Cover-Bild Das Haus /House of Leaves
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18,99
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 832
  • Ersterscheinung: 19.10.2009
  • ISBN: 9783442739707
Mark Z. Danielewski

Das Haus /House of Leaves

Und falls Sie irgendwann einmal zufällig an diesem Haus vorbeikommen sollten, bleiben Sie nicht stehen, gehen Sie auch nicht langsamer, sondern gehen Sie einfach weiter. Da ist nichts. Seien Sie vorsichtig... - Roman
Das Kultbuch über ein Haus, das stärker ist als du

Als der Erfolgsschriftsteller Will Navidson mit seiner Frau und den beiden Kindern in das neue Haus zieht, ahnt er nicht, was für ein Alptraum ihm bevorsteht. Er bemerkt eines Tages, dass dieses Haus über Räume verfügt, die kein Grundriss verzeichnet. Bei einer ersten Erkundung dieser Räume kommt er mit dem Schrecken davon und findet gerade noch den Rückweg. Doch das Haus beginnt ein immer monströser werdendes Eigenleben zu führen. Und immer mehr der herbeigerufenen Spezialisten und Helfer fallen den unheimlichen Räumen zum Opfer …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.06.2024

Man braucht Nerven, aber es lohnt sich

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Irgendwie habe ich mich ein bisschen vor dieser Rezension gefürchtet, genauso, wie ich mich bereits vor diesem Buch gefürchtet habe. Vielleicht ist es gerade auch deshalb, nachdem ich es schon einmal besessen ...

Irgendwie habe ich mich ein bisschen vor dieser Rezension gefürchtet, genauso, wie ich mich bereits vor diesem Buch gefürchtet habe. Vielleicht ist es gerade auch deshalb, nachdem ich es schon einmal besessen habe, erst einmal wieder ausgezogen. Aber ich konnte nicht widerstehen und habe es mir deshalb noch einmal bestellt und dann Augen zu und durch, auch gleich angefangen und es nicht bereut, obwohl ich dieses Buch für eine literarische Vollkatastrophe halte. Dieses Buch ist nämlich, mal ganz abgesehen von der total verrückten und einzigartigen Typografie, nicht so richtig in Worte zu fassen. Trotzdem will ich es versuchen.

Erst einmal eine kleine Erklärung zur Geschichte, denn diese setzt sich aus verschiedenen Perspektiven und Erzählern zusammen, ebenso aus ganz unterschiedlichen Stilen. So gibt es einerseits den Navidson Record, einen dokumentarischen Film, der zeigt, was sich über einen bestimmten Zeitraum im Haus von Will Navidson, seiner Lebensgefährtin Karen Green und deren gemeinsamen zwei Kindern abspielt und das ist nicht nur seltsam, sondern durchaus düster und gefährlich. Zwischen den Zeilen gibt es hier ebenso eine Liebesgeschichte, die meiner Meinung nach sogar ziemlich wichtig für das Buch ist. Dieser Part wurde von einem Beobachter des Films aufgeschrieben und von mehreren verschiedenen Leuten, Wissenschaftlern, Therapeuten und so weiter analysiert und kommentiert.

Wenn davon erzählt wird, was im Film geschieht, dann geschieht das eher sachlich und nüchtern, ohne große Gefühlsregungen, aber dennoch ist dieser Part dafür umso spannender und mitreißender. Allerdings werden diese Szenen von oben genannten Analysen und Kommentaren immer wieder unterbrochen. Diese sind dann sehr durchwachsen, mal echt interessant, mal nichtssagend und manchmal auch echt anstrengend. Dennoch sollte man sie durchaus mitlesen, weil manch wichtige Fakten (oder ist doch alles nur ein Mythos) darunter versteckt sind, die zum Verständnis beitragen könnten.

Dann gibt es noch die Geschichte von Johnny Truant, welcher sämtliche Aufzeichnungen, Bilder, Zeitungsartikel und mehr über den Navidson Record aus der Wohnung des alten, blinden Zampanò mitnimmt. Diese arbeitet er selbst auch noch einmal durch und scheint dadurch eine grausige Veränderung durchzumachen. Er wird ängstlicher, paranoider und rutscht immer mehr ab. Ob das an den Unterlagen liegt, wird allerdings nie ganz klar. Jedenfalls erzählt Johnny in der Ich-Perspektive davon, wie er an die Unterlagen gelangt und dann immer wieder zwischendurch, durch eigene Kommentare zum Navidson Record, von seinen Erfahrungen und seinem Leben, nachdem er diese gefunden hat. Das geschieht in einem wirren Durcheinander, mit Gedankensprüngen und manchmal auch einer kruden Sinnlosigkeit, wobei er immer wieder die vierte Wand durchbricht und sich direkt an den Leser wendet. Vor diesen Abschnitten habe ich mich, ehrlich gesagt, immer am meisten gefürchtet. Inwieweit Johnnys psychische Probleme aber mit dem Film zu tun haben, bleibt bis zuletzt offen.

Überhaupt lässt dieses Buch viel Spekulationsspielraum. Man kann am Ende alles so stehen lassen, sich aber auch eigene Gedanken darüber machen, wobei ich stark davon ausgehe, dass wohl letzteres der Fall sein wird, wenn man sich auf das Buch einlassen kann. Dann gibt es viel zu interpretieren, was ich, neben vielen Dingen, echt herausragend fand. So anstrengend das Buch nämlich auch zu lesen war, so sehr hat es mich tatsächlich gepackt. Die bösen Cliffhanger haben mich dazu gebracht, weiter und weiterzulesen, auch, wenn ich manchmal das Gefühl hatte, gar nichts zu verstehen. Und natürlich hat mich das Mysteriöse und Unverständliche an diesem Buch wahnsinnig fasziniert, selbst, wenn man am Ende eben nicht auf alle Fragen eine Antwort bekommt, erst recht nicht auf die wohl wichtigste Frage, die ich hier aber nicht verraten möchte.

Bleiben zuletzt noch die einzelnen Charaktere, auf die ich etwas näher eingehen möchte. Für mich waren Will Navidson sowie Johnny Truant auf jeden Fall die wichtigsten Figuren, einmal, weil Wills Erlebnisse im Haus im Mittelpunkt des Buches stehen und einmal, weil all das scheinbar Auswirkungen auf Johnny hat. Will ist dabei ein sehr bodenständiger Typ, der aber auch einen gewissen Abenteuerdrang und Neugier aufweist. Er liebt seine Familie, kann sich der Geschehnisse im Haus aber auch nicht erwehren. Anders ist da Johnny, denn ihn konnte ich bis zum Ende nicht ganz fassen. Er ist auf jeden Fall noch recht jung, hat aber auch schon einiges mitgemacht. Manchmal wirkt er recht abgehalftert, hat einen Hang zu Frauen und Drogen, oft wirkt er aber auch verrückt, wie jemand, der irgendwie nicht in diese Welt passt. Trotz allem scheint Truant aber sehr intellektuell und wortgewandt zu sein, weshalb seine Parts auch recht interessant und dennoch schwer zu lesen sind. Dazu kommen noch einige Nebencharaktere, die allesamt sehr dynamisch gezeichnet sind. Am Ende des Buches ist keiner mehr so, wie noch am Anfang und überhaupt fand ich, hätten sie alle einem echt gut gemachten Film entsprungen sein können. Ich habe jedenfalls nichts gefunden, was mich daran, wie sie geschrieben sind, gestört hätte, so mysteriös sie auch teilweise waren.

Alles in allem, fand ich dieses Buch, trotz der Besonderheiten und der Tatsache, dass es nicht leicht zu lesen war, absolut genial. Zwar hätte ich hier und da etwas mehr Horror erwartet, aber tatsächlich steckt dieser eher zwischen den Zeilen und dem, was man aus der Geschichte macht. Allerdings muss man sich auch erst einmal auf das Buch einlassen können, sonst könnte es schnell langweilig werden.

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Veröffentlicht am 07.05.2020

Atmosphärisch, Düster, Außergewöhnlich

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„This is not for you“
So begrüßt einen dieses Buch, und je tiefer man vordringt, desto mehr hat man das Gefühl, dass dies wahr sein könnte.

House of Leaves ist sicher kein gewöhnliches Buch. Schon den ...

„This is not for you“
So begrüßt einen dieses Buch, und je tiefer man vordringt, desto mehr hat man das Gefühl, dass dies wahr sein könnte.

House of Leaves ist sicher kein gewöhnliches Buch. Schon den Inhalt sinnvoll zusammen zu fassen fällt mir fast schwer, denn hier gibt es verschiedene Ebenen die parallel erzählt werden.

Die oberste Ebene bildet wohl Johnny Truant, dessen Geschichte und Anmerkungen im Vorwort und in Fußnoten zu finden ist. Er findet, dank einem Freund, die Aufzeichnungen von einem blinden alten Mann, die ihn fortan fesseln sollen.

Daher kommt dann auch die nächste Ebene, die aus den Aufzeichnungen von dem alten Mann Namens Zampanò bestehen. Über ihn selber erfährt man nicht all zu viel, stattdessen kommentiert er einen Film.

Dieser Film bildet auch die letzte Ebene dieser Erzählung, das eigentliche Herz des ganzen. In diesem Film, dem „Navidson Record“ geht es um die Familie Navidson, die in ihr neues Zuhause zieht. Was eigentlich ein harmloses kleines Projekt werden sollte, nimmt eine düstere Wendung, als sich herausstellt, dass das Haus in keiner Weise gewöhnlich ist. Es verändert sich von jetzt auf gleich und birgt ungeahnte, gar unmögliche Tiefen. Der Preisgekrönte Fotograf und Familienvater Will Navidson kann gar nicht anders, als mitsamt seiner Kamera in die tiefen dieses Hauses vordringen zu wollen und herauszufinden, was es damit auf sich hat.

Mehr will ich auch wirklich nicht verraten. Nur noch so viel vielleicht: Es stellt sich sehr schnell heraus, dass der Film den Zampanò so ausführlich behandelt überhaupt nicht existiert – nicht einmal in Johnnys Welt gibt es eine Spur von diesem Film. Und doch scheint etwas düsteres aus diesen Seiten zu kommen, etwas das Johnny nicht mehr los lassen will.

Die Geschichte ist geheimnisvoll, trotz aller Analyse im Buch bleibt vieles im dunkeln, im wörtlichen wie im übertragenden Sinne. Viele Fragen werden aufgeworfen und nur wenige auch beantwortet. Am Ende lässt die ganze Erfahrung einen etwas ratlos zurück, aber grade das ist doch der Reiz an diesem Werk. Wenn man die letzten Worte gelesen hat, ist man eben noch nicht unbedingt fertig damit. Es lädt dazu ein es noch einmal in die Hand zu nehmen und durchzusehen, Dinge nachzuschlagen und darüber zu philosophieren.

So bleibt auch immer die Frage, was am Ende eigentlich wie glaubwürdig ist. Wie viel von dem, was da auf Papier gebannt wurde kann auch wahr sein, und wie viel ist nur der unzuverlässigen Erzählung Johnnys zu verdanken?

Neben der wirklich wunderschön aufgebauten Geschichte ist aber auch die Darstellungsweise erwähnenswert. In der von mir gelesenen englischen ‚Remastered Full-Color Edition‘ wurden verschiedene Schriftarten für verschiedene Autoren der Passagen verwendet und verschiedene Worte und Abschnitte in verschiedenen Farben gedrückt. Viele Fußnoten weisen auf Quellenangaben zu Zitaten (teilweise nicht-reale Werke zu dem Film) hin oder dienen als Anmerkungen von Johnny oder Zampanò.
Am interessantesten jedoch ist das Spiel mit dem Layout des Textes, welchem sich hier bedient wird. So ist der Text teilweise auf den Kopf oder die Seite gedreht, es werden nur halbe Seiten beschrieben oder gar nur einzelne Sätze und Worte die in faszinierenden Anordnungen über die Seite verteilt werden.
Je tiefer man vordringt, um so verwirrender wird es auch, allerdings nie so, dass es frustrierend würde.

Ein Nachteil dieses Buches ist allerdings, dass es grade am Anfang doch etwas abschreckend wirkt. Es dauert eine Weile, bis man zum Herz der ganzen Sache gelangt und bis dahin wurde zumindest mir ein kleines bisschen Geduld abverlangt.

Ganz sicher kein Buch, welches man nur mal nebenbei liest, sondern tatsächlich eines, welches etwas Zeit und Aufmerksamkeit fordert. Aber das hat es auf jeden Fall auch verdient, jeder der dieses Art von Buch mögen könnte, sollte ihm zumindest eine Chance geben.

Sicher nicht etwas für jeden, aber für mich auf jeden Fall 5 Sterne wert!
Ich werde wahrscheinlich noch eine Weile etwas davon haben.

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