Dieser historische Roman von der britischen Historikerin Miranda Malins ist der zweite Roman der Reihe „Cromwells Töchter“, der jetzt bei Rowohlt erschienen ist.
Der Roman handelt von und beschreibt die Familie des Oliver Cromwell, wie auch die anderen Romane dieser Reihe. Cromwell hatte Mitte des 17. Jahrhunderts das britische Parlament angeführt und Krieg gegen den König geführt.
Erneut überrascht Miranda Malins mit ihrem Erzählstil, der für einen historischen Roman etwas ungewöhnlich. Aus der Perspektive der ältesten Tochter Bridget, genannt Biddy, als Ich-Erzählerin im Präsenz. Näher am Geschehen kann ein Leser nicht sein. Wir erleben die Ereignisse im britischen Parlament und in der Familie hautnah mit den Augen und Ohren dieser jungen Frau.
Francis, die erzählende Tochter des ersten Buches »Die Tochter des Königsmörders« ist in diesem Roman noch ein Kind, weshalb die jetzige Handlung vor der des ersten Bandes steht. Da der Roman aber starken Biografiecharakter hat und an den historischen Fakten nicht vorbei kommt, spielt das beim Lesen kaum eine Rolle. Beide Bücher ranken sich zwar um dieselben historischen Fakten, beleuchten das Geschehen und die Familie Oliver Cromwells aus einer völlig anderen Sichtweise.
In diesem Roman ist es Bridget (Biddy), die älteste Tochter Oliver Cromwells, die uns das Geschehen im England Mitte des 17. Jahrhunderts aus ihrer Sicht schildert. Der Handlungsbogen erstreckt sich von 1636 bis 1653. Der König beutet das Volk aus. Cromwell versucht, ein Parlament zu etablieren. Außerdem soll sich eine freiere Kirche als die der Katholiken manifestiert werden. Es werden viele Kriege und Schlachten geführt, bei der auch Brüder von Biddy sterben.
Doch die Kämpfer für ein Parlament sind sich nicht einig, ihre Soldaten werden nicht entlohnt, im Gegenteil sogar bestraft. Der König zögert immer wieder Vereinbarungen hinaus und hält sich nicht an Versprechen. Kräfte in der Armee wollen noch mehr Demokratie und Mitbestimmung des Volkes. Biddy fühlt sich zu ihnen hingezogen. Schließlich wird der König Charles I. hingerichtet.
Neben all dem historischen Geschehen beginnt eine Liebe zu blühen. Bridget bewundert den Mitstreiter Henry Ireton, ein unumstößlicher und diplomatischer Kämpfer für Parlament und Demokratie. Er überrascht sie mit einem Heiratsantrag. Biddy ist hin- und hergerissen, wird als seine Ehefrau aber doch eine starke Unterstützerin seiner Arbeiten. Hiermit legt Miranda Malins einen zweiten spannenden Strang in die Handlung, neben dem Kampf um das Parlament.
Wer sich für die Geschichte Englands interessiert, findet sehr viel Spannung in dem politischen Geschehen. Der Abschluss wird gekrönt mit der Frage, ob Bridgets Vater Oliver Cromwell zum König gekrönt werden soll. Offenbar ist das Volk noch nicht bereit für ein Parlament und bevorzugt die starke Hand eines Königs. Doch wie sich herausstellt, findet Cromwell auch hier einen diplomatischen Weg.
Als historischer Roman ist dieses Buch sehr interessant und vielen mit vielen Details gefüllt. Miranda Malins ist in der Lage, humorvolle Szenen und Wortwechsel zu bieten. Sie gibt sehr viel innere Zerrissenheit und menschliches Gefühl preis und versteht es, das Ende trotz aller Tragik und Dramatik versöhnlich klingen zu lassen.
Ein historischer Roman, der etwas anders als viele andere Romane dieses Genres und trotzdem sehr lesenswert ist.
© Detlef Knut, Düsseldorf 2023