Manche warten auf Godot ... und manche eben auf den Teufel ...
Auf diese Wiederentdeckung hatte ich mich besonders gefreut. Schon das dunkelrote Cover mit der trotzig aber auch etwas lasziv dreinschauenden Mary Maclane hatte mich im Voraus fasziniert. Ich liebe Bücher ...
Auf diese Wiederentdeckung hatte ich mich besonders gefreut. Schon das dunkelrote Cover mit der trotzig aber auch etwas lasziv dreinschauenden Mary Maclane hatte mich im Voraus fasziniert. Ich liebe Bücher über Frauen, die anders sind und sich vor über 100 Jahren schon trauten offen zu reden, ja gar zu provozieren. Dennoch kam ich mit dem Schreibstil nicht so wirklich klar. Die Autorin hat ihr Buch wie ein Tagebuch aufgebaut, man könnte es so eine Art Selbstanalyse nennen. In längeren und kürzeren fast täglichen Abschnitten lädt sie ihre geneigten Leser in ihre Gedankenwelt ein, spart nicht mit Kritik an anderen aber auch an sich selbst. Und gleichzeitig zelebriert sie sich und das Leben. Immer wieder fragte ich mich, will sie herausfordern und auf sich aufmerksam machen oder fällt sie tatsächlich manchmal in eine Art tiefe Depression, die man ihr nicht mal wirklich verdenken könnte? Immerhin hat ihr Stiefvater ihre Studienpläne – sie wollte wie ihre ältere Schwester zur Yale University – zunichte gemacht und ihr erzählt, dass dafür kein Geld mehr vorhanden sei. Für Mary war das wahrscheinlich eine klare Kampfansage.
Sehr gut gefallen habt mir das Nachwort der Übersetzerin, in dem sie viele klärende Worte zu diesem Projekt und auch Mary als Person verliert. Alles in allem war das sicher eine anspruchsvolle Übersetzungsaufgabe. Ich wünsche dem Reclam Verlag, der mir natürlich bestens aus meiner eigenen Jugend im Gymnasium in Form der kleinen gelben Büchlein bekannt ist, viel Erfolg mit Mary Maclanes Buch und bedanke mich für das überlassene Rezensionexemplar.
Ich vergebe für das Buch drei von fünf Sternen.