Ein unterhaltsamer Gauner
Johann Friedrich von Allmen (“Die Betonung liegt auf dem ‘A’!”) nennt sich selbst einen »Lebenschwänzer«. In einer täglichen Arbeit sieht der exaltierte Privatier und selbstgefällige Dandy keinen Sinn, ...
Johann Friedrich von Allmen (“Die Betonung liegt auf dem ‘A’!”) nennt sich selbst einen »Lebenschwänzer«. In einer täglichen Arbeit sieht der exaltierte Privatier und selbstgefällige Dandy keinen Sinn, daher ist es kein Wunder, dass er sein millionenschweres Erbe auf ein Minimum geschröpft hat. Die Villa samt Kunstsammlung längst verscherbelt, wohnt er nun im Gärtnerhaus, zusammen mit seinem guatemaltekischen Butler Carlos, der illegal im Land lebt und Mädchen für alles ist.
Doch Allmen ist nicht bereit, auf luxuriöse Annehmlichkeiten im Leben zu verzichten, lässt er überall anschreiben.
Regelmäßige Antiquariatsbesuche, in die er sich natürlich standesgemäß mit dem Taxi chauffieren lässt, sind nicht nur seiner Liebe zur Kunst geschuldet. Meist fällt ihm der eine oder andere Kunstgegenstand in die Tasche, den er bei Tanner, einem diskreten Antiquitätenhändler zu Geld macht, um seine Gläubiger zufriedenzustellen.
Ein recht penetranter Gläubiger sitzt ihm aber im Nacken und Allmen muss seinen Einsatz erhöhen. Als er sich unvermittelt in einem Verbrechen wiederfindet, weiß er auch hier, Profit für sich herauszuschlagen. Aus der Not entwickelt sich eine recht zweifelhafte Geschäftsidee.
Mit Allmen hat der schweizer Bestsellerautor Martin Suter einen außergewöhnlichen Charakter geschaffen, der hier im 1. Teil der Allmen-Reihe ausführlich mit all seinen Eigenheiten vorgestellt wird. Detailliert ausgefeilt, nimmt er auf amüsante Weise die Eigenarten der Möchtegernreichen auf den Arm und zeigt damit einmal mehr, welch brillanter Menschenkenner er ist. Virtuos, in gewohnt stilistischer Brillanz präsentierte Suter 2011 seinen ersten Krimi, dessen Spannung auf leiser Flamme köchelt, aber sehr lesenswert ist.