Ich möchte vorab gleich betonen, diese Geschichte war nicht das was ich mir erhofft hatte! Ich tendierte wirklich zwischendurch zu zwei Sternen, der Schreibstil und das Ende konnten dann aber noch etwas am Gesamteindruck ändern.
Eine Siedlung, 18 Tote und 20 Jahre später die letzte Anwohnerin erschossen. Die besten Zutaten für einen Thriller und, obwohl das Buch lange Zeit auf meinem SuB lag, war ich unheimlich gespannt auf die Geschichte!
Es begann auch wirklich vielversprechend. Die Perspektiven wechselten zwischen der aktuellen Ermittlung und den Ereignissen von vor 20 Jahren. Im späteren Verlauf geht die Rückblende nochmals um 30 Jahre (somit insgesamt „Vor fünfzig Jahren„) zurück.
Die Ereignisse von vor 20 Jahren beschreiben den Fund des Leichenkreises, den „Schlafenden“. Dies macht sehr neugierig auf die Hintergründe und den Zusammenhang des gegenwärtigen Mordes. Wirklich erschütternd sind jedoch die Rückblenden von vor 50 Jahren. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber darauf aufmerksam machen das eben diese beschriebenen Szenen triggern können.
“[…] dort in der Siedlung gab es eine große Portion an Wirklichkeit, die fast nicht zu ertragen war, […]"
(Seite 256)
Was in dieser Siedlung passierte ist nicht nur erschreckend, sondern sehr einnehmenden beschrieben! Und eben diese Szenen hätten mit der aktuellen Ermittlung vollkommen ausgereicht. Die Spannung ist vorhanden, das Hinterfragen beginnt und man möchte unbedingt erfahren wie die Jahre einen Kreis an Geschehnissen bilden. Doch leider bleib es nicht einzig dabei und so nahm meine kleine Enttäuschung ihren Lauf.
Ich bin schon mal grundlegend kein Fan davon, wenn Brotkrumen ausgelegt werden und ich nicht am Hexenhäuschen ankomme! Besonders bei Krimis und Thrillern achte ich auf viele Details, schließlich will ich mit rätseln, einzelne Puzzleteile zu einem Bild legen. Da gehören falsche Fährten hinzu, schließlich will ich doch eigentlich auch erst am Ende erfahren wer und warum – wenn dies der Fokus des Buches ist. Es gibt natürlich andere Bücher aus dem Genre, da sind Täter/in und Motiv zu Beginn bekannt. Nun aber zurück zur Kritik, denn auch hier wurden „falsche“ Fährten gelegt. Beziehungen wurden eingebaut dessen Stellenwert mir selbst nach dem Beenden nicht ganz schlüssig war. Es geht um die Ermittlerin und ihren Kontakt zu einem Serienmörder, dies jedoch hat für die eigentliche Geschichte keinen großen Stellenwert. Auch die wiederholte Erwähnung, das die Ermittlerin dort aufwuchs hat keine größere Bedeutung. Da diese beiden Punkte aber immer wieder eingearbeitet wurden und mich sehr neugierig machten, war ich bezüglich der Nichtigkeit innerhalb der Geschehnisse und Ermittlungen umso enttäuschter.
Ich bin keine große Kritikerin, wenn die Ermittler*innen einen Rucksack an Problemen mitbringen. Manchmal macht sie gerade das sympathisch, bringt das gewisse Etwas hinein oder ist für mich interessant zu lesen. So hätte es auch bei Ermittlerin Eva Schnee sein können. Sie bringt ein ganz besonderes Paket an „Problemen“ mit. Warum genau eben dies eingearbeitet wurde beantwortet sich zum Ende und doch ist es nicht zufriedenstellend. Vielmehr noch beginnt es zu stören, da es keinen direkten Einfluss auf die Ermittlungen hat oder im Zusammenhang mit den Ereignissen der Siedlung steht. Eher fürchtete ich ein abdriften ins mystische was zum Glück nicht geschah! Was vor 50 Jahren in der Siedlung geschah ist schockierend. Punkt! Was jedoch nach diesen Ereignissen passierte, die Erläuterung am Ende ist so nicht absehbar gewesen, aber auch – für mich – nicht ganz zufriedenstellend.
Die Geschichte um die Siedlung ist erschütternd und hat mich in seinen Bann gezogen, doch der Fokus bezüglich der Ermittlerin minderte meinen Lesefluss und -genuss. Die Ereignisse innerhalb der Siedlung hätten für einen Pageturner der ruhigeren Töne absolut ausgereicht und mich überzeugt. Durch die zu stark einnehmende Perspektive der Ermittlerin fühlte sich das Buch in die Länge gezogen und nahm den eigentlichen Geschehnissen seinen Raum. Da aber eben jene Geschichte eine Tragödie zu tage fordert und die Rückblicke sehr einnehmend sind, war es keine Enttäuschung, welche eine geringere Wertung gerechtfertigt hätte.
— Wortkabinett — Um was es sich dabei handelt könnt Ihr hier nachlesen: http://kejas-blogbuch.de/die-siedlung-der-toten-von-max-landorff/