Leider nicht überzeugend
Anfang des 18. Jahrhunderts beschließt Zar Peter, eine neue Stadt zu bauen. Sankt Petersburg soll eine Stadt werden, wie es sie in Russland noch nicht gegeben hat. Der vielseitig gebildete und interessierte ...
Anfang des 18. Jahrhunderts beschließt Zar Peter, eine neue Stadt zu bauen. Sankt Petersburg soll eine Stadt werden, wie es sie in Russland noch nicht gegeben hat. Der vielseitig gebildete und interessierte Zar nimmt sich Europa zum Vorbild und hat große Pläne. Bedenken wischt er vom Tisch und setzt seine Vorstellungen gegen alle Widerstände durch. Doch auch der Zar kann so einen Plan nicht allein in die Tat umsetzen, er braucht hunderte und tausende von Menschen, die ihm helfen, seine Vision Realität werden zu lassen. Er wirbt Freiwillige an, aber auch Kriegsgefangene und Leibeigene müssen ihren Teil dazu beitragen. Zu ersteren gehört die Familie des deutschen Arztes Dr. Albrecht, der mit seiner Familie bereits in Moskau gelebt hat. Sein Sohn und seine beiden Töchter werden ganz unterschiedliche Wege in der neuen Stadt gehen.
Auch viele andere Menschen verschlägt das Schicksal oder ihr Abenteuersinn an die große Baustelle an der Newa. Einigen davon folgen wir in diesem Buch.
Der unangefochtene Protagonist der Geschichte ist jedoch die Stadt selber. Der Leser erlebt die Vision des Zaren und ihre langsame und schwierige Umsetzung quasi hautnah mit. Eine hochinteressante Geschichte und Zar Peter war ganz offensichtliche eine faszinierende historische Figur. Diese Abschnitte lesen sich allerdings relativ trocken. Dennoch waren sie für mich das interessanteste an dem Roman, denn leider blieben die anderen Protagonisten ziemlich blass. Mit keinem von ihnen habe ich wirklich mitgefiebert, sondern ihre Entwicklung relativ distanziert verfolgt, da einfach keine emotionale Nähe aufkam. Am ehesten interessierte mich noch das Schicksal der Arztfamilie, da diese von Anfang an dabei waren und man somit von ihnen am meisten erfuhr. Ihre Handlungen, Gefühle und Gedanken allerdings fand ich wenig spannend Die anderen Personen, die so nach und nach eingeführt wurden, konnten mich noch weniger überzeugen und wirkten mehr wie Staffage, eben um den Aufbau der Stadt anschaulicher zu erzählen – was für mich aber überhaupt nicht gelungen ist. Einige Figuren empfand ich als ziemlich überflüssig. Ich hätte es wahrscheinlich besser gefunden, wenn die Autorin sich auf weniger Figuren konzentriert hätte, deren Schicksal aber tiefergehend beschrieben und vor allem ihre jeweilige Entwicklung glaubwürdiger erzählt hätte. Am Ende dreht sich alles irgendwie zum Guten, das wirkte auf mich recht konstruiert.
Insgesamt für mich ein Buch mit einem tollen Setting, das aber in der Handlung nicht überzeugen konnte. Schade, hier hatte ich mir definitiv mehr erhofft!