Ein gelungenes Ende der Trilogie
Dieser dritte und letzte Teil der Trilogie rund um das Hotel am Heiligendamm zeigt, wie die Nazis nach ihrer Machtübernahme immer mehr in das Leben der Menschen eingreift. Elisabeth und Julius können sich ...
Dieser dritte und letzte Teil der Trilogie rund um das Hotel am Heiligendamm zeigt, wie die Nazis nach ihrer Machtübernahme immer mehr in das Leben der Menschen eingreift. Elisabeth und Julius können sich lange, mit List gegen die Vereinnahmung wehren. Elisabeth hängt natürlich am Lebenswerk ihres Vaters und will das Hotel nicht aufgeben. Julius ist da viel weitsichtiger und drängt zur Auswanderung. Erst als ihrem kleiner Sohn Oskar, der ein wenig stottert, Gefahr droht, erkennt Elisabeth, dass sie nicht mehr in Deutschland bleiben können.
Besonders gefährdet ist natürlich Paul, der seine Homosexualität stets verbergen muss. Als dann sich sein Sohn als fanatischer Hitleranhänger entpuppt und Carl, sein zeitweiliger Lebenspartner im Zusammenhang mit dem Röhm-Putsch hingerichtet wird, ist auch er seines Lebens nicht mehr sicher.
Luise, die als Schauspielerin in Film und Theater Erfolg hat und sich bislang immer wieder durchlaviert hat, muss erkennen, dass das Regime skrupellos ist und man sich dem Wunsch eines Hermann Görings nach einem kostbaren Bild nicht widersetzen kann.
Meine Meinung:
Michaela Grünig ist ein großartiger Abschluss ihrer Hoteltrilogie gelungen.
Das liegt vor allem an ihren Charakteren, die sich lange weigern, Teil des NS-Regimes zu werden. Letzten Endes müssen sie einsehen, dass sie keine Chance haben. Bleiben und sich arrangieren oder auswandern und ihre persönliche Integrität und Selbstachtung behalten. Die Entscheidung ist mehr als schwierig und wird beinahe zu spät getroffen.
Die Angst, die ganz Deutschland befällt, ist deutlich spürbar dargestellt. Zuerst sind es nur kleine Nadelstiche und man wähnt sich durch gute Beziehungen sicher.
Gekonnt verquickt die Autorin wieder Fakt und Fiktion. Carl, der sich durch seine Mitgliedschaft zur SA und seine Nähe zu Ernst Röhm sicher fühlt, wird in der als „Nacht der langen Messer“ im Sommer 1934 wie Röhm und zahlreiche seiner Getreuen ermordet. Spätestens dann ist klar, dass Hitler als Diktator keine Skrupel hat, eigene Leute ermorden zu lassen, wenn er dies für opportun hält.
Michaela Grünig spricht auch die medizinische Forschung an, die sich weniger auf Heilung, sondern auf Selektion und Vernichtung von, in Hitlers Augen „unwerten Lebens“ ausrichtet.
All diese Gräuel des NS-Regimes werden hier in diesem letzten Teil der Trilogie verarbeitet, jedoch für jene Leser, die „nur“ gut unterhalten werden wollen, in einem verträglichen Maße. Wer tiefer in die NS-Zeit einsteigen will, muss zu den Sachbüchern greifen.
Fazit:
Ein gelungenes Ende der Trilogie rund um das „Palais Heiligendamm“, dem ich gerne 5 Sterne gebe.