Überraschend wie ein Gerichtsurteil
Dunkle Momente“Die meisten Leute denken, dass sie die Personen um sie herum kennen. Aber ein Mensch ist komplex, mit seinen Stärken, Schwächen und Abgründen. Wir kennen uns doch selbst kaum wirklidh, wenn wir ehrlich ...
“Die meisten Leute denken, dass sie die Personen um sie herum kennen. Aber ein Mensch ist komplex, mit seinen Stärken, Schwächen und Abgründen. Wir kennen uns doch selbst kaum wirklidh, wenn wir ehrlich sind. Wie sollte es ein Außenstehender tun, der sein Gegenüber nur in kleinen und gut ausgewählten Ausschnitten präsentiert bekommt?” (S. 280)
Als Strafverteidigerin bewahrt sie Menschen vor Strafe. Aber ist das immer “richtig”, was sie da tut? Sind die erkämpften Urteile immer “richtig”? Was kann, darf oder muss sogar im Prozess Berücksichtigung finden, damit ein Urteil als gerecht empfunden wird? Diese und andere Fragen stellt sich dem Leser zwangsläufig und die Antworten darauf sind nicht so einfach zu finden.
Das Buch erinnert mich von seinem Konzept an die Bücher von Ferdinand von Schirach. Es werden insgesamt 9 verschiedene Fälle behandelt, wie z.B. Notwehr, Kannibalismus und Vergewaltigung. Dabei erhält man als Leser immer einen kleinen, in die Geschichte integrierten Exkurs, zu juristischen Spitzfindigkeiten und Abgrenzungen. Ein vorgestellter Fall entspricht in etwa 30-40 Seiten, ähnelt damit einer Kurzgeschichte und lässt sich hervorragend als “Snack” für zwischendurch lesen.
Es handelt sich um einen Roman und keine Fachliteratur. Der Schreibstil ist deshalb locker-leicht zu lesen und nicht juristisch trocken.
Fazit:
Ein kurzweiliges und interessantes Lesevergnügen. Das Buch eignet sich auch gut als Buddy Read oder für Buchclubs, denn die Fälle lassen sich hervorragend als Diskussionsgrundlage verwenden. Was ist Recht? Wer bekommt Recht? Und kenne ich meine Familie/Freunde/Bekannten wirklich? Von mir 5 Sterne