Der personalisierte Abstieg in die ureigene Hölle! 🔥🔥🔥⚡
Mißverständnisse und alte Verletzungen führen zu wuchtigen Folgen im Ausmaß einer griechischen Tragödie. Fesselndes Psychogramm!
Der personalisierte Abstieg in die ureigene Hölle! 🔥🔥🔥⚡
George, Enddreißiger, ...
Mißverständnisse und alte Verletzungen führen zu wuchtigen Folgen im Ausmaß einer griechischen Tragödie. Fesselndes Psychogramm!
Der personalisierte Abstieg in die ureigene Hölle! 🔥🔥🔥⚡
George, Enddreißiger, hat eine tolle Mutter, Dolores, die vielleicht etwas überbehütend ist und eine hinreißende sechsjährige Tochter, Molly. Die Mutter des Mädchens ist leider schon verstorben.
George ist nicht unattraktiv, ein Bär von einem Mann, mit Kuschelwuschelmähne und Bart, etwas übergewichtig, aber durchaus anziehend. Nur ist er unglaublich schüchtern und introvertiert.
Das Verhältnis zu seinen beiden Sugarman - Ladies, wie die Familie heißt, ist eng und liebevoll.
Als er noch ein Kind war, hatte Vater Ray Dolores und Sohn verlassen. Das hat er im Grunde nie verwunden. Das ist eine sehr tiefsitzende Wunde, die nach all der Zeit gerade einmal oberflächlich verschorft ist.
In das Mietshaus, in welchem George wohnt, lebt die attraktive Yogalehrerin Lizzy. Obwohl er zuerst dem sexy Frauenaufreißer Harry alles Mögliche unterstellt und von allen möglichen horriblen Alpträumen geplagt wird, wendet sich Lizzy ihm, George zu.
Eines schönen Tages haut Lizzy einfach ab, scheinbar spurlos verschwunden. Das nimmt George zombiehaft mit. Und sein Vater Ray taucht scheinbar unerwartet auf - mit unvorhersehbaren Folgen ...
Dieses Buch ist ein superbes Psychogramm eines Mannes, der die Traumata seiner Kindheit nie überwunden hat. Das Verlassenwerden, dieses kindliche Gefühl daran schuld zu sein, daß man nicht geliebt und wertgeschätzt wird, dem Vater einfach egal ist. Das nagt und zehrt am Selbstbewußtsein und am Selbstbild sowieso. Man bekommt ausgeprägte Minderwertigkeitskomplexe, die nie mehr ganz weggehen.
Deswegen ist es kein Wunder, daß diese Wunde wieder massiv aufgerissen wird, wenn der Vater so wieder in Georges Leben tritt wie er es eben im Buch tut.
Was passiert bei einer weit offen klaffenden Wunde, die massiv blutet und Schmerzen verursacht, die kaum zu ertragen sind? Das triggert Aggressionen. Nur welche Art von Wit kann ich hier nicht verraten ohne zu spoilern.
Es wird offenbar falsch gemacht, was nur falsch gemacht werden kann, von allen Beteiligten. Und am Ende kann es nur Verlierer geben, wie in einer guten alten klassischen griechischen Tragödie.
Das Buch enthält sehr wohl unerwartete Wendungen. Man könnte vielleicht den einen oder anderen Twist ahnen, aber das ist nicht gewährleistet, weil es nicht offensichtlich ist. Aber gewiefte Leser, hmh! Hmh! 🤔
Fesselnd ist es jedenfalls, wie Missverständnisse, Fehldeutungen, Subjektivität eine autonome Spirale in Gang setzen, die, kommt sie erst einmal in Fahrt, offenbar nicht mehr zu stoppen ist.
Sehr gut ausdifferenzierte Protagonisten, die mir trotz ihrer negativen Seiten sympathisch sind, weil sie eben "nur" Menschen sind und Empathie für die Handelnden, die trotz allem in ihren Mustern sowie Verletzungen bzw. Kränkungen unaufhaltsam gefangen sind. Von der Autorin Martina Reimann ausgehend merkt man ihr ihre Liebe zu ihren Charakteren an und sie hat es geschafft, daß diese Empathie auf mich überspringt. Eine tiefe unterschwellige Melancholie prägt das Buch ebenfalls. And all that could have been!