Der bayrische, so ziemlich jeglicher erotischen Erfahrung offene Gendarm Ludwig Staudacher bekommt im Juni 1886 die Aufgabe, den entmündigten König Ludwig II. von Neuschwanstein nach Schloss Berg zu bringen. Hierbei erhält er Einsicht in das delikate Privatleben des Monarchen und wird Zeitzeuge des Todes von Ludwig und Dr. Gudden. Bei den anschließenden Ermittlungen lernt Staudacher viele Bedienstete des Königshofs kennen, die sich – wie er selbst – sexuell experimentierfreudig und allen Geschlechtern zugetan zeigen, was im damaligen Strafgesetzbuch als »widernatürlich« und damit strafbar eingestuft wird. Das Leben des Gendarms verändert sich innerhalb kürzester Zeit, sein Privatleben wird ereignisreich und bunt. Nur seine Ermittlungsergebnisse im Falle des toten Königs stoßen bei Vorgesetzten auf taube Ohren; die Öffentlichkeit soll weiterhin glauben, der König habe den Freitod gewählt. Doch Ludwig Staudacher kennt die Wahrheit …
Mit Illustrationen des bekannten Regisseurs, Autors und Comiczeichners Mike Maurus.
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Das Buch beginnt im Jahre 1886 mit dem berühmten bayerischen König Ludwig II.
Danach reist es ins Jahr 1864, als dessen Regentschaft begann.
Da bekommt auch das "Urvieh" von Bayer Staudacher seinen ...
Das Buch beginnt im Jahre 1886 mit dem berühmten bayerischen König Ludwig II.
Danach reist es ins Jahr 1864, als dessen Regentschaft begann.
Da bekommt auch das "Urvieh" von Bayer Staudacher seinen eigenen Prinzen, seinen Sohn Ludwig, Kosename: Wiggerl.
Das Buch ist eine kongeniale Kolportage aus Fakten sowie Fiktion. Der Autor verwebt die Biographien beider Ludwigs.
So gewinnt man exzellente Impressionen beider Individuen.
Wiggerl ist auch anders, bisexuell und Gendarm. Er wird sogar seinem Namensvetter begegnen.
Illustrationen von Mike Maurus und gesondert gekennzeichnete Einschübe eines Historikers sind wunderbare Zugaben des Buches.
Bayerischer Dialekt samt Übersetzung in den Fußnoten sind selbstverständlich. Obwohl dieser Dialekt mir immer noch wie eine Mischung aus Klingonisch und Niederländisch anmutet.
Liebevolle Details wie "antik" anmutendes Design der Datierungen passen ebenfalls wie das Weiß aufs Blau. Oder wie das Soda auf den Markus.
Armer König Ludwig! Galt als verrückt und verschwenderisch. Dabei wünschte sich Bayern heute, sie hätte noch mehr von diesen Schlössern, die doch geldträchtige Attraktionen sind. Danke, Moses 🐺 f!
„...Er hatte immer davon geträumt, der Menschheit mehr Pracht, mehr Schönheit, mehr Freude zu schenken, seinem Volk zu zeigen, dass nicht Zank und Krieg, sondern Musik und Anmut die Herzen glücklich machen...“
Diese ...
„...Er hatte immer davon geträumt, der Menschheit mehr Pracht, mehr Schönheit, mehr Freude zu schenken, seinem Volk zu zeigen, dass nicht Zank und Krieg, sondern Musik und Anmut die Herzen glücklich machen...“
Diese Gedanken gehen im Prolog Ludwig II. von Bayern 1886 durch den Kopf. Leider ist seine Umgebung nicht seiner Ansicht. Dann wechselt das Buch ins Jahr 1864. Ludwig II. wird König und in der Aufkirchner Bierstube trinkt der Staubacher auf seinen erstgeborenen Sohn Ludwig, den man später Wiggerl nennt.
Der Autor hat einen besonderen historischen Roman geschrieben. Zum einen zeichnet er wesentliche Stationen im Leben des Bayernkönigs nach, zum anderen beschreibt er Wiggerls Entwicklung. Kurz vor dem Tod des Königs werden sich die beiden begegnen. Außerdem kommt an verschiedenen Stellen in anderer Schriftart und eingerahmt der Historiker Dr. Johannes Ronczka zu Wort.
Der Schriftstil wirkt teilweise altertümlich. Das aber passt perfekt zur Handlung. Die Kapitel sind unterschiedlich lang, je nach dem zu vermittelnden Inhalt.
Deutlich wird, dass Ludwig in einigen Fragen seiner Zeit weit voraus war.
„….Durch Kämpfen und Morden wurden nachweislich in der Geschichte der Menschheit noch nie Konflikte auf Dauer beseitigt, aber das Machtstreben der Menschen ist vermutlich nicht auszurotten...“
Andererseits pflegt der König einen exzentrischen Lebensstil. Er wirkt menschenscheu. Das geht so weit, dass ihm keiner ins Gesicht sehen darf. Nur mit Kaiserin Sisi von Österreich versteht er sich.´
„… Und in seinen Augen waren alle Feinde, außer Sisi. Sie war seine einzige Vertraute, sein Bindeglied zur wirklichen Welt, sie kannte seine geheimen Ängste, seine Furcht vor Menschen und vor Blicken...“.
Natürlich ist er auch gewillt, sich gegen Widerstände durchzusetzen. Er entscheidet, wann er ein Theaterstück sieht. Er leidet mit Sicherheit an Selbstüberschätzung. Dafür fehlt ihm der Blick auf den richtigen Umgang mit Geld.
Wiggerl wird nach einigen Auf und Ab Gendarm. Auch er hat Probleme mit sich selbst.
„...Was war er eigentlich? Als Ludwig geboren, Wiggerl gerufen und im Körper eines Mannes allmählich gereift. Wie oft jedoch war es vorgekommen, dass er sich gar nicht als Mann fühlte?...“
Häufig darf ich im Wirtshaus die Diskussionen der Leute über den König verfolgen, natürlich im reinsten Bayrisch. In der Fußnote steht dann die hochdeutsche Übersetzung für Leser, die sie benötigen. Dabei macht Tratsch und Klatsch die Runde und manch Anekdote wird erzählt.
Ausführlich beschrieben werden die letzten Tage des Königs und das Verhalten des Hofes nach seinem Tod. Wiggerl belauscht ein Gespräch zwischen dem König und Dr. von Gudden.
„...Ich habe mir in diesem Fall die Freiheit genommen, Eure Majestät ohne Untersuchung für geisteskrank zu erklären. Ich hoffe, Ihr verzeiht mir diese kleine Unartigkeit...“
Hat er das? Das ist nicht die einzige Frage, die nach dem Tod der beiden offen bleibt.
Das Buch wird durch viele Schwarz-Weiß-Illustrationen ergänzt. Kursiv eingefügt im Test sind ab und an Zitate aus Originaldokumenten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.