weswegen es eventuelle Spoiler zum Folgeband geben kann.
"But young as she was, Jo had learned that ...
Anmerkung: Ich habe dieses Buch auf Englisch gelesen. In meiner Ausgabe waren beide Teile enthalten, weswegen es eventuelle Spoiler zum Folgeband geben kann.
"But young as she was, Jo had learned that hearts, like flowers, cannot be rudely handled, but must open naturally [...]." (S. 519)
Nachdem die Verfilmung von Greta Gerwig zu meinen Lieblingsfilmen aufstieg, stand für mich fest, dass die Vorlage zu diesem herzerwärmenden Film gelesen werden musste. Zwar benötigte es anfangs mehrere Kapitel, bis man sich vollends in der Geschichte fallenlassen konnte, doch dafür erlebt man zutiefst berührende, lebensnahe und nachdenkliche Szenen, die mich immer noch nicht loslassen. „Little Women“ hat mich hautnah mitfühlen lassen, wie schon lange keine Geschichte mehr.
Das Cover: Ich besitze die englische Puffin in Bloom Ausgabe, auf welcher die vier March-Schwestern auf einem schwarzen Untergrund von grünen, floralen Elementen umrahmt werden. Der Illustrationsstil von Anna Bond ist sehr verspielt und niedlich, was mir in dieser Ausführung sehr gefällt.
Die Handlung: Zu viel möchte ich hier nicht vorwegnehmen, die Geschichte kurz und knapp zusammenzufassen ist bei der Seitananzahl auch beinahe unmöglich, doch hauptsächlich begleiten wir die vier Schwestern Jo, Meg, Amy und Beth während des Amerikanischen Bürgerkriegs durch ihre Kindheit bis hin zum Erwachsenwerden. Die vier sind aufgeweckte und neugierige Mädchen, die Freundschaften fürs Leben schließen, gemeinsam Abenteuer erleben und doch mit der ein oder anderen Hürde konfrontiert werden. Begleitet vier starke und wundervolle Frauen auf dem Weg zum Erwachsenwerden und der Selbstfindung.
Meine Meinung: Mein Kopfkino war durch Greta Gerwigs Verfilmung bereits etwas festgefahren – dafür war die schauspielerische Darbietung der Darsteller und Darstellerinnen einfach zu einprägend und lobenswert – doch das hat mich nicht weiter gestört. Schließlich gab es hier genug Szenen, die keinen Raum in der Verfilmung finden konnten und so spann ich mir mein Kopfkino weiter. Die Geschichte erzählt ausgesprochen ausführlich das Aufwachsen der Schwestern, gibt jeder Schwester den Platz, um zu scheinen und ihre Geschichte zu erzählen. Diese Erzählweise muss man mögen, doch in meinem Fall hätte ich mir keine Seite weniger gewünscht. Auch war ich über die modernen Ansätze überrascht. Die Geschichte wurde erstmals 1869 veröffentlicht und doch gab es unendlich viele Stellen, in welchen Louisa May Alcott ihren Charakteren gegenwärtige Züge verlieh. Jo, die nicht heiraten möchte und ihre Freiheit genießt oder z.B. Amy, die in ein anders Land aufbricht, um zu wachsen und eigene Erfahrungen zu sammeln. Zwar werden in diesem Buch noch die festgefahrenen Ansichten einer verheirateten „Hausfrau“ thematisiert, aber wo ich bei letzterer dachte, dass die Autorin Meg nach ihrer Hochzeit zu einer umfunktioniert, so zeigt sie auf, dass dieses Verhalten schlichtweg unmöglich ist und eine Familie nur zusammen funktioniert. Die Geschichte konnte mich überraschen und wirklich begeistern, was ebenfalls an Louisa May Alcotts wundervollen Schreibstil liegt.
Die Charaktere: Ich bin ihnen verfallen. Jo ist meine Heldin! Stur und mit Willenskraft setzt sie sich über die stereotypischen Aufgaben einer Frau zu dieser Zeit durch und kämpft stattdessen für ihre Freiheit und verbiegt sich nicht, um der „hohen Gesellschaft“ zu gefallen. Doch auch Amy habe ich sehr ins Herz geschlossen. Das Küken der Familie, welches anfangs für die ein oder andere haareraufende Szene verantwortlich ist, jedoch dabei so menschlich handelt, dass man es ihr verzeihen muss. Ich kann mir gut vorstellen, dass manche Amy nicht mochten, gerade weil sie sich in ihrem trotzigen und unbedachten Verhalten wiedererkannten. Beth konnte mich im Vergleich zu den anderen Schwestern erst etwas später von sich überzeugen, doch ihre erwachsene und stets hilfsbereite und offene Art hat mir im späteren Verlauf sehr zugesagt. Auch Laurie darf nicht unerwähnt bleiben, wo er doch beinahe ein fester Bestandteil der Familie ist. Ihn mochte ich bereits im Film sehr – hier beinahe umso mehr. Auch Mr. Bhaer, Mr. Brooke und auch die Eltern sind nicht mehr für mich wegzudenken. Rundum gelungene Charaktere, die mit all ihren Ecken und Kanten aufblühen und gleichzeitig so herrlich menschlich sind.
Fazit: Eine Geschichte, die ich zwar, verglichen mit anderen Büchern „langsam“ gelesen, jedoch jede Seite aufgesogen habe. Für mich auch eine absolute Empfehlung, wenn man mit Klassikern anfangen möchte. Von mir gibt es hier 5/5 Sternen und eine klare Leseempfehlung.
"Wouldn't it be fun if all the castles in the air which we make could come true and we could live in them?" (S. 223)