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Veröffentlicht am 09.04.2022

Einblick ins Jahr 1774

1774. Als die jungen Genies die Freiheit suchten
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Ein Jahr im Leben von bekannten Persönlichkeiten, die einander kannten, mochten oder hassten, wird in monatlichen Kapiteln eindrucksvoll geschildert. Für Goethe ist es das Jahr, in dem sein Werther für ...

Ein Jahr im Leben von bekannten Persönlichkeiten, die einander kannten, mochten oder hassten, wird in monatlichen Kapiteln eindrucksvoll geschildert. Für Goethe ist es das Jahr, in dem sein Werther für Furore sorgte. Andere Zeitgenossen neiden ihm den Erfolg, andere feiern ihn für sein Werk. Interessant werden Zusammenhänge zwischen den Protagonisten erzählt, ihr Leben skizziert und die Lebensumstände dargestellt. Es gibt auch viele Informationen und Details zu gesellschaftlichen, kulturellen und örtlichen Begebenheiten. Die Reisebeschreibungen mit all ihren Problemen geben einen interessanten Einblick in die damalige Zeit.

Durch kurzweilige Formulierungen lässt sich auch manchmal trockener Stoff gut lesen. Schade, dass die Autorin zeitweise zu sehr in unwichtige Details verliebt ist, so dass die Lektüre an einigen Stellen leider etwas langatmig ist. Insgesamt hat mir das Buch aber gefallen. Ich mag Biografien und die Idee, verschiedene Persönlichkeiten über ein Jahr zu begleiten, finde ich gelungen.

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Veröffentlicht am 29.03.2022

Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg

Die Ungerächten
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Hannah Bloch versucht in den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg mit ihrem Leben zurecht zu kommen. Hierzu zählt auch die Vergeltung für den Tod vieler Freunde. Als Überlebende des Euthanasieprogramm T4 ...

Hannah Bloch versucht in den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg mit ihrem Leben zurecht zu kommen. Hierzu zählt auch die Vergeltung für den Tod vieler Freunde. Als Überlebende des Euthanasieprogramm T4 beteiligt sie sich mit der US Army an der Suche nach den Schuldigen. Verschiedene Männer in ihrem Leben und alte Freunde aus ihrer Vergangenheit sorgen für viele Emotionen und Action. Sie kann Träume realisieren, muss aber auch Rückschläge einstecken. Das Aufdecken der alten Seilschaften, die oft weiterhin bestehen, verschafft ihr Genugtuung. Aber es hilft nicht gegen das Vergessen, Opfer und Täter verschwimmen.

Es ist immer wieder schrecklich, von den Gräueltaten der damaligen Zeit zu lesen. Insbesondere, wenn nichts beschönigt wird. Und doch liest sich dieses Buch flüssig. Man fiebert und leidet mit den Protagonisten. Ich habe den ersten Teil nicht gelesen, hatte aber nicht den Eindruck, dass mir grundlegende Informationen fehlen. Beeindruckt hat mich die detaillierte Recherche des Autors sowie sein Schreibstil. Wer über die Nachkriegszeit in einem Spannungsroman lesen möchte, ist hier genau richtig.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Anspruchsvolle Kurzgeschichten

Die tristen Tage von Coney Island
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Dieses Buch hilft dabei, den amerikanischen Reporter und Schriftsteller Stephen Crane (wieder) zu entdecken. Die hier zusammen gestellten Kurzgeschichten geben einen guten Überblick über seine Gedanken ...

Dieses Buch hilft dabei, den amerikanischen Reporter und Schriftsteller Stephen Crane (wieder) zu entdecken. Die hier zusammen gestellten Kurzgeschichten geben einen guten Überblick über seine Gedanken und deren Verarbeitung, Es handelt sich um düstere, auch melancholische Szenarien, die zu unterhalten wissen. Aber an manchen Stellen ziehen sie den Leser auch mit in den Abgrund. Besonders gut haben mir die beiden Geschichten zu dem Schiffbruch gefallen, die er selber erlebt hat und die er authentisch erzählt, ohne zu polarisieren.

Das Nachwort des Herausgebers dieser Sammlung ist sehr informativ und gibt einen Einblick in die Hintergründe der jeweiligen Erzählung. Auch das Leben des Autors wird damit durchleuchtet. Die editorische Notiz, die Details zur Erstveröffentlichung der jeweiligen Geschichte, gefällt mir gut.

Stephen Crane versteht es, Atmosphären zu schaffen, die den Leser in das jeweilige Szenario entführen und die Ereignisse hautnah miterleben lassen; gerne empfehle ich die Lektüre dieser Sammlung. In seinem kurzen Leben, er wurde nur 28 Jahre alt, hat er literarisch wertvolle (Kurz-)Geschichten, Romane, Essays, Gedichte und Berichte hinterlassen.

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Veröffentlicht am 18.03.2022

Kein Thriller, aber ein guter Krimi

Der zweite Sohn
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Johnny möchte mit seiner Frau Amy und Sohn Sasha ein normales Leben führen. Als Sohn eines Clanchefs ist das nicht ganz so einfach. Starke Familienbande lassen ihn seinen Eltern gegenüber loyal seine Arbeit ...

Johnny möchte mit seiner Frau Amy und Sohn Sasha ein normales Leben führen. Als Sohn eines Clanchefs ist das nicht ganz so einfach. Starke Familienbande lassen ihn seinen Eltern gegenüber loyal seine Arbeit für die Firma verrichten. Als sein Bruder Opfer eines Mordes wird, steht sein Familienleben mit Frau und Sohn auf der Kippe, denn wie er sich auch entscheidet, die Risiken sind groß. Er sucht eine Lösung, um im Bandenkrieg zwischen den nach Australien eingewanderten Kroaten und Serben nicht unter die Räder zu kommen.

Die Geschichte ist solide konstruiert, der Spannungsbogen weist kleine Schwächen auf. Es werden auch viele Klischees bedient, z. B. Männer erledigen die Arbeit, Frauen bleiben zuhause als Hausfrau und Mutter. Die sich aus der Familienkonstellation ergebenden Zwänge werden eindrucksvoll deutlich. Abwechselnde Schilderungen der Ereignisse aus der jeweiligen Perspektive von Johnny und Amy ergeben unvermeidbare Wiederholungen. Gut gefallen haben mir die unerwarteten Wendungen zum Ende hin. Es ist allerdings weniger ein Thriller als vielmehr eine gute Kriminalgeschichte.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Zwiegespräch unter Künstlern

Doppelporträt
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Aus Anlass ihres 80. Geburtstag wünscht ihre Familie, dass sie ein Porträt malen lässt, von keinem geringeren als dem 5 Jahre älteren Oskar Kokoschka. Agatha Christie stimmt nur widerwillig zu. In sechs ...

Aus Anlass ihres 80. Geburtstag wünscht ihre Familie, dass sie ein Porträt malen lässt, von keinem geringeren als dem 5 Jahre älteren Oskar Kokoschka. Agatha Christie stimmt nur widerwillig zu. In sechs Sitzungen, die in sechs Kapiteln münden, kommen sich die beiden faszinierenden Künstlerpersönlichkeiten intellektuell näher; in ihren Gesprächen vertrauen sie sich Details aus ihrer jeweiligen Vita an.

Mir gefällt die Idee, die Lebensgeschichten von zwei Künstlern auf diese Art und Weise miteinander zu verbinden. Die Herangehensweise an die Entstehung eines Werkes wird durch die Erzählungen von Oskar Kokoschka eindrucksvoll beschrieben. Und auf der anderen Seite ist es auch interessant, von der Entwicklung der Romane von Agatha Christie zu erfahren und was für sie wichtig ist. Als Leser lernt man beide Charaktere auch von unerwarteter Seite kennen.

Ein angenehmer Sprachstil hat mich das Buch schnell lesen und dem nächsten Kapitel entgegenfiebern lassen. Der Übergang von erzählerischer Freiheit und Realität lässt sich nur schwer finden, so dass die Lektüre äußerst anregend ist und mich dazu verleitet hat, die Biographien der beiden Protagonisten näher zu betrachten.

Dieser auf einer wahren Begegnung basierender Roman ist absolut lesenswert. Gerne empfehle ich ihn denjenigen, die sich mit den beiden Persönlichkeiten vertraut machen möchten und deren Leben in Rückblenden folgen möchten.

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