Moderate Spannung, interessantes Konzept – für einen faulen Nachmittag ideal!
„Die Stadt im Nichts“ erzählt die Geschichte um Werbetexter Tim, der für einen Werbespot, den er getextet hat, nach Dubai reisen soll. Dort lernt er sein Team kennen und ebenso die schöne Stadt der Emirate. ...
„Die Stadt im Nichts“ erzählt die Geschichte um Werbetexter Tim, der für einen Werbespot, den er getextet hat, nach Dubai reisen soll. Dort lernt er sein Team kennen und ebenso die schöne Stadt der Emirate. Tims Erwartungen an Dubai werden nicht enttäuscht, Dubai ist tatsächlich genauso dekadent, wie er gehört hat. Alles läuft in geregelten Bahnen, der erste Drehtag ist geschafft (ohne etwas auf Band zu bekommen), und die After-Work Party in Tims Domizil ufert ein bisschen aus. Morgens dann die Ernüchterung: Der Produktionsleiter Raf wird tot aufgefunden. Die Stimmung kippt, wilde Vermutungen und Rätselraten, was genau passiert ist, sind an der Tagesordnung. Doch nach Tims Geschmack kehrt man viel zu schnell zur Normalität zurück, und während er sich noch über Verschwörungstheorien und verschleierte Morde, die als Missbrauch von Alkohol und Drogen dargestellt werden, lässt das nächste Unheil nicht lange auf sich warten. So geraten nicht nur Marks Kollegen und er selber in Verdacht, sondern auch die Organisation WorldWise, für die der Spot gedreht werden soll…
Mark Watson hat hier einen Roman vorgelegt, der teils Gesellschaftskritik, teils Krimi und teils Portrait Dubais ist. Mit seiner klaren, flüssigen Schreibe beschreibt er aus der Sicht Tims die Geschehnisse in der luxuriösen Stadt. Was anfangs noch sehr an „Ein Hologramm für den König“ von Dave Eggers erinnert, wird bald zum Verfolgungswahn-Trip: Tim fühlt sich nach den Ereignissen in Dubai nicht mehr willkommen, will abreisen, doch seine Karte ist gesperrt, das Internet wird ihm verweigert, und dadurch, dass er Schlafwandler ist, verdächtigt er sich selbst, Raf ermordet zu haben – er konnte ihn sowieso nicht leiden. In diesem Zwiespalt bewegt sich Tim, als ihm eine Frau des Teams unerwartet näher kommt.
In dieser Nacht konnte er lange nicht einschlafen. Das Bild des [Obdachlosen] in dem Türeingang ließ ihn nicht los. In gewisser Weise stand er für die vielen Notleidenden […] und hielt Tim vor Augen, wie wenig er das Leid dieser Menschen an sich heranließ. […] Die Welt war voller Katastrophen, die der Einzelne zumeist überhaupt nicht beeinflussen konnte. Politische Gefangene, Flüchtlinge, Hungernde. Da es unmöglich war, alles zu verändern, beschloss man irgendwann, gar nichts zu tun.
Weitab vom egozentrischen Gefühlstrip meiner aktuell gelesenen Bücher wollte ich mal wieder etwas mit einer spannenden Handlung lesen. Krimis sind absolut nicht meins, dennoch las sich der Klappentext von „Die Stadt im Nichts“ sehr gut und auch das Buch hat einen soliden Eindruck hinterlassen. Allerdings habe ich mich daran gestört, das trotz des abrupten Wechsels der Erzählperspektive im dritten Teil (der mich zugegebenermaßen sehr überrascht hat), nie wirklich aufgelöst wird, wie es zu einigen Gegebenheiten gekommen ist. Diese Tatsache und auch die, dass ich mich permanent an „Ein Hologramm für den König“ erinnert fühlte, nicht wegen der Handlung, sondern wegen der vorherrschenden Stimmung und auch aufgrund der Charakterisierung Dubais. Wobei in Eggers Roman die in Dubai geltenden Regeln noch als strenger beschrieben wurden, beispielsweise war Alkohol und dessen Konsum streng verboten, es gab keine Minibars und das Personal hätte es mit Sicherheit nicht geduldet, wenn dort getrunken worden wäre. In Watsons Dubai hingegen war es öffentlich bekannt, dass die Westler viel und gerne trinken und auch Drogen konsumieren, und das einfach so in ihren Suiten und Hotelzimmern. Ich weiß nicht, wie es in der Realität aussieht, aber das hat mich doch teilweise etwas verwirrt.
Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: http://killmonotony.wordpress.com