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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.09.2019

Voltaire und sein Verhältnis zur Kirche

Die flammenden Briefe
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Der Roman erzählt die Geschichte vom französische Schriftsteller Voltaire und sein gespaltenes Verhältnis zur katholischen Kirche. Es werden viele historische Tatsachen sehr detailliert beschrieben. Vieles ...

Der Roman erzählt die Geschichte vom französische Schriftsteller Voltaire und sein gespaltenes Verhältnis zur katholischen Kirche. Es werden viele historische Tatsachen sehr detailliert beschrieben. Vieles davon war mir noch nicht bekannt. Allerdings werden sie auch häufig wiederholt. Die Verknüpfung von Historie und Fiktion ist mir an vielen Stellen zu holprig.

Der Autor verfügt über ein großes Fachwissen, dass in diesen Roman einfließt. Jedoch wirkt dies an mehreren Stellen mehr wie ein Sachbuch denn wie ein Roman. So bleiben beispielsweise die Hauptdarsteller auf Distanz; es ist schwierig, sich in sie hinein zu versetzen.

­Mir hat der Schreibstil überhaupt nicht gefallen. Die vielen Rechtschreib- und Grammatikfehler lenken von einem flüssigen Lesen ab. Ebenso die vielen, über mehrere Zeilen gehenden Schachtelsätze machen häufig das Lesen anstrengend. Die Dialoge zu verschiedenen kirchlichen Themen sind trotzdem durchaus interessant. Das Cover passt sehr gut zum Inhalt, Voltaires Konterfei und angedeutet im Hintergrund die viel erwähnte Marquise Madame du Châtelet.

Das Thema fand ich interessant, leider hat mir die Umsetzung nur bedingt gefallen.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Zwischenmenschliche Unterschiede

Die Gärten von Monte Spina
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Beginnend mit einem Schicksalsschlag, einen Umweg über die englischen Gärten nehmend und schließlich auf einer Privatinseln nahe der kanarischen Insel Lanzarote landen – dies ist der Lebensweg der Protagonistin, ...

Beginnend mit einem Schicksalsschlag, einen Umweg über die englischen Gärten nehmend und schließlich auf einer Privatinseln nahe der kanarischen Insel Lanzarote landen – dies ist der Lebensweg der Protagonistin, die in der Ich-Form erzählt. Die Gärten auf dieser Insel haben es ihr angetan, sie hegt und pflegt sie mit Hingabe. Dies ist eine tolle Grundlage für einen Roman mit vielen Aspekten.

Mir hat die Umsetzung gut gefallen. Neben den landschaftlichen Beschreibungen kommt das Zwischenmenschliche auf verschiedenen Ebenen nicht zu kurz. Die wenigen Bewohner der Insel sind unterschiedliche Charaktere mit einer Vergangenheit, die in langsamen Schritten aufgedeckt wird. Alle suchen die Ruhe auf der Insel, die hauptsächlich aus Felsen und einigen fruchtbaren Ecken besteht.

Der Besitzer der Insel kommt selten auf die Insel. Wenn er da ist, verteilt er hauptsächlich Kritik und unfreundliche Worte. Die Protagonistin möchte der Ursache für sein Verhalten auf die Schliche kommen und sucht nach dem Guten in ihm. Dies wird sehr anschaulich dargestellt, mit Ausführungen seiner düsteren Seite. Sehr vielschichtig und facettenreich kommen alle Charaktere zur Geltung. In diesem Roman leidet und fühlt man dank des lebhaften Erzählstils mit allen Darstellern mit. Die Naturbeschreibungen laden ein zum Träumen, man hört förmlich die Brandung rund um die Insel. Die zahlreichen, oft unerwarteten Wendungen, bauen Spannung auf.

Ein toller Debütroman, der mich hoffen lässt, dass es nicht der letzte dieser Autorin bleibt.

Veröffentlicht am 25.08.2019

Zwei Welten treffen aufeinander

Die Analphabetin, die rechnen konnte
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Die hochintelligente Protagonistin, geboren in den Slums von Südafrika zu Zeiten von Apartheid muss sich seit frühester Kindheit alleine durchschlagen, kann aber aufgrund ihrer Rechenkünste gut im Leben ...

Die hochintelligente Protagonistin, geboren in den Slums von Südafrika zu Zeiten von Apartheid muss sich seit frühester Kindheit alleine durchschlagen, kann aber aufgrund ihrer Rechenkünste gut im Leben bestehen. Bis zu einem tragischen Unfall, der sie mit Zwischenstation letztendlich nach Schweden führt.

Der zweite Erzählstrang beginnt in Schweden und zeigt die Unzufriedenheit mit der Monarchie in drastischer Weise. Die zweite Hauptperson existiert eigentlich gar nicht, lebt mit seiner Familie, deren Eigenarten er nicht verstehen kann und will, zusammen, bis er auf die Südafrikanerin trifft. Die beiden Erzählstränge werden hier zusammengeführt und zeigen sich bis zum Ende des Buches offen für viele Wendungen.

Die einzelnen Entwicklungen sind sehr eigenartig und nicht immer leicht nachzuvollziehen. Der eigenwilliger Schreibstil vereint historische Ereignisse und Fakten mit einer skurrilen fiktiven Geschichte. Sprache und Erzählung passen gut zusammen.

Der Buchtitel suggeriert, dass eine (nach kurzer Zeit nicht mehr) Analphabetin hervorragend rechnen kann, was im Buch dann nicht wirklich thematisiert wird. Letztendlich hatte ich andere Erwartungen an dieses Buch als mir geliefert wurden. Nach anfänglichen Anpassungsproblemen und trotz einiger Längen hat es mich gut unterhalten.

Veröffentlicht am 18.08.2019

Eine in Vergessenheit geratene Malerin

Die Malerin des Nordlichts
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Sie hat fast die Hälfte ihres Lebens gebraucht, um ihrer Leidenschaft zum Malen folgen zu können. Von der Mutter schon in jungen Jahren verlassen, aufgewachsen beim Vater, in eine arrangierte Ehe getrieben, ...

Sie hat fast die Hälfte ihres Lebens gebraucht, um ihrer Leidenschaft zum Malen folgen zu können. Von der Mutter schon in jungen Jahren verlassen, aufgewachsen beim Vater, in eine arrangierte Ehe getrieben, dies war die erste Hälfte ihres Daseins, das sie geprägt hat. Erst nach ihrer Scheidung, Anfang des 20. Jahrhunderts auch kein leichter Schritt, kann sie der zuvor im Verborgenen gelebten Leidenschaft des Malens offiziell folgen. Ihre Studien führen sie u.a. von Oslo nach Paris und Stockholm. Sie ist bereits jenseits der 40 als sie ihrer großen Liebe begegnet, die sie schließlich heiratet und glücklich wird. Als der Nationalsozialmus auch in Norwegen Einzug hält, zieht es ihren Ehemann in den Widerstand. Die eigentlich unpolitische Malerin unterstützt ihn, was beide ins Gefängnis bringt und schließlich in den Tod führt.


Die Malerin des Expressionismus ist geprägt von Edvard Much, mit dem sie verwandt ist und der sie mit der Kunst vertraut gemacht hat. Der Roman zeigt in Verbindung mit einer realitätsnahen Fiktion die Problematik einer allein stehenden Frau und Künstlerin nach Beendigung des ersten Weltkrieges sowie ihre Ängste und Sorgen. Mit einer bildhaften Sprache, die auch die entsprechenden Bilder im Kopf entstehen lässt, kann die Autorin das Leben der in Vergessenheit geratenen norwegischen Malerin aufleben lassen. Mir gefällt dieser Sprachstil.

Zwei Zitate aus diesem Buch finde ich sehr inspirierend.
„Ich male nicht, was ich jetzt sehe, sondern das, was in meinem Geist ist, weil ich es vor langer Zeit gesehen habe.“ Es war ein langer Weg für Signe, bis sie den im Buch oft zitierten Satz beherzigen kann.
„Das Licht. Dieses Licht! … Als ob in diesem Licht alles enthalten wäre, der Geruch des Wassers, die Rufe der Seevögel, das Murmeln und Tuscheln der Wellen, die sacht auf die Steine des Strandes rollen.“ Hier setzt sie letztendlich das erste Zitat um.

Ich lese gerne Romane, die eine Biographie mit Fiktion verbinden. Wenn sie dann so gelungen sind wie in diesem Fall, kann ich das Buch guten Gewissens empfehlen.

Veröffentlicht am 15.08.2019

Rettung in doppeltem Sinne

Im Freibad
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Die Geschichte der lebenserfahrenen Rosemary, die in Rückblenden erzählt wird, lässt den Leser die Zeiten miterleben, da sie sehr lebhaft dargestellt werden. Kate ist jung und unsicher, ihr Leben wird ...

Die Geschichte der lebenserfahrenen Rosemary, die in Rückblenden erzählt wird, lässt den Leser die Zeiten miterleben, da sie sehr lebhaft dargestellt werden. Kate ist jung und unsicher, ihr Leben wird in der Gegenwart erzählt. Mir hat gut gefallen, dass anhand der Protagonistin Kate die Persönlichkeitsentwicklung von Einsamkeit über Panikattacken bis hin zur selbstbewussten Journalistin und Frau realitätsnah aufgezeigt wird. Auf der anderen Seite steht die Über-80jährige, die ihr Leben in vielen Epochen erzählt und ihre Verbindung zum Freibad darstellt. Beide werden zu Freundinnen, die sich gut verstehen und ein gemeinsames Ziel haben.

Die Autorin entwickelt die beiden Hauptpersonen sehr langsam, mit einen detailgenauen Schreibstil. Mir gefällt das, wenn auch manche Stelle hätte etwas kurzweiliger dargestellt werden können. Die Weiterentwicklung von Kate mit einer weiteren Aufgabe neben ihrem Job und ihrem Verhältnis zu Rosemary ist sehr schön dargestellt. Natürlich ist nicht alles positiv, wie im richtigen Leben auch. Die Emotionen in unterschiedlichen Aspekten kommen nicht zu kurz. Es besteht ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen dem Anteil der Personen an der Geschichte und der Freibad-Situation. Beide Erzählstränge werden gleichwertig dargestellt und interessant verknüpft.

Die Sprache gefällt mir gut, sie ist sehr passend für die beiden Hauptpersonen. Die Autorin entwickelt die Protagonistinnen sehr langsam, mit einem detailgenauen Schreibstil, wenn auch manche Stelle hätte etwas kurzweiliger dargestellt werden können. Ein an den passenden Stellen emotionaler Schreibstil lockert das Lesen auf. Ein gelungenes Buch.