Gescheiterte Flucht
Mit einem tiefen Seufzer der Zufriedenheit tauche ich aus dem Jahre 1850 wieder in der Realität auf und verlasse bedauernd den Wölfelsgrund in Schlesien, in dessen zentralem Knotenpunkt, der Altenburg, ...
Mit einem tiefen Seufzer der Zufriedenheit tauche ich aus dem Jahre 1850 wieder in der Realität auf und verlasse bedauernd den Wölfelsgrund in Schlesien, in dessen zentralem Knotenpunkt, der Altenburg, sich die Schicksale der Protagonisten immer wieder kreuzen, und letztendlich erfüllen. Was Michael Meinert mir mit diesem Buch beschert hat, war exzellente Unterhaltung auf hohem Niveau. Ein tragisches Schicksal, verwoben mit großer Schuld, Verbitterung, und einer zarten Liebesgeschichte, die sich langsam anbahnt. Dazu ein Kriminalfall, dessen Spannungsbogen sehr gut aufgebaut ist und der nach dem ersten Drittel des Buches kontinuierlich steigt und für ein fulminantes Finale sorgt.
Oberförster Albert Grünling, ein verbitterter und griesgrämiger Menschenfeind, der seinen wohlmeinenden Mitmenschen das Leben schwer macht, trifft auf die junge, gottesfürchtige Rahel von Bredow. Bereits die erste Begegnung mit der ruhigen, innerlich strahlenden jungen Frau verunsichert Albert, der mit ihrer unvoreingenommenen Art und ihrem unerschütterlichen Glauben überfordert ist. Ein traumatisches Erlebnis in der Vergangenheit veranlassten den Förster, einen eisernen Schutzwall um sein Herz zu ziehen, der bislang von niemandem durchbrochen werden konnte. Das jähe Auftauchen eines Wilddiebs im ansonsten ruhigen Revier bringt zusätzliche Unruhe in den Wald und setzt den Oberförster unter Druck. Das Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forste verlangt die unverzügliche Ausforschung des Wilderers und droht mit drastischen Konsequenzen im Falle von Grünings Versagen. Zu allem Übel taucht auch noch ein alter Rivale und Erzfeind des Försters auf, der Böses im Schilde führt. Als Albert Grünling nach vielen Widrigkeiten eine Spur des Wilderers entdeckt, ist es beinahe zu spät … und die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen.
Der Autor hat mich mit seiner ausgeklügelt konstruierten Geschichte hervorragend unterhalten und den Spannungsbogen konstant hoch gehalten. Der einnehmende Schreibstil sorgte für steten Lesefluss, die der damaligen Zeit angepassten Sprache der handelnden Figuren hat mich enorm für sich eingenommen und trug viel dazu bei, die exzellent ausgearbeiteten Charaktere noch glaubwürdiger zu gestalten. Besonders intensiv darf man als Leser an der Entwicklung Albert Grünings teilhaben, wobei Michael Meinert aber auch äußerst sympathische Nebenfiguren ins Geschehen einbringt. Der Glaube an Gott ist ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht, diese beeindruckende Lektüre wurde durch berührenden Aussagen und Erkenntnissen der Protagonisten sehr bereichert.
Ich möchte an dieser Stelle auch die Aufmachung des Buches positiv hervorheben, bei dem bereits auf dem Cover ersichtlich ist, dass es sich hierbei um den ersten Teil der Hochwald-Saga handelt. Die im Vorwort angeführten detaillierten Fakten sowie die Landkarte zum Ort der Handlung sorgten für eine kurze, aber fundierte Vorinformation und erleichterten mir die räumliche Orientierung. Der Beginn eines jeden der insgesamt 42 Kapitel brachte zugleich stets einen Wechsel des Schauplatzes mit sich, und das stimmungsvolle Coverfoto passte meiner Ansicht nach perfekt zum Inhalt.
Mein herzlicher Dank gilt dem BOAS-Verlag und der Organisatorin der Lovelybooks-Leserunde, denen ich diese Leseerfahrung zu verdanken habe. Die rege Beteiligung von Autor und Verlag bei den Diskussionen um das Buch bescherten tiefere Einblicke um dessen Entstehen und lieferten höchst interessante Hintergrundinformationen. Vielen Dank auch dafür! Ich freue mich bereits auf die Fortsetzung und kann „Gescheiterte Flucht“ uneingeschränkt weiterempfehlen.
Fünf Bewertungssterne für dieses wirklich gelungene Leseerlebnis!