Mit diesem Band bewegt sich die Autorin weg von einer hauptsächlich Gestaltenwandler-dominierten Geschichte und legt den Fokus weit mehr auf eine der düstersten Gestalten der gesamten Geschichte: Kaleb Krychek. Der doppelte Kardialmediale, ehemaliger Ratsherr und ungewollter Schüler eines der grausamsten Monster. Nie hätte ich vermutet, dass mir Geheimnisvolle Berührung in irgendeiner Weise wirklich gut gefallen könnte, denn Kaleb konnte ich von Anfang an nicht leiden. Ich lag damit teilweise richtig, denn mit dem düsteren Mann wurde ich nicht recht warm, dahingegen aber mit seinem weiblichen Gegenstück Sahara.
Kaleb quält sich in einer Düsternis, der zu entkommen als unmögliches unterfangen scheint, da die Aufgabe seiner Konditionierung unter Silentium mit seinen mörderischen Kräften zusammen hängt und diese, sowie die Dunkelheit in seiner Seele, gilt es unter Kontrolle zu halten. Sahara hingegen ist verloren in sich selbst. Sie erlebte in den letzten Jahren ebenfalls viele schreckliche Dinge und nun muss sie aus ihrem selbst errichteten Labyrinth heraus und zu sich selbst finden. Im Gegensatz zu Kaleb ist sie herzensgut und gibt dieser Beziehung ein gesundes Gleichgewicht, denn sie ist das Gewissen, das Herz und so vieles mehr. Dennoch ist es interessant zu sehen, was Kaleb für sie tut, nur für sie. Um all dem auch eine besondere Bedeutung zu geben, bekommt der Leser mit Rückkehr von Saharas Erinnerung auch diese Passagen zu lesen und lernt hier einen jüngeren, weniger gebrochenen, fürsorglichen Kaleb Krychek kennen, wie er sich auf seine Weise in die noch jüngere Sahara verliebt.
Obwohl es auch ein Wiedersehen mit einigen bekannten Paaren der Gestaltenwandler gab, kam mir dies an dieser Stelle doch etwas zu kurz. Am liebsten hätte ich mehr von den Leoparden, den Wölfen oder anderen Rudeln gelesen, denn eine reine mediale Geschichte erschien mir hier doch recht unzureichend.
Doch ist es nicht allein Kalebs Geschichte, die diesem Buch die besondere Würze verleiht, sondern das allgemeine Thema Silentium. Seit so langer Zeit gab es für die Medialen das Programm um Silentium, wird es also nicht Zeit für einen Umschwung? Interessanterweise scheint das Netzt sich von innen selbst zu zerstören. Doch warum? Wie kann man es aufhalten? Und wie viele werden bei dem Versuch sterben müssen? In diesem Buch geht es also auch um eine ganze Rasse und die Umschwünge einer lang konditionierten Denkweise.
Alles in allem ist und bleibt Kaleb nicht mein Liebling. Es war ganz nett zu sehen, dass auch in ihm Menschlichkeit steckt, ansonsten bin ich froh mich nun einem anderen Protagonisten zuwenden zu können. Sahara hat jedoch Feuer in die Geschichte gebracht und sie konnte ich wirklich sehr gut leiden. Zudem ist das Thema Silentium hier ein ausschlaggebender Spannungsfaktor und hat mich sehr ans Geschehen gefesselt.
3,5/5 Sternen