Cover-Bild Jeden Tag ein bisschen mehr
16,99
inkl. MwSt
  • Verlag: FISCHER FJB
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 560
  • Ersterscheinung: 24.09.2015
  • ISBN: 9783841422293
Louisa Reid

Jeden Tag ein bisschen mehr

Roman
Birgit Maria Pfaffinger (Übersetzer)

Der Insidertipp für alle, die mitreißende, außergewöhnliche Bücher lesen wollen.

„Ich bin dreimal gestorben, bevor ich das Alter von fünf Jahren erreicht habe. Vielleicht ist ‚krank‘ mein gesund.“

Audrey ist nicht wie andere Mädchen. Sie hat keine großen Träume, sondern wünscht sich einfach nur ein normales Leben. Als sie mit ihrer Mutter und dem jüngeren Bruder in ein abgelegenes Haus zieht, nimmt sich der Nachbarsjunge Leo der Neuankömmlinge an. Doch mit Audreys Körper scheint irgendwas nicht zu stimmen. Audrey ist krank, ohne dass ihre Krankheit einen Namen hat. Ihre Mutter und ihr Bruder wollen ihr Bestes, doch was ist das Beste? Für sie? Für die Familie?

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Berührend und schockierend

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Gebundene Ausgabe: 560 Seiten
Verlag: FISCHER FJB; Auflage: 1 (24. September 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3841422293
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Originaltitel: Lies Like Love
Preis: ...

Gebundene Ausgabe: 560 Seiten
Verlag: FISCHER FJB; Auflage: 1 (24. September 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3841422293
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Originaltitel: Lies Like Love
Preis: 16,99 €

Berührend und schockierend

Inhalt:

Audrey ist 16, als sie mit ihrer Mutter Lorraine und ihrem 5-jährigen Bruder Peter umziehen muss, in ein verlottertes Haus in der Pampa, irgendwo in England. Audrey ist nicht wie andere Mädchen. Sie ist krank und muss jede Menge Tabletten schlucken. Immer wieder muss sie zum Arzt, und ihre Mutter kümmert sich rührend um sie. Soziale Kontakte hat sie praktisch nicht, in der Schule fehlt sie krankheitsbedingt oft und hat große Lücken. Als sie den Nachbarjungen Leo kennenlernt, scheint sich das Glück für Audrey zu wenden.


Meine Meinung:
Selten kann mich ein Buch von Anfang an so sehr in seinen Bann ziehen wie „Jeden Tag ein bisschen mehr“. Schon der erste Satz klingt so unglaublich und macht den Leser neugierig auf das, was dahintersteckt.
Ich bin dreimal gestorben, bevor ich fünf Jahre alt war. (S. 11)

Und genauso unglaublich ist dann die ganze Geschichte, die folgt. Und doch gibt es so etwas auch in der Realität immer mal wieder. Doch auch wenn die Situation ziemlich unglaublich und ausweglos erscheint, ist es umso wichtiger, genau hinzuschauen und zu helfen, so gut es geht. Genau das tut Leo. Dieser fast 18-jährige Junge, der selbst schon viel Schmerz erlebt und gerade einen Weg gefunden hat, sich in seinem Leben neu einzurichten, hat feine Antennen, was Audreys Probleme angeht. Und dazu ein großes Herz am rechten Fleck, sodass er ihr ein wirklich guter Freund und eine große Stütze sein kann. Leo ist der eigentliche Held in dieser Geschichte. So einen Leo, der hundertprozentig zu einem hält, wünsche ich jedem Menschen.

Doch nicht nur Leo, auch Audrey selbst, war mir sehr sympathisch. Trotz aller Widrigkeiten sorgt sie liebevoll für ihren kleinen Bruder, ist ihm fast wie eine Mutter. Doch sie leidet natürlich sehr unter ihrer Krankheit, unter „dem Ding“, wie sie es nennt, das ihr seltsame Dinge einflüstert, das will, dass sie sich selbst etwas antut, das daran schuld ist, dass ihr ständig übel ist. Audreys Zustand schwankt zwischen klar und benebelt, zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Als Leser kann man das fast am eigenen Körper nachempfinden.

Das Buch ist unterteilt in 3 Teile, die verschiedene Abschnitte in Audreys Leben beinhalten. Erzählt wird über einen Zeitraum von 11 Monaten, September bis Juli. Diese Einteilung nach Monaten fand ich sehr gelungen, da man so ein sehr gutes Gefühl dafür bekommt, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist. Louisa Reid wechselt zwischen zwei Erzählperspektiven, die sich in der Schriftart unterscheiden und zudem mit „Audrey“ bzw. „Leo“ überschrieben sind. Dabei erzählt Audrey in der Ich-Form. Leos Perspektive übernimmt ein personaler Erzähler. Es hat mir sehr gut gefallen, dass wir die Sicht von zwei Personen kennenlernen, denn so wird die Handlung noch mehr abgerundet. Zum Teil überschneiden sich die zwei Erzählungen und wir lesen dasselbe Ereignis aus der Sicht beider Protagonisten, aber es gibt auch vieles, was nur einer von ihnen erlebt.

Louisa Reid schreibt wahnsinnig subtil und emotional. Sie schafft damit eine ganz besondere Atmosphäre, die mich an dieses Buch gebunden hat. Ich konnte mich kaum davon losreißen, und innerhalb von 24 Stunden war es ausgelesen. Doch dies ist ein Buch, das mich noch längere Zeit beschäftigen wird. Es gibt viele Anstöße zum Nachdenken und zum Recherchieren.

Ich habe beim Lesen eine breite Palette von Gefühlen erlebt. Ich habe mit den Protagonisten gebangt, war mit ihnen glücklich oder verzweifelt, hoffnungsfroh und am Boden zerstört. Ich war traurig, energiegeladen, mutig und verliebt, dann wieder mutlos, schwach und verzagt. Ich habe Wut in mir verspürt und auch Unglauben. Es war also ein wirkliches Wechselbad der Gefühle. Wenn auch die Geschichte eher bedrückend wirkt, ist doch das Ende einigermaßen versöhnlich und hoffnungsfroh.

Bei der Altersempfehlung sollte man sich an die Vorgabe des Verlags halten. Für die meisten 14-Jährigen ist das Buch sicher gut lesbar. Jüngere können mit der Thematik noch überfordert sein. Nach oben hin sind allerdings keine Grenzen gesetzt. Das Buch ist für Jugendliche wie auch für Erwachsene ein Juwel.

★★★★★

Veröffentlicht am 04.02.2017

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Dies ist der zweite Roman von Louisa Reid, ihren ersten "In deinem Licht und Schatten" habe ich zwar nicht gelesen, er ist mir aber durch das Cover schon öfters aufgefallen. Hier hat mich der Klappentext ...

Dies ist der zweite Roman von Louisa Reid, ihren ersten "In deinem Licht und Schatten" habe ich zwar nicht gelesen, er ist mir aber durch das Cover schon öfters aufgefallen. Hier hat mich der Klappentext gleich angesprochen, er deutet an verrät aber nicht viel.

Für alles gab es eine Tablette. Bloß nicht für Freiheit: Seite187


Ich empfand das Buch als sehr aufwühlend. Für das Lesen habe ich länger gebraucht. Aber nicht weil es schlecht war oder langweilig. Sonder weil mich die Thematik mit genommen hat. Audrey ist depressiv und sie verletzt sich selbst, doch dies ist nur die Spitze des Eisberges, es versteckt sich noch viel mehr dahinter. Dieses Thema und die Umsetzung machen dieses Buch zu keiner leichten Kost. Man muss sich darauf einlassen können.

Mir war schon recht früh klar, was sich hinter Audrey Krankheit verbirgt. Und so hatte ich es beim Lesen nicht leicht. Am liebsten wäre ich in das Buch hinein gesprungen und hätte Audrey da heraus geholt. Und jemand anderen mal Kräftig die Meinung gesagt. Audrey ist ein sehr nettes, ruhiges und in sich gekehrtes Mädchen. Alle halten sie für verrückt, sie selbst hält sich für verrückt und besonders ihre Mutter denkt sie sei verrückt. Doch ich hätte ihr gerne gesagt, sie solle doch mal was verrücktes machen, aus ihrem Leben ausbrechen, mal alles hinter sich lassen. Denn sie kümmert sich nicht nur um ihren kleinen Bruder, sondern auch um ihre Mutter. Jede Menge Verpflichtungen, aber keinen Spaß. Bis Leo in ihr Leben kommt.Er ist der andere Hauptcharakter des Buches. Für mich war er ein Lichtblick, ist er doch der einzige, der die Dinge einigermaßen klar sieht.

Die Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht von Audrey und Leo erzählt. Louisa Reid gelingt es diesen Unterschied deutlich zu machen, sodass keine Verwechslungen aufdrehten. Die Abwechslung hat mir gut gefallen, so hat man als Leser einen besseren Überblick und kann beide Charaktere besser verstehen. Außerdem wäre es zu bedrückend gewesen, wenn man immer nur Audrey begleitet hätte. Unterteilt ist das Buch auch noch in die verschiedene Monate. Dadurch wird die Zeit, die vergeht noch mal deutlich hervorgehoben, was die Stimmung auch noch mal vertieft.


Das war mein Körper, und er war kaputt. Tat weh. Der Schmerz gehörte nur mir, Mum hatte kein Recht, ihn mit dem Rest der Welt zu teilen. Seite 153

Die Atmosphäre des Buches ist wirklich toll und auch ungewöhnlich. Ich war wütend, geschockt, hatte Mitleid und habe Abscheu empfunden. Und doch fand ich es etwas unrealistisch. Ich kann mir sehr gut Vorstellen, dass jemand so etwas tut. Menschen können grausam sein. Ich kann und möchte aber nicht glauben, dass es so viele Inkompetente Menschen im Gesundheitswesen gibt und auch in im Lehrberuf. So etwas muss doch auffallen. Zumindest hoffe ich das sehr......

Trotz dieser bedrückenden Atmosphäre und den ganzen negativen Dingen im Buch. Ist es doch auch voller Hoffnung und Lebenslust. Kennt ihr das Bild von dem Löwenzahn, der sich durch den Asphalt nach oben drückt, wächst obwohl er nicht wachsen sollte, so ist Audrey.


Keine Leichte Kost, sehr ergreifend und aufwühlend. Liebevoll gezeichnete Charaktere. Ein Buch, dass im Gedächtnis bleibt, so schnell vergessen kann man es nicht mehr. Sehr interessante Thematik. Und auch ein bisschen ein Armutszeugnis an unsere Gesellschaft.