Liebe und Verrat im Dritten Reich
Deutschland im Jahre 1939: Kurz vor dem Ausbruch des 2. Weltkriegs versprechen sich sechs junge Menschen, die schon länger eine enge Freundschaft verbindet, dass sie sich nicht aus den Augen verlieren ...
Deutschland im Jahre 1939: Kurz vor dem Ausbruch des 2. Weltkriegs versprechen sich sechs junge Menschen, die schon länger eine enge Freundschaft verbindet, dass sie sich nicht aus den Augen verlieren und füreinander da sein werden. Doch der Krieg bringt drastische Veränderungen mit sich, die ihre Freundschaft auf eine harte Probe stellen und Freunde von einst zuweilen zu Feinden werden lassen...
Fast 60 Jahre später findet der Arzt Robert Lubisch im Nachlass seines Vaters das Foto einer jungen Frau und einen SS-Ausweis, in dem ein ihm unbekannter Name steht. Lubisch vermutet, dass es sich bei der Frau um eine Geliebte des Vaters handelt. Der Gedanke, dass der Letztere doch nicht so perfekt war, wie er sich immer nach außen gegeben und wohl doch eine kleine Schwäche hatte, gefällt Lubisch und er versucht die Identität der schönen Unbekannten herauszufinden. Er ahnt nicht, dass die Geschichte, die dadurch ans Tageslicht kommt, ihn zutiefst erschüttern und seine Welt ins Wanken bringen wird...
Wie bereits im Roman „Trümmerkind“ erzählt Mechtild Borrmann auch in diesem Buch eine Geschichte, die sich in einem der düstersten Kapitel der deutschen Vergangenheit abspielt, in der Zeit der Nazi-Diktatur. Es ist eine Geschichte von Liebe, von Freundschaft, vom Zusammenhalt und vom Mut, aber sie handelt auch von menschlichen Abgründen und davon, wozu Eifersucht und Hass fähig sind. In ihrer wunderbar unaufdringlichen, ruhigen Art schildert die Autorin dramatische Schicksale ihrer Protagonisten vor der Kulisse des Zweiten Weltkrieges und vermag es gekonnt, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Hier fällt kein Wort zu viel, aber gerade diese gewisse Kargheit ist eines der Merkmale des Schreibstils von Mechtild Borrmann und macht ihre Romane aus meiner Sicht umso bewegender. Es muss nicht alles erzählt werden. Sie lässt uns oft zwischen den Zeilen lesen, fördert unsere Vorstellungskraft und regt zum Nachdenken an. Ich jedenfalls hatte bei der Lektüre das Grauen des Krieges und das menschliche Leiden lebhaft vor Augen. Auch die Figuren scheinen zu leben und zu atmen, man fühlt mit ihnen und man kann sich oft in sie hineinversetzen. Die grausamen Verbrechen, die im Mittelpunkt der Handlung stehen und der Umgang mit der Schuld bzw. generell mit der schwierigen Vergangenheit werden mit großer Beobachtungsgabe und sehr einfühlsam thematisiert. Auch Spannung kommt nicht zu kurz: Sie steigt kontinuierlich, bis man irgendwann die Lösung des Rätsels kaum noch abwarten kann. All das macht „Wer das Schweigen bricht“ zu einem außergewöhnlichen Kriminalroman, den man mit einem Gefühl wachsender Beklemmung liest und der einem unter die Haut geht. Es ist absolut nachvollziehbar, dass er 2012 mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet wurde.
Fazit: Ein packender und bewegender Roman und ein wichtiges Stück deutscher Geschichte – bitte unbedingt lesen!