Zum Inhalt:
Was tun, wenn die besten Freunde Salafisten werden wollen?
Eigentlich wäre es Zeit, mit dem Leben voll durchzustarten, doch für den zwanzigjährigen Sportstudenten Lenny Baumeister fühlt sich alles weiterhin so ereignislos an. Bis seine besten Freunde, Yussuf und Faris, offenbar aus heiterem Himmel beschließen, Salafisten zu werden, um in Syrien zu kämpfen. Nun hat Lenny eine Aufgabe: Sie vor den Terroristen des IS zu retten.
Ausgerechnet da verliebt er sich zum ersten Mal. In Anna, die im Rallstuhl sitzt und vor Energie nur so sprüht.
persönliche Wertung:
Eine Geschichte, welche in der heutigen Zeit leider sehr aktuell ist. Das Thema gehört in die Öffentlichkeit um die Gesellschaft aufzuklären und damit vielleicht zu erreichen, dass die Anzeichen erkannt werden und eventuell sogar noch etwas dagegen unternommen werden kann.
Mich persönlich hat die Geschichte wirklich erschüttert, denn ich selbst kann mir nicht vorstellen, wie ein "normaldenkender" Mensch, wie du und ich, in so eine Geschichte/ Situation hineingeraten kann. Wie ein Mensch, der in der westlichen Welt aufgewachsen ist und mit dem Islam nichts oder zumindest nicht wirklich etwas zu tun hat, auf einmal, gefühlt von heute auf morgen, auf die Idee kommt, ein "radikaler" Islamist zu werden und freiwillig in den heiligen Krieg zieht.
Das Buch beschreibt sehr gut, wie schnell es geht, wie schnell man in diesen Strudel gezogen werden kann. Am meisten hat mich beeindruckt, dass betroffene sich sogar von den besten Freunden abwenden, nur um einer Idee zu folgen, die irgendein Fremder in ihre Gedanken gepflanzt hat. Dieses Gefühl der Machtlosigkeit gegen eine Überzeugung, welche gefühlt von einem Tag auf den Anderen einfach da ist und welche von diesem Moment an alles bestimmend ist. Das Gefühl der Machtlosigkeit wird in diesem Buch sehr gut dargestellt...
Lenny muss dabei zusehen, wie sich seine beiden besten Kumpel extrem verändern. Besonders bestürzt war ich über die Geschwindigkeit dieser Veränderungen. Es ist wirklich unfassbar, wie schnell man Menschen beeinflussen kann, sie sich beeinflussen lassen. Sehr krass fand ich auch, dass Lenny gefühlt von einem Tag auf den Andren gar keinen Zugang mehr zu seinen Freunden (Vertrauten) hatte und dass selbst die geliebte Familie nicht mehr zählt! Bei Menschen, welche keinen Halt im Leben haben, keine Familie, keine Freunde, sozial abgeschieden leben und den Sinn in ihrem Leben noch nicht gefunden haben, könnte ich es ja vielleicht sogar ein bisschen verstehen. Dass sie in so einer Überzeugung eine Chance sehen, gerade weil ihnen endlich das Gefühl gegeben wird, dass sie etwas wert sind, dass sie wichtig sind, dass es auf sie ankommt... Aber bei Menschen, die eigentlich "alles" haben, Freunde, die für sie da sind, eine Familie welche immer zu ihnen steht, eine gute Schulbildung mit tollen Aussichten, da kann ich es auch nach diesem Buch nicht nachvollziehen warum sie sich von so einer Idee, dieser extremen Auslegung eines Glaubens locken lassen - für eine Sache, die sie von allem was ihnen eigentlich etwas bedeutet wegbringt/ entzweit.
Im Buch hat mir gut gefallen, dass sehr deutlich gemacht wird, wie schwierig es ist, den Betroffenen überhaupt noch irgendwie zu helfen. Toll finde ich auch, dass klar gemacht wird, wie gefährlich der Versuch zu helfen sein kann. Und dass man sich auch als Helfender Hilfe suchen sollte, denn alleine kommt man gegen diese Bedrohung nicht an. Ich finde Lenny sehr mutig, er bringt sich selbst in Gefahr nur um seinen Freunden die Augen zu öffnen. Er gibt nicht auf, er kämpft für die Menschen, die er eigentlich sehr gut kennt und auf einmal nicht wiedererkennt. Er kämpft für die Leben seiner Freunde und auch wenn er in vielerlei Hinsicht leichtsinnig und auch etwas naiv an diese Aufgabe herangeht - er tut alles was in seiner Macht steht und das beeindruckt mich sehr.
Erschreckend fand ich hingegen, dass seine Freunde Yussuf und Faris einfach in Kauf nehmen, dass die Aktionen, bei denen Lenny ihnen helfen soll, ihren Freund in Gefahr bringen. Es ist ihnen egal, ob Lenny unbeschadet aus Situationen heraus kommt, sie denken einzig und allein an sich und diese Sache, die für sie auf einmal das wichtigste der Welt ist. Mal von dem Egoismus abgesehen ist es für mich unvorstellbar, dass man jahrelang mit einem Menschen eng vertraut ist und dann nimmt man billigend in Kauf, dass diesem Freund etwas Schlimmes passieren könnte, nur weil man sich von den Worten eines wahrscheinlich sehr geschickten Redners anziehen lässt? Ihr seht, die Geschichte hat viele Gedanken in meinem Kopf zurück gelassen, viele Sachen die ich nicht verstehe und trotzdem passieren genau solche Szenarien.
Für mich ist "ich schwöre!" ein Buch, dessen Thema definitiv besprochen werden sollte. Ich finde es richtig, dass es genau solche Bücher gibt und würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass Bücher mit dem Thema Islamisierung Teil des Bildungssystems sein müssen. Aufklärung ist immer der erste Schritt um etwas zu unternehmen!!!
Auch wenn ich den Hauptprotagonisten nicht so ganz mochte und auch bei einigen Aktionen, die Augen verdreht habe und mir die Umsetzung nicht zu 100% zugesagt hat, so finde ich das Buch trotz allem wichtig und richtig. Ich hoffe, dass durch dementsprechende Literatur ein erster Schritt getan werden kann. Bitte mehr davon!!!
Fazit:
Ein brisantes Thema, welchem definitiv mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Das Buch gibt nach meinem Empfinden einen guten ersten Einblick über die Art und Weise, wie eine solche Situation ablaufen könnte.