Ein recht authentischer Jugendroman
Nicole Fröhlich hat eine spannende Thematik in ihrem Buch "Der Club der wütenden Fünf" aufgegriffen. Was geht in einem Kind vor, welches Stück für Stück immer mehr Menschen aus seiner Familie verliert ...
Nicole Fröhlich hat eine spannende Thematik in ihrem Buch "Der Club der wütenden Fünf" aufgegriffen. Was geht in einem Kind vor, welches Stück für Stück immer mehr Menschen aus seiner Familie verliert und irgend wann alleine dasteht? Was passiert mit solch einem Kind? Welche Möglichkeiten hat es? Die Handlung, die sich um die Hauptprotagonistin aufbaut, bot ein großes Potenzial, welches meiner Meinung nach aber leider nicht ausreichend ausgeschöpft wurde. Mehr Details und mehr Feinheiten hätten der Geschichte gut getan, um sie abzurunden und ein gelungeneres Leseerlebnis zu ermöglichen. Trotzdem habe ich nicht bereut, es gelesen zu haben.
Die Autorin:
Nicole Fröhlich (geboren 1987) studierte Soziale Arbeit und arbeitet inzwischen auch mit Jugendlichen. Schon immer schrieb sie gerne und hegte den Traum, selbst einmal Schriftstellerin zu sein. So nahm sie an Kursen im Kreativen Schreiben teil. "Der Club der wütenden Fünf" ist ihr Jugendroman-Debüt. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt am Main.
Inhalt:
„Als Laras Großmutter stirbt, ist von ihrer Familie niemand mehr übrig. Sie kommt ins Heim und schnell steht für sie fest: Sie will so bald wie möglich in eine Wohngruppe und ihr eigenes Ding machen. Stattdessen landet sie in einer schnöseligen Pflegefamilie, soll auf eine teure Privatschule wechseln und dort auch noch ein soziales Projekt, »den Club der wütenden Fünf«, besuchen.
Darauf hat Lara überhaupt keine Lust. Doch dann stellt der Club den fünf Jugendlichen eine besondere Aufgabe, die Lara an ihre Grenzen und die Heldin in ihr zum Vorschein bringt …“
(Klappentext)
Kritik und Fazit:
Die fünf wütenden Jugendlichen, um die es größtenteils in diesem Roman geht, sind direkt auf dem Cover zu sehen. Vor einem grell orangenen Hintergrund stehen sie in leicht abwehrender Haltung aber trotzdem gleichmäßig im Halbkreis beisammen. Sie bilden eine Einheit, die auch im Verlauf der Handlung zum Tragen kommt.
Die Autorin gibt der Hauptprotagonistin Lara eine authentische Stimme. Man hat wirklich das Gefühl, hier einem 15-jährigen Mädchen zu begegnen, welches viele Verluste im Leben ertragen musste und nun endlich auf eigenen Beinen stehen möchte. Wieso sie darauf hinarbeitet, geht aber meiner Meinung nach nicht in Gänze aus dem Buch hervor. Ich vermute, dass sie nicht nochmal jemanden verlieren möchte, den sie liebt. Und wenn man alleine wohnt, zwar in einer betreuten Wohneinheit aber dennoch für sich selbst verantwortlich, so kann man recht gut anderen Kontakten aus dem Weg gehen.
Die Story ist in recht kurze Kapitel mit knappen Überschriften unterteilt und so findet man während des Lesens wenn nötig ganz gut Pausen, bei denen man das Buch zur Seite legen kann. Ganz toll empfand ich hier auch die Beschreibung, wie detailreich Lara ihre Umwelt wahrnimmt. Eigentlich ist sie gar nicht wirklich wütend, sondern sehr einfühlsam. Vielleicht mit ein paar Vorurteilen behaftet, welche aber vermutlich eher dem eigenen Schutz dienen und ihr eine gewisse Distanz zu den anderen Menschen in ihrem Leben bietet. Sie hat außerdem eine äußerst bildhafte Gedankenwelt, die ich gerne verfolgt habe.
Leider entwickelte sich die Geschichte für meinen Geschmack ein wenig schleppend und somit war das Lesen auch etwas ermüdend. Der Beginn holte mich noch richtig gut ab und ich war berührt von der Art, wie in die Geschichte eingeführt wird. Dann aber fehlte mir ein wenig die Wandlung. Auch die vier anderen Charaktere der Runde aus den wütenden Fünf bleiben lange blass. Man weiß nur wenig, was mit ihnen genau passiert ist. Auch der Gruppenleiter Rolf wird nicht recht greifbar.
Während Lara am Anfang der Handlung noch wortreicher und sehr aufmerksam daher kommt, scheint sie diese Fähigkeiten im Verlauf irgendwie zu verlieren. Ihre Sätze werden kürzer, sie nimmt die Gefühle der Menschen, die sie umgeben, weniger wahr. Da ist sie fast ein wenig rückschrittig. Und auch der Plot wirkte an der ein oder anderen Stelle etwas an den Haaren herbeigezogen. Es ist einfach nicht plausibel, dass die Kinder mitten in Frankfurt an einer Kreuzung genau das richtige Haus auswählen, damit die Handlung seinen Fortgang findet. Auch das später stattfindende Duell, weist ein paar Lücken in der Beschreibung auf. Wieso sind die anderen auf einmal in unmittelbarer Nähe und Lara nicht, wo sie doch kurz davor noch mit allen anderen zusammenstand und gesprochen hat?
"Der Club der wütenden Fünf" ist ein interessantes Jugendbuch, welches meiner Meinung nach aber leider ein paar Schwächen hat. Vielleicht hätte hier einfach ein erweiterter Umfang der Story gut getan. Einige Dinge hätten mehr erläutert werden sollen, die Autorin hätte sich für den Handlungsablauf mehr Zeit nehmen müssen. Einerseits sieht Lara viele Details, andererseits scheinen einige Dinge an ihr vorbeizuziehen, und das bis zum Ende der Geschichte. Aus diesem Grund fällt mir die Bewertung des Buches auch äußerst schwer. Ich fand es nicht schlecht, hätte mir aber an einigen Stellen mehr Input gewünscht.