Cover-Bild Die Hafenschwester (1)
Band 1 der Reihe "Die Hafenschwester-Serie"
(6)
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Diana
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Ersterscheinung: 09.09.2019
  • ISBN: 9783641243890
Melanie Metzenthin

Die Hafenschwester (1)

Als wir zu träumen wagten - Roman
Hamburg, 1892: Die Cholera erschüttert die Stadt an der Elbe und fordert tausende Opfer. Als Marthas Mutter stirbt, muss sie das Überleben ihrer Familie sichern. Die junge Frau aus dem armen Gängeviertel ergattert eine Lehrstelle am Eppendorfer Krankenhaus und arbeitet sich bis zur OP-Schwester hoch. Während die Ärzte sich im Wettlauf gegen die Zeit befinden, ist Hamburg auch im politischen Umbruch: Die Hafenarbeiter streiken, die Frauen kämpfen ums Wahlrecht und für die Rechte von Prostituierten. Martha schließt sich der Frauenbewegung an und führt gleichzeitig ihren ganz persönlichen Kampf. Denn sie hat nicht nur die Liebe zur Medizin entdeckt, sondern – gegen die strengen Regeln am Krankenhaus – auch zu einem jungen Mann …

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Veröffentlicht am 16.09.2019

Sehr positiv überrascht - spannende Hamburger Geschichte und starke Frauen

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Wart ihr schon mal im Innenhof des Hamburger Rathauses? Dort wurde 1896 ein Brunnen gebaut, der daran erinnern soll, wie wichtig sauberes Wasser ist. Man sieht die Göttin Hygieia und zu ihren Füßen einen ...

Wart ihr schon mal im Innenhof des Hamburger Rathauses? Dort wurde 1896 ein Brunnen gebaut, der daran erinnern soll, wie wichtig sauberes Wasser ist. Man sieht die Göttin Hygieia und zu ihren Füßen einen kleinen Drachen, der symbolisch für die besiegte Cholera steht.

Vor gerade einmal 120 Jahren gab es in Hamburg eine schwere Choleraepidemie. Hamburg hat diese Seuche besonders schwer getroffen, da auf politischer Ebene mehrere falsche Entscheidungen gefällt worden waren.

Zum Buch:
Die 14-jährige Martha lebt mit ihrem kleinen Bruder Heinrich und den Eltern in einer Wohnung im Hamburger Gängeviertel.

Über dieses Viertel sagte der Bakteriologe Robert Koch: „Ich habe noch nie solche ungesunden Wohnungen, Pesthöhlen und Brutstätten für jeden Ansteckungskeim angetroffen wie in den sogenannten Gängevierteln, die man mir gezeigt hat, am Hafen, an der Steinstraße, an der Spitalerstraße oder an der Niedernstraße.[...] Ich vergesse, daß ich mich in Europa befinde.“ (Quelle: wikipedia)

Als Marthas Mutter stirbt, beginnt der Vater zu trinken. Er hatte bisher als Schauermann im Hamburger Hafen Schiffe be- und entladen und verliert seinen Job. Die junge Martha arbeitet im Allgemeinen Krankenhaus von St. Georg, um Geld für die Familie zu verdienen. Später wird sie als Lernschwester im modernen Eppendorfer Krankenhaus angenommen.
Weil die Schwestern des Krankenhauses eigentlich aus dem bürgerlichen Milieu kommen sollten, hat Martha einen schweren Stand. Eine der anderen angehenden Krankenschwestern spinnt Intrigen gegen sie.
Marthas Jugendfreundin Mili wird von ihrem Vater zur Prostitution gezwungen.

Am Beginn des Buches ist Martha 14 Jahre alt, und die Geschichte reicht bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr. Wegen des Krankenschwesternumfeldes (Klischee “Arztroman”) hatte ich mit mehr Romantik gerechnet.
Aber die Handlung hat mich sehr positiv überrascht. Eine Liebesgeschichte entwickelt sich erst relativ spät und wird auch nicht zum Fokus des Buches. Das fand ich sehr gut, denn Bücher für Frauen müssen sich nicht immer nur um Liebe drehen.

Die Autorin Melanie Metzenthin schreibt im Nachwort, dass sie von Familienfotos und Erzählungen ihrer Urgroßmutter inspiriert worden sei. Ihr Buch zeichnet ein detailliertes Bilde der damaligen Zeit - von Doppelmoral, Abhängigkeiten und schlechten Arbeitsbedingungen. Erschreckend zu lesen, wie stark das Schicksal der Menschen durch ihre Herkunft bestimmt war.

Ich fand es sehr spannend mehr über die damalige Zeit zu erfahren. Vor allem, da ich selbst in Hamburg lebe und die Orte kenne.
Ende des 19. Jahrhunderts war die Frauenbewegung am erstarken, wichtige medizinische Entdeckungen werden gemacht, die Gewerkschaften streikten im Hamburger Hafen.
Die Frauenrechtlerin Lida Gustava Heymann richtete während des Streiks eine Suppenküche für die Familien der Hafenarbeiter ein und eröffnete später eine Beratungsstelle für Frauen.

Kleine Kritikpunkte: Die Beschreibung der politischen Inhalte war grundsätzlich interessant, und ich stimme auch mit ihnen überein. Teilweise hat es jedoch Überhand genommen und las sich fast wie eine Werbebroschüre der Sozialdemokraten.

SPOILER
Letzten Endes waren Ehemänner die Lösung für Martha und Mili. Ich hätte mir gewünscht, dass zumindest eine von ihnen hätte unabhängig bleiben können. Wobei auch mal festzuhalten ist, dass sozialdemokratische Männer nicht zwingend feministisch sind.
Einerseits war mir Martha zu tüchtig und andererseits konnte ich manche Entscheidungen von ihr moralisch nicht nachvollziehen.

Fazit:
Trotz der kleinen Minuspunkte ist “Die Hafenschwester” ein fantastisches Buch. Auch da es uns nochmal vor Augen führt, wie die Situation noch vor gut hundert Jahren war und was man mit Solidarität erreichen kann.
Bitte mehr solcher Romane.