Cover-Bild Zwischen den Welten
(2)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau TB
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 254
  • Ersterscheinung: 16.08.2022
  • ISBN: 9783746640303
Natalie Amiri

Zwischen den Welten

Von Macht und Ohnmacht im Iran

»Natalie Amiri gehört zu den intimen Kennerinnen des heutigen Iran.« Süddeutsche Zeitung  

Wohin steuert der Iran? Natalie Amiri ist in einer deutsch-iranischen Familie aufgewachsen. Sie beschreibt ihr Leben zwischen zwei Welten und Kulturen und erklärt anschaulich, wie sich die politische Situation seit der Revolution von 1979 im Iran entwickelt hat. Es ist das Buch einer mutigen Journalistin, die höchste Risiken in Kauf nimmt, um über die Situation vor Ort zu informieren und den Kampf der Bevölkerung gegen die Machthaber zu unterstützen. Eine fesselnde Reportage, die uns die Augen öffnet! 

»Amiris Buch ist die immer wieder enttäuschte, aber unermüdliche Liebesgeschichte zum Land ihres Vaters. Sehr persönlich, aber auch sehr umsichtig beschreibt sie ihre eigenen Erlebnisse und damit die einer ganzen Generation. Ihre Gabe neugieriger und präziser Beobachtung, ihr Mut und ihre Empathie lassen ein sehr lesenswertes Buch entstehen, das in seiner klugen Analyse seinesgleichen sucht.« Omid Nouripour, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.02.2024

Natalie Amiri liebt, was sie tut. Das spürt und liest man als Leser:in zwischen den Zeilen.

0

"Als Journalistin kann ich die Politik kaum verändern, aber ich kann zumindest darüber berichten, was andere nicht haben, damit uns die Freiheit, die wir haben, bewusst wird. Und wir sie wieder schätzen ...

"Als Journalistin kann ich die Politik kaum verändern, aber ich kann zumindest darüber berichten, was andere nicht haben, damit uns die Freiheit, die wir haben, bewusst wird. Und wir sie wieder schätzen lernen."

Natalie Amiri liebt, was sie tut. Das spürt und liest man als Leser:in zwischen den Zeilen. Und das trotz aller Risiken, die ihr Beruf als Journalistin mit sich bringt. Der Iran befindet sich auf der 2020 von 'Reporter ohne Grenzen' veröffentlichten Liste für Pressefreiheit auf Platz 173 von 180 Ländern. "Wir sind der Feind. Auf jeder Pressekonferenz, jeder Demonstration oder bei einem Dreh auf der Straße hat man uns das spüren lassen" , so Amiri. Trotzdem hat sie zwischen 2015 und 2020 fünf Jahre lang als ARD-Büroleiterin von Teheran aus berichtet. Über Themen, die in der Islamischen Republik tabu sind. Über eine Gesellschaft, die zwei Leben parallel führt - das offizielle und das verbotene.

Im Buch erzählt sie aber nicht nur von ihrer Rolle als (weibliche) Journalistin im Iran. Als Leser:in bekommt man Zahlen, Daten und Fakten immer in Verbindung mit persönlichen Erlebnissen, Erfahrungen oder kurzen Anekdoten der Autorin präsentiert. Und lernt so quasi nebenbei mehr über das paradoxe Verhältnis des Iran zu Amerika, Israel, Großbritannien und 'dem Westen'; die Rolle der Frauen, die Bedeutung von Social Media (!) und der Religion(en). Laut einer Umfrage vom Sommer 2020 bezeichnen sich nur noch rund 30% der iranischen Bevölkerung als Muslim:innen.

Aber auch über kulturelle Gegebenheiten (Taarof), die Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen wird im Buch berichtet. Natürlich lässt sich die aktuelle Lage im Iran nicht ohne einen Blick in die Vergangenheit erklären. Daher kommen auch Geschichtliches und die Politik nicht zu kurz. Ebenso wird die angespannte wirtschaftliche Lage und die Bedeutung der anhaltenden Sanktionen (gescheitertes Atomabkommen) für die iranische Bevölkerung verdeutlicht. Eine Bevölkerung, von der laut Schätzungen ein Viertel unter Depression leidet und in der die Zahl der Drogen- und Alkoholabhängigkeit sowie die Suizidrate nie höher waren als jetzt. Dies sind "die Folgen eines aufgezwungenen schizophrenen Lebensstils verursacht durch das iranische Regime. Man hält die Bevölkerung in Schach, sie beschäftigt sich permanent mit der täglichen Angst, ein Delikt zu begehen. So konnte/kann man sie auch davon abhalten, sich um die großen politischen Fragen zu kümmern und das gesamte System in Frage zu stellen."

"'Hagh gereftani ast - na dadani", ein persisches Sprichwort, das sagt: Rechte werden nicht gewährt, man muss sie erkämpfen. Und genau dazu möchte die Autorin mit ihrem Buch beitragen. Die Situation nicht beschönigen, aber auch nicht in Ohnmacht verfallen, den mutigen Menschen im Iran, allen voran den Frauen, eine Stimme geben und sie nicht in die Opferrolle zwängen. Natalie Amiri, die es versteht, sich zwischen den Welten zu bewegen und vermitteln. "Eine "Kriegsreporterin mit sehr viel Mut in einem Krieg, den man nicht sieht."

Mich hat das Buch jedenfalls begeistert. Ich durfte eine Achterbahn der Gefühle durchleben, die mich gleichzeitig aufgerüttelt, traurig gemacht und zum Lachen gebracht hat. Der Schreibstil der Autorin ist sehr verständlich, klar und ohne Verschnörkelung auf den Punkt gebracht. Einziges Manko (aus meiner Sicht): Auf das Gendern wird ohne Erklärung verzichtet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.11.2022

Unglaublich gut

0


Von iranischer Erzählliteratur kann ich nicht genug bekommen, aber den Sachbüchern wollte ich eigentlich keinen neuen Titel hinzufügen. Doch dann legte mir ein lieber Mensch, dem ich auch meinen Bookbeat-Account ...


Von iranischer Erzählliteratur kann ich nicht genug bekommen, aber den Sachbüchern wollte ich eigentlich keinen neuen Titel hinzufügen. Doch dann legte mir ein lieber Mensch, dem ich auch meinen Bookbeat-Account verdanke, das Hörbuch „Zwischen den Welten“ von Natalie Amiri ans Herz. Reinhören könnte ich ja mal, dachte ich während des Hundespaziergangs...und lief und lief und lief...

„Jede Geschichte, die ich erzählen wollte, war begleitet von Herzklopfen und dem Gefühl, dieses Mal holen sie dich, dieses Mal kommst du nicht davon. Dabei hoffte ich inständig, dass sich das Risiko lohnt, dass diejenigen, die mir im Westen zuhörten, den Iran nach meinen Berichten differenzierter sehen würden: Hört hin, schaut hin! [...] Hier gibt es Menschen, die darauf hoffen, dass ihr sie unterstützt. Dass ihr sie erkennt. Dass ihr ihren Durst nach Freiheit seht und begreift. Ihren Wunsch, ein anerkannter Teil dieser Welt zu sein.“

Von 2015 bis 2020 hat Natalie Amiri als leitende ARD-Korrespondentin aus Teheran berichtet. Bis es tatsächlich zu gefährlich wurde. Ihre Erfahrungen hat sie nun in einem fesselnden und sehr persönlichen Buch veröffentlicht. Geschrieben in einer Mischung aus professioneller Distanz und Herzblut, die samt fundierter Recherche und präziser Einordnung zu gutem Journalismus beiträgt. Dass sie außerdem eine stilsichere, brillante Erzählerin und trainierte Sprecherin ist, macht das Ganze zu einem großen Hörvergnügen.

Kapitel für Kapitel setzt die Journalistin das vielschichtige, funkelnde, herzzerreißende, absurde Mosaik des gegenwärtigen Iran zusammen. Differenziert, spannend, aus erster Hand. Solidarisch mit der Zivilgesellschaft, schonungslos gegenüber dem Mullah-Regime.

Natalie Amiri erzählt vom Alltag in einer nahezu schizophrenen Parallelgesellschaft, in die eine religiöse und brutale Tyrannei die Iraner zwingt und als Volk spaltet. Hinter deren verschlossenen Türen nicht nur freies Gedankengut blüht, sondern auch maßlos Alkohol und Drogen konsumiert werden und psychische Krankheiten wuchern wie sonst kaum irgendwo.

Unerträglich wird das ganze aber nie. Anekdoten wie die vom anrührenden Wiederfinden eines uralten Familienteppichs und persönliche Erlebnisse wechseln mit Reportagen über mutige Frauen, die Kraft der sozialen Medien, die Beziehungen zu Israel oder auch die abgelauschten Kniffe eines iranischen Geschäftsmannes.
Vor allem aber berichtet sie von der Sehnsucht nach Freiheit, nach ein bisschen Normalität in diesem zerrissenen und erschöpften Land.

Um ihre Geschichten und die Botschaften zwischen den Zeilen zu transportieren, riskieren Natalie Amiri und ihr Team nicht nur ihre Pressekarten, sondern auch ihre eigene Unversehrtheit.
Eher amüsant ist da noch die Szene, in der die Autorin während einer Reportage in einem Sumpf zu versinken droht, weil der iranische Producer ihr als Frau nicht die Hand reicht, um sie herauszuziehen. Das an beiden Enden gepackte Mikrofon ist schließlich die Rettung.

Das Buch steht inzwischen auch gedruckt in meinem Regal, zum Nachlesen und Verleihen, denn ich habe selten etwas Stimmigeres gehört.
Wer es gelesen hat, wird den Iran und seine Menschen in Farbe sehen können und keinen (Exil)-Iraner mehr in die vertrackte Lage bringen, die Verhältnisse in seiner Heimat relativieren, gar beschönigen oder zur Verteidigung auf 3000 Jahre Kulturgeschichte verweisen zu müssen.
Ihre Intention, den Menschen im Iran eine Stimme zu geben, hat Natalie Amiri meiner Meinung nach bestens umgesetzt.



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere