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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.10.2024

Wichtig für alle!

Unversehrt. Frauen und Schmerz
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„Unversehrt“ von Eva Biringer hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Das Cover allein weckt eine stille Neugier – die Frau in Strumpfhose, das zerbrechende Ei in ihrem Schoß, es wirkt wie ein eingefrorener ...

„Unversehrt“ von Eva Biringer hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Das Cover allein weckt eine stille Neugier – die Frau in Strumpfhose, das zerbrechende Ei in ihrem Schoß, es wirkt wie ein eingefrorener Moment voller Intimität und Zerbrechlichkeit.

Schon nach den ersten Seiten war mir klar, dass ich dieses Buch schnell verschlingen würde. Der Schreibstil von Biringer ist nicht nur flüssig, sondern auch angenehm direkt, sodass ich das Buch in nur zwei Tagen beendet habe. Es liest sich leicht, doch die Inhalte hallen nach und laden zum Nachdenken ein.

Als Frau fühlte ich mich oft tief angesprochen. Viele der Themen sind so allgegenwärtig und „relatable“, dass ich beim Lesen nicht selten innehalten musste. Mehr als einmal stockte mir der Atem oder Tränen sammelten sich in meinen Augen. Doch es wäre ein Fehler, das Buch nur für Frauen zu empfehlen – auch Männer könnten viel daraus lernen. Oft bleibt ihnen die systematische Unterdrückung durch das Patriarchat unsichtbar, was „Unversehrt“ eindrucksvoll zu beleuchten weiß.

Biringer behandelt eine erstaunliche Vielzahl an Themen – von Sprache, Herkunft, Medizin, Invalidierung über Selbstverletzung bis hin zur Fetischisierung. Besonders beeindruckend ist dabei, wie klar und strukturiert sie diese komplexen Themen aufarbeitet, sie einordnet und stets auf fundierte Quellen und Studien verweist. Dieses Buch ist mehr als nur persönliche Reflexion – es ist eine gesellschaftskritische Analyse, die auf fundiertem Wissen basiert.

Einzig ein Wunsch blieb für mich offen: Ich hätte gerne noch mehr über den Schmerz von Frauen in der Medizin und in Studien erfahren. Dieser Aspekt wurde zwar berührt, doch ich hätte mir eine noch tiefere Auseinandersetzung gewünscht. Trotzdem bleibt „Unversehrt“ für mich eine wichtige und berührende Lektüre, die ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 11.10.2024

Wissenschaft und vermeintliche Fakten

Fakten sind auch nur Meinungen
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„Fakten sind auch nur Meinungen“ hat mich schon mit seiner Kurzbeschreibung neugierig gemacht, und es hat die Erwartungen absolut erfüllt. Jens Foell gelingt es, kritische Auseinandersetzungen mit der ...

„Fakten sind auch nur Meinungen“ hat mich schon mit seiner Kurzbeschreibung neugierig gemacht, und es hat die Erwartungen absolut erfüllt. Jens Foell gelingt es, kritische Auseinandersetzungen mit der Wissenschaft auf eine Weise zu präsentieren, die sowohl tiefgründig als auch leicht verständlich ist. Als jemand, der Bücher wie „Science Fictions“ von Stuart Ritchie schätzt, habe ich besonders die logischen und klar strukturierten Argumentationslinien in Foells Werk genossen.

Das Buch ist nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam – die Beispiele sind oft mit einem Augenzwinkern erzählt, was den Lesefluss angenehm leicht macht. Auch wenn manche Argumente und Themen mir nicht völlig neu waren, hat Foell sie so aufbereitet, dass sie mich doch noch mit frischen Perspektiven überraschten. Besonders die humorvolle und gleichzeitig präzise Art, in der er komplexe Sachverhalte erklärt, hat das Lesen zu einem echten Vergnügen gemacht. Ein Muss für alle, die gerne hinterfragen, was vermeintlich „wissenschaftliche Fakten“ sind!

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Veröffentlicht am 07.10.2024

Unerwartet tiefgründig

Yellowface
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"Yellowface" von R.F. Kuang sticht sofort durch sein auffälliges Cover ins Auge – ein Buch, das man im Regal nicht übersieht. Doch hinter der schönen Fassade verbirgt sich eine dunkle Geschichte. Der Roman ...

"Yellowface" von R.F. Kuang sticht sofort durch sein auffälliges Cover ins Auge – ein Buch, das man im Regal nicht übersieht. Doch hinter der schönen Fassade verbirgt sich eine dunkle Geschichte. Der Roman beginnt mit dem unerwarteten Tod der chinesisch-amerikanischen Schriftstellerin Athena Liu. In einem Moment der Schwäche und Habgier stiehlt Jane, die Zeugin des Geschehens, Athenas unveröffentlichtes Manuskript und veröffentlicht es unter ihrem eigenen Namen.

R.F. Kuang erzählt diesen literarischen Diebstahl aus einer besonders faszinierenden Perspektive: der von Jane, die in ihren Gedanken und Handlungen oft von rassistischen Vorurteilen geprägt ist. Das Besondere an diesem Roman ist die ungeschönte Darstellung von Janes innerem Monolog, die dem Leser einen verstörenden Einblick in die Psyche einer Frau gibt, die sich skrupellos nimmt, was nicht ihr gehört. Man fühlt sich unweigerlich von ihr abgestoßen, und dennoch fiebert man gespannt mit, wie die Geschichte sich entwickelt.

Es ist kein Wunder, dass "Yellowface" die Bestsellerlisten erobert hat. Der Roman bietet nicht nur eine spannende Handlung, sondern regt auch zum Nachdenken an: über kulturelle Aneignung, Rassismus und die moralischen Grenzen des Erfolgs. Ein fesselndes Leseerlebnis, das noch lange nach dem Zuklappen des Buches nachhallt.

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Veröffentlicht am 06.10.2024

Unterhaltsam

Miss Marple
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„Miss Marple“ hat ein echt schönes Cover und kurzweilige Kurzgeschichten. Gelesen habe ich es wegen der Autorin Leigh Bardugo, aber auch andere wie Lucy Foley waren für mich interessant. Obwohl ich mit ...

„Miss Marple“ hat ein echt schönes Cover und kurzweilige Kurzgeschichten. Gelesen habe ich es wegen der Autorin Leigh Bardugo, aber auch andere wie Lucy Foley waren für mich interessant. Obwohl ich mit Miss Marple zuvor nicht wirklich kannte hat das Buch trotzdem Spaß gemacht. Die zwölf Kurzgeschichten über Miss Marple sind alle recht unterhaltsam. Einige davon sind etwas einzigartiger als andere und manche sind besser geschrieben als andere. Die Authentizität von Miss Marple gelingt den meisten auch enorm gut.
Insgesamt kann man das Buch schnell und gut lesen. Noch ein weiterer Teil mit kurzen Geschichten wäre super.

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Veröffentlicht am 06.10.2024

Starke Protagonistin

A Study in Drowning
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„A Study in Drowning“ hat ein schönes Cover und bietet eine interssante Prämisse. Die Autorin schafft es, in diesem Young Adult-Roman wichtige gesellschaftliche Themen wie Geschlechterungleichheit und ...

„A Study in Drowning“ hat ein schönes Cover und bietet eine interssante Prämisse. Die Autorin schafft es, in diesem Young Adult-Roman wichtige gesellschaftliche Themen wie Geschlechterungleichheit und Opferbeschuldigung sensibel zu behandeln. Als einzige Frau in einem von Männern dominierten Architekturstudium kämpft sie mit Hindernissen, die ihr Geschlecht ihr auferlegt. Die Schilderung ihrer Erfahrungen als Opfer von sexuellen Übergriffen und der darauffolgenden Viktimisierung verleiht der Figur Tiefe. Auch, dass sie nicht ganz angepasst ist und mitunter unfreundlich und launisch sein kann ist erfrischend.

Die Handlung ist spannend und fesselnd: Effies Reise zum Anwesen ihres verstorbenen Lieblingsautors, um dessen Haus neu zu entwerfen, ist nicht nur eine äußere, sondern auch eine innere Reise. Mit einem Kommilitonen taucht sie tief in die Geheimnisse des Autors ein, bei der Realität und Fantasie zu verschwimmen scheinen.

Trotz der packenden Geschichte habe ich doch ein Problem mit diesem Buch: Die Feindseligkeit zwischen Effies und Prestons Heimatländern wird zwar angedeutet und auf historische Kriege zurückgeführt, bleibt aber weitgehend unausgeführt. Effies Vorurteile gegenüber Preston und seiner Herkunft werden im Verlauf der Geschichte nicht ausreichend hinterfragt oder entwickelt. Zudem ist Effie ganz offen von Vorurteilen geprägt, die, obwohl sie sich in Preston verliebt, nie tiefer behandelt werden.

Insgesamt ist die Geschichte fesselnd, ich hätte mir jedoch noch mehr Worldbuilding und eine Auseinandersetzung mit der Xenophobie Effies gewünscht.

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