Cover-Bild Was nie geschehen ist
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau Verlag
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 394
  • Ersterscheinung: 09.03.2018
  • ISBN: 9783351037055
Nadja Spiegelman

Was nie geschehen ist

Sabine Kray (Übersetzer)

Nadja Spiegelman erzählt mehr als ihre eigene Geschichte. Sie zeichnet die Lebenswege dreier Frauen nach, deren Schicksale kaum enger miteinander verknüpft sein könnten. Ein eindrucksvolles Debüt über die blinden Flecken in Familien, über die Unzuverlässigkeit unserer Erinnerung und über die Kraft des Erzählens.
Als Kind glaubt Nadja Spiegelman, ihre Mutter sei eine Fee. Ein besonderer Zauber umgibt Françoise Mouly, die erfolgreiche Art-Direktorin des New Yorker. Erst Jahre später, als Nadja allmählich zur Frau wird, bricht dieser Zauber. Immer häufiger trifft sie die plötzliche Wut der Mutter, ihre Zurückweisung, ihre Verschlossenheit. Nadja ahnt, dass sich in Françoises Ausbrüchen deren eigene Familiengeschichte widerspiegelt, und sie beginnt, der Vergangenheit nachzuspüren. In langen Gesprächen mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter stößt sie auf unsagbaren Schmerz und widerstreitende Erinnerungen, aber auch auf die Möglichkeit, im Erzählen einen versöhnlichen Blick auf die Vergangenheit zu finden. Ein poetisches, zutiefst ehrliches Buch, das offenlegt, warum uns die, die wir am meisten lieben, häufig am stärksten verletzen.

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Veröffentlicht am 29.04.2018

Altered Images

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Der Name einer längst aufgelösten schottischen Post-Punk-Band ist mir beim Lesen dieses Buches, der Familiengeschichte von Nadja Spiegelman, immer wieder in den Sinn gekommen. Denn die deutschsprachige ...

Der Name einer längst aufgelösten schottischen Post-Punk-Band ist mir beim Lesen dieses Buches, der Familiengeschichte von Nadja Spiegelman, immer wieder in den Sinn gekommen. Denn die deutschsprachige Bedeutung ist: manipulierte bzw. verfremdete Bilder. Ein Phänomen, das in diesem Buch wieder und wieder vorkommt.

Denn Nadja Spiegelman widmet sich in diesem Buch - ich würde es als eine Familienbiografie bezeichnen - ihren Vorfahren mütterlicherseits. Und zwar den Frauen: die Hauptrollen in diesem Buch kommen ihrer Mutter Francoise und ihrer Großmutter Josette zu, die neben eigenen Erlebnissen auch die maßgeblichen Quellen und damit die Grundlage für dieses Buch darstellten. Die Männer: Nadjas Vater, der Zeichner und Autor der berühmten "Maus"-Bücher Art Spiegelman ihr Bruder sowie ihr Groß- und Urgroßvater finden zwar durchaus Erwähnung, nehmen jedoch eher Nebenrollen ein.

Ich ging mit recht hohen Erwartungen an die Lektüre, hatte ich doch gerade den sehr kraftvollen Roman der deutschen Autorin Franziska Hauser, in der es um ihre Familiengeschichte über Generationen hinweg ging, gelesen. Eine sehr schmerzvolle und intensive Lektüre, die auch mir viel Kraft abverlangte. sich aber unbedingt gelohnt hat und unter deren Einfluss ich auch jetzt noch stehe.

Nadja Spiegelmans Buch hat eine ganz andere Grundlage, die Ereignisse entwickeln sich nicht entlang historischer Gegebenheiten, sondern werden sehr sprunghaft dargestellt, immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven, in denen dann auch die oben bereits erwähnten manipulierten Bilder immer wieder eine Rolle spielen. Denn jedes Ereignis, um das es hier geht, wird von den Beteiligten - so auch von Nadja selbst, wenn sie involviert ist - in verschiedenen Sichtweisen dargestellt - in der Erinnerung unterscheiden sich die Wahrnehmungen oft sehr stark. Damit gibt es so viele Wahrheiten, wie es Erzähler gibt, was aus meiner Sicht auch die maßgebliche Botschaft und für mich die persönliche Erkenntnis aus diesem Buch ist.

Ansonsten hat es mich eher veriwirrt, denn es ist im Grunde nichts anderes als ein veröffentlichtes Tagebuch - bzw. die Zusammenfügung mehrerer solcher Tagebücher aus verschiedenen Generationen einer Familie. Auch wenn es stellenweise durchaus packend geschrieben war, stellte sich mir mitunter die Frage, ob die Autorin die Veröffentlichung und auch die Übersetzung nicht zu einem großen Teil ihrem berühmten (Nach)Namen zu verdanken hat.
Denn es werden viele sehr persönliche Ereignisse geschildert, die ich als heftig und teilweise auch erschütternd empfand, doch sie verloren sich in den Wirrungen der unterschiedlichen Episoden und Perspektiven. Ich habe mich öfter gefragt, was eigentlich die Autorin treibt und bin zu keiner Schlussfolgerung gekommen. Es steckt Neugierde hinter dem Buch und mitunter auch Wut, aber es fehlt an Kraft und vor allem an einem durchdachten Konzept.

Ich empfand das Buch nur stellenweise als interessant, die Lektüre war für mich durchaus anstrengend. Wer sich für Familiengeschichten mit unterschiedlichen Wahrheiten interessiert, den könnte dieses Buch interessieren. Die Betonung lege ich auf "könnte"!