Dominosteine
„Dinge passieren einfach, ob Sie wollen oder nicht, und sie setzen Ereignisse in Gang, gegen die Sie noch viel weniger ausrichten können.“
„Die Mädchenwiese“ ist ein Thriller von Martin Krist. Er erschien ...
„Dinge passieren einfach, ob Sie wollen oder nicht, und sie setzen Ereignisse in Gang, gegen die Sie noch viel weniger ausrichten können.“
„Die Mädchenwiese“ ist ein Thriller von Martin Krist. Er erschien erstmalig 2012 im Ullstein Verlag und wurde 2019 bei R&K neuaufgelegt.
Im beschaulichen Finkenwerda verschwindet ein Mädchen. Während die Polizei noch daran glaubt, dass das Mädchen weggelaufen ist, steht für den ehemaligen Kommissar Lindner bereits fest: Der Serienmörder, der ihm vor einigen Jahren entkam, ist zurück…
Brutal. Fesselnd. Grausam – „Die Mädchenwiese“ ist definitiv nichts für schwache Nerven.
Spannend und nervenaufreibend beginnt die Suche nach der verschwundenen Lisa und nur langsam reiht sich Puzzlestück an Puzzlestück. Auf geschickte Art und Weise verknüpft Martin Krist unterschiedliche Erzählstränge und -perspektiven miteinander und lässt den Leser in eine grausame Welt, unweit von Berlin, eintauchen. Im Laufe des Romans entsteht dabei ein Gesamtbild, das den Täter aber bis zum Schluss verschleiert. Die Spannung bleibt dabei während der gesamten Handlung auf einem hohen Niveau, die Geschichte unvorhersehbar.
Geschickte Wendungen und ein unglaublich guter Handlungsverlauf stellen eine rhetorische Meisterleistung des Autoren dar und obwohl die Geschehnisse für meinen Geschmack teilweise etwas zu detailliert geschildert wurden, hat der Thriller mich gefesselt und auf makabre Weise gefesselt.
Nicht nur einmal musste ich beim Lesen schlucken und hätte mir am liebsten die Augen zu gehalten und umgeschaltet. Schonungslos werden die Handlungen des Täters beschrieben, gnadenlos die Geschehnisse beschildert, die den Täter erst zu dem machten, was er ist.
Dabei gibt es nicht nur ein Opfer, sondern gleich mehrere, die aus ihrer Rolle einfach nicht herauskommen, wodurch neben dem verschwundenen Mädchen auch das Thema Missbrauch in der eigenen Familie thematisiert wird.
Martin Krist schafft es, den Leser zu fesseln und emotional zu berühren. Obwohl der Thriller an vielen Stellen unglaublich brutal scheint, ist gerade diese Brutalität und Gnadenlosigkeit ein Teil dessen, was dem Thriller sein geniales Auftreten verleiht.
Neben dem gut gestalteten Plot sind auch die Figuren authentisch dargestellt und gut charakterisiert. Konflikte, Sorgen und Gefühle sind anschaulich beschrieben, die Perspektivwechsel zeigen deutlich, wie unterschiedlich Menschen in Stresssituationen reagieren und wie wenig Erwachsene Kindern manchmal zuhören.
Lisas Bruder Sam tat mir an vielen Stellen einfach nur Leid und ich habe mir so sehr gewünscht, dass ihn jemand mal ernst nimmt und sich in der Art um ihn kümmert, wie er es verdient hätte…
Auch mit Berta hatte ich unglaubliches Mitleid und konnte kaum begreifen, wie viel Pech man im Leben haben kann…
Mein Fazit: „Mädchenwiese“ ist definitiv kein Thriller für schwache Nerven, aber unglaublich spannend und rhetorisch geschickt geschrieben - mit garantiertem Gänsehautfaktor. Obwohl ich mich beim Lesen teilweise tatsächlich etwas unwohl gefühlt habe und manche Passagen mit ihrer Schonungslosigkeit jenseits meiner Wohlfühlzone lagen gebe ich dem Thriller 5 von 5 Sternen, da ich ihn für ein großartiges Buch halte, das definitiv für eingefleischte Thrillerfans geschrieben wurde.