Cover-Bild Der Tod der Wahrheit
12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Klett-Cotta
  • Themenbereich: Philosophie und Religion - Philosophie
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Ersterscheinung: 13.04.2019
  • ISBN: 9783608115710
Michiko Kakutani

Der Tod der Wahrheit

Gedanken zur Kultur der Lüge
Sebastian Vogel (Übersetzer)

Das postfaktische Zeitalter ist angebrochen. In einer scharfsinnigen, geistreichen Gegenwartsanalyse deckt Michiko Kakutani historische und kulturelle Ursprünge einer Gesellschaft auf, in der die Wahrheit an Bedeutung eingebüßt hat. Vor diesem Hintergrund entlarvt sie Trump als die logische Konsequenz seiner kulturellen Voraussetzungen.

Dieses Buch schürft tiefer als die bisherigen Beschreibungen der Ära Trump. Mithilfe von Philosophie und Kulturwissenschaft ergründet die einflussreichste Literaturkritikerin der USA erhellend historische und soziale Fundamente eines gesamtgesellschaftlichen Phänomens, das die modernen Demokratien bedroht. Denn "Fake News" und alternative Fakten sind Symptome eines allgemein vorherrschenden Bedeutsamkeitsverlusts der Wahrheit. Resultierend aus dem Erbe postmoderner Theorien und dem um sich greifenden Narzissmus, den das Internet befeuert, erscheint Trump nunmehr als personengewordener Ausdruck und Symbolfigur des postfaktischen Zeitalters.
Ein virtuoses Manifest, das die Macht des Wortes und der Sprache betont, die die moderne Informationskultur gestalten.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.06.2019

Gegen die Fakes von Politikern und ihren Trollen

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Michico Kakutani ist Literaturkritikerin und Autorin des Buches DerTodDerWahrheit. Im Jahr 1988 gewann sie den Pulitzerpreis in der Kategorie Kritik und gilt als einflussreichster Opponent der USA.

Auf ...

Michico Kakutani ist Literaturkritikerin und Autorin des Buches

DerTodDerWahrheit. Im Jahr 1988 gewann sie den Pulitzerpreis in der Kategorie Kritik und gilt als einflussreichster Opponent der USA.

Auf der ersten Seite des Buches

DerTodDerWahrheit ist ein Gemälde zu sehen, welches den Titel „Die Wahrheit ist gestorben“ trägt. Es stammt von Francisco de Goya und zeigt eine tote Frau, die von vielen Menschen umringt ist.

Das Buch beginnt mit der Feststellung, dass im 20. Jahrhundert zwei der ungeheuerlichsten Regimes aller Zeiten an die Macht kamen. Das konnte nur geschehen, weil die Menschen von Überdruss und Angst geprägt waren und ihnen die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Lüge egal war. Die Bedeutung der Wahrheit nahm zu dem Zeitpunkt bereits einen geringen Stellenwert ein.

Heute gibt es nicht nur Fake - News. Es gibt die Fake - Wissenschaft (Klimawandelleugner und Impfgegner sprechen davon) und die Fake - Geschichte (Revisionisten des Holocausts und Menschen, die die Überlegenheit der weißen „Rasse“ propagieren). Dann gibt es zudem Fake - Amerikaner auf FB, die von russischen Trollen erschaffen wurden. Und wohl nicht nur Amerikaner. Je nachdem, in welchem Land eine Wahl stattfindet auch Deutsche, Franzosen, Italiener usw.


Frau Kakutani schreibt in

DerTodDerWahrheit viel über Trump und die USA. Seine Lügen, die er über Twitter verbreitet und seinen Narzissmus. Sie beklagt auch, dass über „soziale“ Medien, wie etwa FB, Nachrichten an die User verbreitet werden, die genau auf sie zugeschnitten sind. Es sind maßgeschneiderte Nachrichtenfeeds, die den Leser in seiner Meinung bestärken. Es spielt keine Rolle, ob sie von seriösen Medien kommen oder Lügen sind.

Der Hinweis auf die Schriften von Stefan Zweig belegt, dass er genau wusste, wie der Aufstieg Hitlers zustande kam. Die Nazis damaliger Zeit gaben ihre Pläne nur Häppchenweise an ihre Befürworter. Nach einem Happen folgte stets eine Pause. Der deutsch-jüdische Sprachforscher Victor Klemperers drückte es noch anders aus. Er schrieb in seinen Tagebuchaufzeichnungen und dem Werk „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten“, dass die Sprache des 3. Reiches als winzige Arsendosen anzusehen waren. Für Hitler war die Sprache eine sehr wichtige Argumentationsgrundlage für seine kruden Vorstellungen. Und mal ehrlich, sehen wir es heute nicht auch bei allen Rechten Parteifunktionären?

Am 01.07. 2017 schrieb John le Carré im Guardian: Ohne klare Sprache gibt es keinen Maßstab für die Wahrheit.

Das Buch

DerTodDerWahrheit beschreibt zwar zumeist die Situation in den USA seit Trump. Dennoch zeigt es deutlich, wie auch in Europa der Ungeist der Nationalsozialisten um sich greift. Was die Gründe dafür sind und wie wir alle etwas dagegen tun können. Mir gefiel es sehr gut, da es Denkanstöße gab, die ich sonst nicht gehabt hätte. Sehr oft wird auf das Buch 1984 von Orwell hingewiesen.

Veröffentlicht am 04.05.2019

Ohne Wahrheit ist die Demokratie verstümmelt

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Der politische und Gesellschaftliche Zustand der westlichen Welt ist in einem Zustand, den man noch vor 10 Jahren nicht erwartet hätte. Lügen und Fake-News dominieren und werden allgemein von einer Mehrheit ...

Der politische und Gesellschaftliche Zustand der westlichen Welt ist in einem Zustand, den man noch vor 10 Jahren nicht erwartet hätte. Lügen und Fake-News dominieren und werden allgemein von einer Mehrheit akzeptiert.
Aufschlussreich der Untertitel dieses Buches: Notes on Falsehood in the Age of Trump

Bemerkenswert, dass die Pulitzerpreisträgerin und ehemals gefürchtete New-York-Times-Literaturkritikerin Michiko Kakutani inzwischen politische Texte schreibt. Sie scheut auch keine Polemik. Es wundert auch nicht, dass es immer wieder auch literarische Verweise und treffsichere Zitate im Text gibt. Man kann sogar sagen, dass Literatur die Wurzeln für Michiko Kakutanis Denken in diesem Buch gab. Es gibt sogar einmal einen ausführlichen Ausflug in die Philosophie, z.B. Hanna Arendt, dem Dekonstruktivismus von Derrida und dem Vorfall um Paul de Man. Den kritischen Ansatz, den Folgen des Dekonstruktivismus mitverantwortlich zu machen, folge ich aber nicht.
Viele andere Zusammenhänge stellt die Autorin aber souverän zusammen. Immer wieder wird sich auf Georg Orwell bezogen, auf Huxley, Philip Roth, Stefan Zweig, Klemperer, Thomas Pynchon, David Foster Wallace und viele andere.
Es ist ein sehr amerikanisches Buch, in dem Donald Trumps Methode des Lügens in den Vordergrund gestellt und analysiert wird.

Ein Fazit sehe ich in dem Satz:
„Einfache Gegenmittel gibt es nicht, entscheidend ist aber, dass die Bürger sich gegen den Zynismus und die Resignation wehren, auf die Autokraten und machthungrige Politiker angewiesen sind, um den Widerstand zu untergraben.“

Ein lesenswertes Buch!