Die Kinderkuren in Deutschland -eine fiktive Beispielgeschichte
Wer hat nicht schon davon gehört - den Kinderkuren, die nach den kriegsbedingten Kinderlandverschickungen nun in der BRD fortgeführt wurden, natürlich nur zum Wohl der Kinder. Der Roman spielt zu Beginn ...
Wer hat nicht schon davon gehört - den Kinderkuren, die nach den kriegsbedingten Kinderlandverschickungen nun in der BRD fortgeführt wurden, natürlich nur zum Wohl der Kinder. Der Roman spielt zu Beginn der 60er Jahre, die Kinderkuren wurden aber bis weit in die 80er Jahre durchgeführt. Kinder, die nicht für sich sorgen können, zum Teil werde lesen noch schreiben können (im Roman werden Vierjährige erwähnt) werden für Wochen ohne Elternteil in ein Kindekurheim verschickt. Und sind auf die dortigen Erwachsenen auf Grdeih und Verderben ausgeliefert. Im Roman ist dieses Kinserkurheim das Strandhafer in Norderney, einer Insel in der Nordsee. Dort arbeiten Frauen, die großteils in der Nazizeit groß wurden oder aber diesen Teil der deutschen Geschichte mitgetragen haben. Und das spiegelt sich auch im Alltag der Kinderkurheime wieder. Drastische Strafen und Entwürdigungen werden als notwendige Erziehungsmaßnahmen deklariert. Hanna und ihre Cousine Evi haben erst kürzlich ihre Ausbildung als Pflegerinnen abgeschlossen und beginnen nun weit weg von daheim dort ihr Arbeitsleben. Während Evi sich anpasst, beginnt in Hanna schon bald der moralische Kompass zu navigieren.
Dieser Hauptstrang wird zunehmend ergänzt durch eine weitere Erzählung: Hanna begegnet Jan, einem Niederländer, der versucht mehr über den Verbleib seiner Tante zu erfahren, die in der Zeit des Kriegsendes plötzlich verschwand. Ihr letzter Aufenthalt: Norderney
Beide Erzählstränge beginnen miteinander zu verschmelzen und enden gemeinsam bei den Personen von Strandhafer.
Die Erzählung lässt sich flüssig lesen, die Personen werden gut dargestellt, wenn auch manchmal etwas überspitzt.
Ich bin begeistert, dass sich eine Autorin an das schwierige Thema " Kinderkuren" getraut hat und es so gut umgesetzt hat.
Tausende von Erwachsene, die selbst an so einer Kinderkur teilnehmen mussten, werden sich in den Kindern wiedererkennen können. Es ist ein Teil der deutschen Geschichte, den viele lieber verschweigen oder abtun mit dem Satz "so war das halt damals, das war so üblich man hat gedacht, man tut den Kindern was Gutes....!" Wie man denken kann, dass es Kindern gut geht, die wochenlang keinen Kontakt zu den Eltern haben, ist mir ein Räseln. Aber doch bittere Realität.