Fiktion oder Realität?
Den Fall aus dem Titel kann man wörtlich nehmen oder auf die juristischen Themen des Buches anwenden. Denn dass ein ehemaliger US-Präsident vor den Internationalen Strafgerichtshof gebracht werden soll, ...
Den Fall aus dem Titel kann man wörtlich nehmen oder auf die juristischen Themen des Buches anwenden. Denn dass ein ehemaliger US-Präsident vor den Internationalen Strafgerichtshof gebracht werden soll, ist ein Novum.
Direkt wird man ins Geschehen ab der Verhaftung Turners geworfen und ist von da an mittendrin in diversen juristischen, politischen, aber auch persönlichen Verstrickungen. Jeder Beteiligte möchte das Meiste aus dieser neuartigen Situation ziehen, und so gerät die vom ICC eigentlich nur als Begleiterin vorgesehene Dana ungewollt zur Hauptfigur zwischen den vielen Fronten. Den Machtspielchen stellt sich sich dabei tapfer, agiert clever und wächst über sich hinaus.
Neben der fiktiven Geschichte gelingt es dem Autor, diese mit realen (Kriegs-)Geschehnissen und Personen (man beachte nur die Initialen) zu verweben und den Leser glauben zu lassen, dass es sich tatsächlich so zugetragen haben könnte - oder sollte. Auch vor der Komplexität des Internationalen Rechts scheut er sich nicht, was nicht immer leicht zu lesen ist. Ohnehin erfordern die Vielzahl der Personen und deren Motive hohe Aufmerksamkeit. Auch ist diese nötig, um die Orts- und Zeitenwechsel zu erkennen, die mitten in einem Kapitel/Absatz geschehen. Das trübt den Lesefluss, der an manchen Stellen ohnehin etwas holprig ist durch Wechsel von sehr detaillierten Sätzen und Fragmenten.
Das Buch ist mein erster Elsberg, nachdem ich bereits überwiegend Positives gehört habe. Dennoch ist es für mich nicht der erwartete Pageturner, da es erst auf den letzten 100 Seiten wirklich Fahrt gewinnt. Aber trotzdem ein spannender Thriller, der auch moralische Fragen aufwirft.