„Das Ich möchte Wurzeln schlagen“
Mario ist Totengräber, Schriftsteller und hängt seiner großen Liebe A. nach, die er im Zug kennenlernte. Er verarbeitet diese Liebe in Form eines Romans, schreibt nebenbei Notizbücher und legt in ihnen ...
Mario ist Totengräber, Schriftsteller und hängt seiner großen Liebe A. nach, die er im Zug kennenlernte. Er verarbeitet diese Liebe in Form eines Romans, schreibt nebenbei Notizbücher und legt in ihnen sein Innerstes offen. Ein Inneres, in dem viel vergraben ist: Vergangenes, Sehnsüchte, Verluste und eine Lungenkrankheit, die nun ausbricht und unter der auch Thomas Bernhard zu leiden hatte.
„Heute graben“ erzählt von Tod und Liebe, von Sehnsüchten und Vergänglichkeit, von Entfremdung und gleichzeitig von dem Wunsch nach Verwurzelung im eigenen Leben. Mario macht häufig den Eindruck, als wäre er in jeder Hinsicht auf der Suche, als würde ihm nichts Halt geben. Seine Dates und Bekanntschaften mit Frauen, die in alphabetischer Reihenfolge von A. bis Z. durchbenannt sind, sind zum Scheitern verurteilt. Er wird verlassen, zurückgewiesen und sogar das Schreiben, das einzige Mittel der Verarbeitung, scheint ihm zuweilen zu entgleiten. Auch sein eigener Körper wird ihm fremd, steht Thomas Bernhard fast schon näher als ihm selbst.
Es ist ein Entfremdungsnarrativ, das sich vor den Augen des Lesers auftut, eine Geschichte über Enttäuschungen und Scheitern. Gleichzeitig ist der Roman komisch, ironisch und driftet nie ins Düstere, ins depressive Dunkle ab, trotz dieser schweren Themen. Schlembach bewahrt eine Balance und scheut nicht davor zurück, auch die leichten Momente zu suchen. Sein Stil wechselt dabei, ist in den tagebuchartigen Einträgen mal fragmentarisch, dann wieder ausfüllender und länger.
Der Roman liest sich intensiv, ist eine wahre Entdeckung und hat viele Leser verdient!