Ein wichtiges Zeitdokument, dass seine Inhalte kindgerecht vermittelt
Dieses Buch wurde von der Autorin Martine Letterie in Zusammenarbeit mit dem Erinnerungszentrum Westerbork in den Niederlanden geschrieben. Im Nachwort berichtet die Autorin, dass im Lager Westerbrok auch ...
Dieses Buch wurde von der Autorin Martine Letterie in Zusammenarbeit mit dem Erinnerungszentrum Westerbork in den Niederlanden geschrieben. Im Nachwort berichtet die Autorin, dass im Lager Westerbrok auch sehr kleine Kinder lebten und genau deren Geschichte erzählt sie hier. Alles, was man in diesem Buch liest beruht auf wahren Geschichten und genau das macht das Buch noch berührender.
Sehr gefallen hat mir, dass Martine Letterie hier ein Werk für jüngere Kinder geschaffen hat. Sie beschört die Welt und das Leben der Kinder zu Beginn und während des zweiten Weltkrieges herauf, ohne in die brutalen Details zu gehen. Wir begleiten Bennie, Klaartje, Rosa, Jules und Leo auf ihrem Weg aus dem alltäglichen Leben in ihrem jeweiligen Zuhause in das Lager Westerbork und auch von dort wieder zurück in den Frieden. Das Buch ist in diese drei Teile aufgeteilt, “So fing es an”, “Im Lager” und “Frieden”.
Wir erfahren, wie die jüdischen Mitmenschen nach und nach vom alltäglichen Leben ausgeschlossen werden, als Jules nicht mehr mit seinem Freund auf den Spielplatz darf oder Bennie nicht mehr mit den anderen Kindern zusammen unterrichtet wird, weil er Jude ist. Dies alles vermittelt die Autorin sehr kindgerecht. Als Erwachsener ist man zunächst verwundert, dass Rosa sich freut, dass sie an ihrem 6. Geburtstag endlich den gelben Stern tragen darf. Man fragt sich unwillkürlich, wie man soch darüber freuen kann. Aber natürlich freut sie sich darüber. Sie erfasst die Gesamtsituation natürlich noch gar nicht und geht mit kindlicher Naivität an die Sache heran. Sie gehört jetzt zu den Großen. Das geht schon ganz schön an die Nieren.
Die eher kindlichen Zeichnungen nachempfundenen Illustrationen unterstreichen, dass es sich hier um ein Buch für Jüngere handelt. Man hat fast den Eindruck, als könnten diese Zeichnungen wirklich von Bennie, Jules oder einem der anderen Kinder stammen, die ihr Leben in Bildern festhalten.
Ich denke, dass die Autorin hier ein Buch geschaffen hat, dass sich gut zum vorlesen eignet, da Eltern so mit ihren Kindern über diese Zeit ins Gespräch kommen können. Gerade jetzt und heute wird es leider täglich wichtiger, dass man die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts nicht aus den Augen verliert, dass wir unseren Kindern klar machen, wo es hinführen kann (und wird), wenn wir blindlings irgendwelchen Anführern hinterher laufen. Keinem Menschen und schon gar keinem Kind darf jemals wieder das passieren, was in diesem ergreifenden Buch geschildert wird.
Von mir gibt es 5 Sterne und eine unbedingte (Vor-)Leseempfehlung.