Ein ernst zu nehmendes, aufklärendes Buch
Geht das Leben normal weiter, wenn beim Partner eine Krebsdiagnose gestellt wird?
Frau Indermaur lässt uns in ihrem Buch an ihrem Weg teilhaben, den sie ab dem Zeitpunkt (bzw. auch etwas davor) der Krebsdiagnose ...
Geht das Leben normal weiter, wenn beim Partner eine Krebsdiagnose gestellt wird?
Frau Indermaur lässt uns in ihrem Buch an ihrem Weg teilhaben, den sie ab dem Zeitpunkt (bzw. auch etwas davor) der Krebsdiagnose ihres Mannes gegangen ist. Sie ließ sich in dieser schweren Zeit nämlich helfen und zwar von Frau Dr. Hürlimann, einer Psychotherapeutin. Mit einer Offenheit, von der man nur beeindruckt sein kann, schildert Fr. Indermaur diese Zeit und vor allem ihre Fortschritte während der Psychotherapie. Begleitet werden ihre Erzählungen von Aussagen der Therapeutin, was unendlich spannend ist zu lesen und zudem auch ein perfektes Gesamtbild für den Leser darstellt.
Ich bin immer noch wahnsinnig beeindruckt von Fr. Indermaur. Sie zeigt hier sehr viel Mut ihre schwache Seite zu zeigen und wirkt dabei nur allzu menschlich. Es war für mich sehr berührend zu lesen, wie sie sich fühlt. In der Erzählung steht auch nicht der Krebspatient im Fokus, sondern sie als Partnerin und letztendlich auch Mitbetroffene. Ich konnte mit ihr mitfühlen und fand mich nur allzu oft in dem Geschriebenen wider. Hier muss ich zugeben, dass ich mich der Autorin verbunden fühle, da ich ihre Lebenseinstellung zum größten Teil teile.
Kein Leser muss bei diesem Buch Angst haben, dass er zugejammert wird und mit perfekten Antworten der Therapeutin bombadiert wird. Dem ist nämlich gar nicht so. Die Autorinnen reflektieren die Vergangenheit sehr detailliert, aber keineswegs langweilig. Es treten auch keine wirklichen Wiederholungen auf, was ich vor dem Lesen befürchtet hatte.
Man ist dabei, wie Fr. Indermauer vier Schritte vorwärts geht und prompt wieder zwei Schritte zurückgeworfen wird. Die komplette Familie ist immer wieder Thema, denn hier handelt es sich natürlich um ihr ganz eigenes Umfeld und die Auswirkungen dadurch, mal positiv mal eher negativ.
Der Schreibstil ist extrem flüssig und zudem kommt der Witz auch nicht zu kurz. Auch die Einschübe der Therapeutin sind sehr verständlich und klären auch die Therapie an sich besser auf. Hierbei fand ich es auch ausgesprochen toll, dass Fr. Dr. Hürlimann ihre persönliche Einstellung relativ stark mit einfließen lässt und nicht mit Floskeln daherkommt.
Beide Damen erschienen mit sehr sympathisch. Man merkt auch, dass sich beide gerne mögen und auf einer Wellenlänge sind. Hier handelt es sich nicht um eine aufgeteilte und unzusammenhängende Arbeit, sondern eher ein perfektes Zusammenspiel.
Ich ziehe meinen Hut vor beiden Damen, dass sie dieses Experiment "Buch" gewagt und letztendlich auch umgesetzt haben. Es zeigt sehr gut auf, dass man nicht "verkorkst" sein muss, um bei einem Therapeuten zu landen, sondern jeder in bestimmten Lebensabschnitten stark von einer "Begleitung" profitieren kann. Die "Psychotherapie zum Mitlesen" war für mich sehr bereichernd und aufklärend.