Ein Blick, der in die Tiefe geht
Nach einer menschlichen Enttäuschung hat sich Maria Popp in ihr Schneckenhaus zurückgezogen. In Wahrheit ist sie nicht so kühl und gefühllos, wie sie als Kreditsachbearbeiterin eines großen Bankhauses ...
Nach einer menschlichen Enttäuschung hat sich Maria Popp in ihr Schneckenhaus zurückgezogen. In Wahrheit ist sie nicht so kühl und gefühllos, wie sie als Kreditsachbearbeiterin eines großen Bankhauses vorgibt, zu sein. Das merkt man schon daran, wie sie mit dem obdachlosen Franz umgeht, der ihr täglich auf dem Weg zur Arbeit begegnet.
Der Arche-Hof, über dessen Schicksal Maria entscheiden muss, steht finanziell auf wackeligen Beinen, noch dazu wo sich Henri, der Gründer der Gemeinschaft, die den Hof bewohnt, völlig zurückgezogen hat und in der Trauer um seine plötzlich verstorbene Frau versinkt. Als Maria den Arche-Hof das erste Mal besucht, ist es schnell um sie geschehen, denn hier trifft sie nicht nur die anderen, sehr herzlichen Bewohner des Hofs, besonders Henris Sohn Bobby, der Junge mit dem Downsyndrom, hat schnell ihr Herz erobert. Und dann sind da ja auch noch die Alpakas, wunderschöne Tiere mit dem besonderen Blick, und Maria spürt, dass bei ihnen der Schlüssel für den Fortbestand der Arche liegen könnte.
Die Protagonisten, zweibeinige wie auch die vierbeinigen, habe ich sehr schnell lieb gewonnen. Die Autorin hat eine wunderschöne, unnachahmliche Art zu schreiben. Da ist etwas Spielerisches, eine Leichtigkeit in ihrem Erzählstil, was mich fasziniert hat, denn die Handlung ist alles andere als oberflächlich, sondern hat viele Probleme mit im Gepäck. Auf dem Archehof begegnet man Menschen mit unterschiedlichen Schicksalen, die berühren. Alles, was den Bewohnern lieb und wichtig ist, gerät in Gefahr, und auf Maria lastet die Verantwortung für all diese Menschen und Tiere, denn an ihr liegt es, ob der Archehof weiter bestehen wird.
Besonders haben mich die Beschreibungen der Alpakas fasziniert. Diese Tiere haben etwas an sich, das einen völlig in seinen Bann ziehen kann. Man erfährt auch viel neues über die Eigenheiten und das Verhalten dieser schönen Tiere. Der besondere Held der Herzen aber ist Bobby, das Down-Kind. Er strahlt so viel Lebensfreude und eine Liebe zu allem und jedem aus, kompromisslos und ohne Vorbehalte. Wie sich die Geschichte zuletzt entwickelt, ist zwar fast märchenhaft und ging mir etwas zu schnell, aber das Ende passt doch ganz wunderbar zur Geschichte, und ich hätte mir keinen anderen Schluss gewünscht oder vorstellen können. Trotz vieler Probleme und Sorgen driftet die Handlung nie ins Schwermütige ab, sondern lässt immer auch Hoffnung zu. Der Archehof ist ein richtiger Sehnsuchtsort, den man am liebsten wirklich besuchen würde, und ich habe mich bei meiner Gedankenreise dorthin sehr wohlgefühlt.