Rezension zu Von Null auf Papa
Ich bin leider mit falschen Erwartungen an diesen Roman gegangen, da ich mir aufgrund des Klappentextes etwas völlig anderes vorgestellt habe. Der Roman ist unterhaltsam, weist jedoch einige Schwächen auf.
Daten:
Titel: Von Null auf Papa
Autor: Matt Brown
Übersetzer: Wolfgang Seidel
Verlag: Feelings
Genre: Unterhaltungsroman
Preis: ebook only 6,99 €
Erscheinungsdatum: 03.07.2017
Isbn: 9783426445150
Achtung: Der Roman ist eine Neuausgabe des Buchs „Die Schnapsidee“ die 2011 unter dem Namen Matt Dunn bereits bei Knaur erschienen ist.
Vielen Dank an Feelings und Netgalley für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Klappentext:
Will Jackson ist Single aus Überzeugung. Die letzte ernsthafte Beziehung liegt Jahre zurück, und bis jetzt war Will mit seinem Leben völlig zufrieden. Doch nun naht sein 31. Geburtstag und er wird offiziell »in den Dreißigern sein«. Und auf einmal plagt ihn der Kinderwunsch. Will beschließt, dass es für ihn Zeit wird, eine Familie zu gründen. Er will Vater werden, jetzt, sofort, am besten noch vor seinem Geburtstag. Einziger Haken an diesem grandiosen Plan: Zum Kinderbekommen braucht man natürlich eine Frau, und die Partnersuche gestaltet sich schwierig. Denn die passende Mutter für seine Familienplanung ist weit und breit nicht zu finden
Meinung:
Auch wenn der Schreibstil dafür sorgt, schnell in die Geschichte eintauchen zu können hatte ich doch recht häufig das Gefühl, dass hier zwei Autoren am Werk gewesen sind. Am stärksten macht sich dies am Protagonisten Will bemerkbar. Wirkt Will, vor allem durch seinen Beruf als Life Coach in den Momenten der Selbstgespräche - denn der Roman ist in der ersten Person verfasst - noch recht kompetent, wird er in den Unterhaltungen mit anderen zum unfähigen Statisten. Wenn man sich noch nie mit dem Thema Babys, Kinder und dem Alltag mit ihnen auseinander gesetzt hat, wird man schnell auf den Boden der Tatsachen geholt, allerdings stellt Will Fragen, die einen den Kopf schütteln lassen. Wenn ihm sein bester Freund Tom und dessen Frau Barbara mal wieder die Welt erklärt haben, stellte sich bei mir jedes Mal ein unangenehmes Gefühl des Fremdschämens ein. Andere Situation: Will hielt eine Frau, die er über ein Online Dating Portal kennengelernt hatte für besonders religiös, da sie sich mit ihrem Spitznamen Kath vorstellte, der nichts anders als eine Kurzform von Katherine war. Die Situationen, in der er offensichtliche Dinge missversteht sind so häufig in der Anzahl, dass der humoristische Charakter, den diese Zeilen versprühen sollen, völlig untergeht. Will machte teilweise den Anschein, ohne seine Freunde nicht lebensfähig zu sein.
Was mich direkt zum nächsten Punkt führt. Will verbringt einige Zeit bei seinen Freunden Barbara und Tom und geht dort u.a. in die Schule des Datings und der Kinderziehung. Hier kommt es zu Nacherzählungen von Tom und Barbara, wie Dates ablaufen können/sollten und ähnlichen Konstellationen, die keinen großen Mehrwert hatten. Statt von ihnen zu erfahren, wie bestimmte Situationen aussehen könnten, hätte ich sie lieber direkt mit dem Protagonisten erlebt.
Die vielen Klischees, die in diesem Roman eingearbeitet wurden, bin ich normalerweise nur von Büchern aus dem Bereich des ChicLits gewöhnt. Ein ständiges „Wir Frauen sind so“ und „ihr Männer seid so“ sorgten nicht gerade dafür, dass ich mit den Figuren sympathisieren konnte.
„Wir Frauen sind deshalb in den seltensten Fällen pünktlich, weil wir uns für euch Männer zurechtmachen wollen. Ich würde es beim nächsten Mal als Kompliment auffassen. Es dauert eben manchmal ein bisschen, bis man was Passendes zum Anziehen gefunden hat, das euch Männern gefällt.“ - Pos. 2015 | 40 %
Gut, der Roman hat bereits ein paar Jahre auf dem Buckel, allerdings rechtfertigt dies nicht das Schubladendenken, das man sonst nur aus fragwürdigen Frauenzeitschriften kennt.
Die eigentliche Geschichte, nämlich die geplante Vaterschaft von Will, verläuft sich nach kurzer Zeit schon in eine Art Erwachsenwerden- bzw. Selbstfindungsphase. Es kommt zu vielen peinlichen Begegnungen und mit jeder gelesenen Seite wurde die Enttäuschung größer, dass der Autor nicht endlich zum Punkt kommt. Dies steigert sich gegen Ende hin in einen so absurden weiteren Verlauf, dass es fast schon wieder hätte komisch sein können. Doch leider hatte mich Brown bis dahin schon verloren.
Fazit:
Leider konnte mich Wills Geschichte nicht überzeugen. Vielleicht mag der Witz des Autors im Original besser funktionieren, dieser Roman allerdings war in meinen Augen weder humorvoll, noch hätte ich das große Bedürfnis, ihn ein zweites Mal lesen zu wollen.