Über Verlust und was geschieht, wenn man nicht trauern kann
Meine Meinung und Inhalt
»Niemand sagte: Er ist gestorben. Sie sagten: Er ist weggegangen. Richtig wäre es zu sagen: Er ist nicht wiederaufgetaucht.«
Mit ihrem Debüt "Schura" konnte mich die Autorin ...
Meine Meinung und Inhalt
»Niemand sagte: Er ist gestorben. Sie sagten: Er ist weggegangen. Richtig wäre es zu sagen: Er ist nicht wiederaufgetaucht.«
Mit ihrem Debüt "Schura" konnte mich die Autorin Maria Jansen mehr als begeistern. Sie berührt mit ihren Worten und der Geschichte rund um die Protagonistin Schura. Diese ist eine sehr stark wirkende sowie interessante Persönlichkeit. Die Autorin schafft es mit der nötigen Balance zwischen weiblichen und menschlichen Facetten. Russisch/kyrillisch durchzieht das Buch zusammen mit Beschreibungen zu typischem Brauchtum und Ritualen, was ich sehr erfrischend fand. Maria Jansen erzählt mit einer Leichtigkeit, lässt die Worte fließen, da entstehen keine Lücke, keine Langatmigkeit, nichts hindert den Lesenden daran, in die Geschichte einzutauchen, deshalb kann ich eine klare Leseempfehlung aussrpechen. Die Covergestaltung finde ich gut gewählt.
Sommer sind für Schura eine Zeit der Leichtigkeit.
Auf der Datscha ihrer Großeltern kann sie den strengen und emotional abwesenden Eltern entkommen, Erziehung und Vorbildfunktion übernehmen ihre vier älteren Brüder – Kostja, Mischa, Fedja und Grischa.
Sie führen Schura ins Rauchen und Trinken ein, üben Vergeltung für den Übergriff des Nachbarjungen Iwan, sind ihre Verbündeten und Wegweiser. Bis einer von ihnen plötzlich verschwindet.
Der einschneidende Verlust entfremdet Schura von der Kernfamilie.
Sie wächst zu einer wütenden, jungen Frau auf, die hinter ihrer Feindseligkeit große Unsicherheit verbirgt. Erst ein unerwartetes Wiedersehen konfrontiert sie aufs Neue mit ihrer unverarbeiteten Trauer und eröffnet eine Chance, ihrem Leben eine andere Richtung zu geben.
Maria Jansen, geboren 1988 in Petrosawodsk, Russland, immigrierte im Alter von acht Jahren mit Eltern, Großeltern und Bruder nach Deutschland. Sie studierte Germanistik und Philosophie in Düsseldorf und Innsbruck sowie Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Sie ist Gewinnerin des Publikumspreises beim Literaturwettbewerb Wartholz 2018 und bekam mehrere Stipendien für ihren Debütroman. Sie lebt und schreibt in Berlin.
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