Gefühlvoll und berührend
Die Erzählung des Romans „Das Traumbuch“ von Nina George kommt seinem Titel in wunderschön geschilderten Szenen nach. Einer der Protagonisten verliert sich in seinen Gedanken in Welten zwischen dem Jenseits ...
Die Erzählung des Romans „Das Traumbuch“ von Nina George kommt seinem Titel in wunderschön geschilderten Szenen nach. Einer der Protagonisten verliert sich in seinen Gedanken in Welten zwischen dem Jenseits und dem Dasein. Er gleitet scheinbar schwerelos durch seine Erinnerungen und fiktive Zukunftsszenen, auf dem Cover synonym dargestellt durch die Möwe.
Der 13jährige Sam, hochbegabt und Synästethiker, möchte endlich seinen Vater Henri kennenlernen. Ohne das Wissen seiner Mutter lädt der in London lebende Junge ihn deshalb zum Vater-Sohn-Tag der Schule ein. Der ehemalige Kriegsberichterstatter ist auf dem Weg zum Treffen als er von einer Brücke springt um ein Mädchen aus der Themse zu retten. Sein Einsatz hat Folgen, denn aufgrund eines Schwächeanfalls im Anschluss an die Rettung taumelt er und wird von einem Auto erfasst. Er fällt ins Koma.
Sam ist nicht der einzige Besucher am Krankenbett. Auch Eddie, die frühere Freundin von Sams Vater, erfährt von dessen Unfall. Sie ist erstaunt als man ihr mitteilt, dass Henri sie in einer Patientenverfügung dazu bestimmt hat, über ein mögliches Abschalten der Maschinen zu entscheiden die ihn am Leben halten, wenn er einmal genau in die Lage kommen sollte, in die er sich jetzt befindet.
Der Lebensweg dieser drei Menschen die im Krankenhaus aufeinander treffen war in der Vergangenheit und ist auch jetzt wieder so miteinander verknüpft, dass Entscheidungen die einer von ihnen getroffen hat beziehungsweise treffen wird zu Konsequenzen auch für die anderen führt. Die Geschichte ist nach Tagen eingeteilt, die ab dem Zeitpunkt des Unfalls zählen. Von Kapitel zu Kapitel wechselt die Perspektive zwischen den drei genannten Charakter, wobei jede in der Ich-Form erzählt. Die Autorin hat mit der Erzählweise eine gute Wahl getroffen, denn so erfährt der Leser mehr über die inneren Auseinandersetzungen der Person.
Henri, Sam und Eddie erzählen einiges aus ihrem bisherigen Leben. Schritt für Schritt offenbaren die gemeinsamen Erlebnisse von Henri und seiner Freundin die Beziehung der beiden zueinander. Henri schildert aber auch wie es dazu kam, dass er zu seinem Sohn und dessen Mutter keinen Kontakt mehr hatte.
Der Leser begegnet in diesem Roman drei sehr unterschiedlichen Menschen, die über große Gefühle und Einfühlungsvermögen verfügen. Sam hat als Synästetiker eine ganz besondere intensive Wahrnehmungssicht. Henri erlebte als Kriegsreporter schon einiges Leid in der Welt, doch der Verlust seines Vaters hat ihn besonders getroffen. Die Verlegerin für Phantastik Eddie steht gerade vor der großen Entscheidung über das ihr anvertraute Leben während zu Hause ihr neuer Freund auf sie wartet.
Nina George, die in diesem Buch den eigenen schweren Verlust eines Menschen verarbeitet, schreibt gefühlvoll über die ganz großen Empfindungen, die das Leben zu bieten hat und die den Leser tief berühren. Die Geschichte stimmt nachdenklich und bleibt auch nach dem Lesen noch im Kopf. „Das Traumbuch“ ist ein Roman den ich sehr gerne weiterempfehle.