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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2019

aufwühlend und spannend

Der lange Schatten der Nacht
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Zwei Jungen, Mikhail und Asher wachsen gemeinsam auf einem abgelegenen Bauernhof auf, Der zweite Weltkrieg reißt die beiden auseinander. Asher flieht mit seiner jüdischen Familie nach Warschau, Mikhail ...

Zwei Jungen, Mikhail und Asher wachsen gemeinsam auf einem abgelegenen Bauernhof auf, Der zweite Weltkrieg reißt die beiden auseinander. Asher flieht mit seiner jüdischen Familie nach Warschau, Mikhail muss sich der roten Armee anschließen. Für beide beginnt ein unbeschreiblicher Leidensweg. Das beispiellose Grauen, das beide Jungen durchmachen, findet seinen Höhepunkt Jahrzehnte später, als sich die beiden wiederfinden.

Der Wechsel zwischen der Zeit des Krieges und der Gegenwart ist sehr spannend dargestellt. Die Spannung, wer einen gewaltsamen Tod gestorben ist, bleibt bis zum Ende aufrecht erhalten. Die bildhafte, grausame Darstellung der Konzentrations- und Arbeitslager bringt den Leser öfters dazu, innezuhalten und durchzuatmen.

Mir persönlich gefällt die Erzählung in der Vergangenheit besser, die Dialoge in der Gegenwart zwischen Diane und ihrem Freund finde ich öfters etwas unnatürlich und gekünstelt, auch das Verhältnis zu ihrem Vater ist für mich nicht immer nachvollziehbar.

Beide Seiten sind sehr glaubhaft dargestellt und die Reaktionen und Entscheidungen beider Jungen kann der Leser gut verstehen und nachvollziehen, das, finde ich, hat der Autor sehr gut getroffen.

Veröffentlicht am 24.10.2019

epischer Fantasy-Wälzer

Der Untergang der Könige
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Der Untergang der Könige von Jenn Lyons ist mit 863 Seiten ein epischer Fantasy-Wälzer, der durch die ansprechende Schreibweise und Bildhaftigkeit mehr als überzeugt.

Khirin sitzt in einem Gefängnis, ...

Der Untergang der Könige von Jenn Lyons ist mit 863 Seiten ein epischer Fantasy-Wälzer, der durch die ansprechende Schreibweise und Bildhaftigkeit mehr als überzeugt.

Khirin sitzt in einem Gefängnis, bewacht von einem Ungeheuer. Um die Langeweile zu vertreiben, fordert das Ungeheuer den Jungen auf, seine Geschichte zu erzählen. Aufgewachsen in den Elendsvierteln von Quur als angeblicher Sohn eines Musikers verdient Khirin seinen Lebensunterhalt als Dieb mit geringen magischen Fähigkeiten. Seine Welt wird auf den Kopf gestellt, als plötzlich ein reicher Adeliger ihn als seinen Sohn anerkennt und Khirin sich bald mittendrin in den Machtspielen der reichen Familien wiederfindet.

Wiedergegeben als Zwiegespräch zwischen Khirin und dem Ungeheuer wird seine Geschichte erzählt, wobei Khirins Geschichte in der jüngeren Vergangenheit beginnt und die des Ungeheuers um einige Zeit früher. Wenn man sich mit dem Wechsel der Zeiten vertraut gemacht hat, ist es ein äußerst ansprechendes Vorgehen. Viele Ungereimtheiten, die bei einer Seite der Geschichte entstehen, werden durch die andere Sichtweise wieder aufgeklärt.

Dieses Buch ist voll von Magie, jeder Menge Zauberer, Dämonen, Götter, Rache, Liebe, Vertrauen und Verrat. Der einzige Wermutstropfen ist das häufige Zitieren mit Fußnoten, wo der Leser gezwungen ist, bei Interesse bis ans Ende des Buches zurückzublättern. Bei einem Ebook gänzlich unmöglich. Ansonsten ein durchaus spannender Auftakt der Fantasy-Reihe, wobei das Buch sehr wohl in sich abgeschlossen ist, jedoch noch jede Menge Raum für Aufklärungen bereithält.

Veröffentlicht am 13.10.2019

brutaler Endzeit-Thriller vom Drehbuchautor von Jurassic Park

Cold Storage - Es tötet
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1987 sterben alle Einwohner eines kleinen australischen Wüstenorts. Zwei US-Agenten sind mit einer Wissenschaftlerin auf dem Weg, den tödlichen Organismus, der dafür verantwortlich ist, zu vernichten. ...

1987 sterben alle Einwohner eines kleinen australischen Wüstenorts. Zwei US-Agenten sind mit einer Wissenschaftlerin auf dem Weg, den tödlichen Organismus, der dafür verantwortlich ist, zu vernichten. Eine Probe jedoch nehmen sie mit, um diesen überaus aggressiven Pilz zu untersuchen.

30 Jahre später erwacht dieser Pilz wieder zum Leben. Nur die zwei Agenten, die bereits in die Jahre gekommen sind, wissen um dessen tödlichen Verlauf. Eine Kette unglücklicher Umstände hilft dem Pilz, sich rasant zu erweitern und bald steht das Leben der gesamten Menschheit auf dem Spiel.

Der Einstieg in die Geschichte ist extrem spannend und brutal. Die Charaktere werden sehr lebensecht und anschaulich beschrieben, die Schreibweise ist sehr angenehm. Leicht störend sind die vielen wissenschaftlichen Ausdrücke, doch darüber kann leicht hinweggesehen werden. Das Buch beginnt mit einem durchaus ernstzunehmenden Szenario, im Laufe der Geschichte ist die Handlung jedoch immer mehr überzogen und der Humor kommt auch nicht zu kurz.

Wenn man vorher weiß, dass der Autor die Drehbücher von Jurassic Park geschrieben hat, weiß man schon ungefähr, worauf man sich einlässt. Ein aussergewöhnliches, rasantes und brutales Lesevergnügen mit interessanten Charakteren, jedoch etwas überzogen. Doch wenn man sich auf die Geschichte einlässt und die Realitätstauglichkeit beiseite lässt, darf man sich auf einige unterhaltsame Lesestunden freuen. Ich könnte mir das Buch auch sehr gut verfilmt vorstellen.

Veröffentlicht am 09.10.2019

außergewöhnlicher Nordic-Noir Thriller mit Gänsehaut-Garantie

In schwarzen Spiegeln
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"In schwarzen Spiegeln" ist ein isländischer Thriller von Stefán Máni und hat 393 Seiten.

Ein brutaler Mord auf offener Straße. Ein Täter mit reiner Weste, der sich an nichts erinnern kann. Ein einfacher ...

"In schwarzen Spiegeln" ist ein isländischer Thriller von Stefán Máni und hat 393 Seiten.

Ein brutaler Mord auf offener Straße. Ein Täter mit reiner Weste, der sich an nichts erinnern kann. Ein einfacher Streifenpolizist, der auf mich zu Anfang etwas beschränkt wirkt, durch kluge Redewendungen und Aussagen den Leser immer wieder verwirrt. Ein Selbstmord in einem Lagerhaus, wo mysteriöse Gegenstände gefunden werden. Als ein zweiter Mord geschieht, ähnlich dem ersten, entdeckt der Streifenpolizist Grimsson Verbindungen zwischen den Morden und dem Fund im Lagerhaus. Von den zuständigen Beamten der Mordkommission wird er jedoch nur als lästig empfunden und seine Bedenken werden ignoriert. Grimsson ist sich bald sicher, dem Täter, einem bekannten Anarchisten, auf der Spur zu sein. Das einzige Problem dabei ist, dieser sitzt zurzeit im Gefängnis.

Der Einstieg in die Geschichte ist aufwühlend und beklemmend. Wenn man sich mit den isländischen Namen angefreundet und sich auf die teilweise irritierende Schreibweise eingestellt hat, ist die Geschichte flüssig und spannend zu lesen. Der Protagonist ist für mich eine große Herausforderung. Mal wirkt er beschränkt und einfältig, überrascht er mich plötzlich mit klugen Aussagen und faszinierenden Gedankengängen. Er verliebt sich in seine Friseurin, schafft es aber, mit seiner klotzigen und ungehobelten Art überall anzuecken und die Leute abzustoßen. Seine Gabe des zweiten Gesichts wird nur nebensächlich erwähnt, passt jedoch gut zu der unterschwellig gruseligen, düsteren Spannung des Buches. Teilweise verliert der Autor sich in Nebensächlichkeiten, die das Buch etwas langatmig machen, durch die eigenwillige und anspruchsvolle Schreibweise stört dies jedoch gar nicht, diese Passagen machen dieses Buch sogar noch mehr zu einem außergewöhnlichen Lesevergnügen.

Einen Stern Abzug gibt es von mir nur, da dieses Buch nicht automatisch für jeden, der gerne Thriller liest, zu empfehlen ist. Doch wer auf der Suche nach etwas Außergewöhnlichem ist, offen für Nordic Noir mit düsterer Stimmung und einem entfremdeten, deprimierten Protagonisten, der ist hier genau richtig. Gruselfeeling inklusive.

Veröffentlicht am 05.10.2019

Ein Mädchen im Koma als Wunderheilerin

Das Schweigen der Angst
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"Das Schweigen der Angst" von M. Sean Coleman ist im beTHRILLED Verlag erschienen und hat 263 Seiten.

Megan liegt seit Jahren im Koma. Scharen von Menschen pilgern zu dem Mädchen in der Hoffnung auf Heilung. ...

"Das Schweigen der Angst" von M. Sean Coleman ist im beTHRILLED Verlag erschienen und hat 263 Seiten.

Megan liegt seit Jahren im Koma. Scharen von Menschen pilgern zu dem Mädchen in der Hoffnung auf Heilung. Denn angeblich kann Megan Wunder bewirken. So auch Jane Hewitt, die an Krebs erkrankt ist und nur noch wenige Monate zu leben hat. Megan ist ihre letzte Hoffnung. Nach dem Besuch bei ihr scheint es wirklich, dass Jane plötzlich geheilt ist. Doch am nächsten Tag ist Jane Hewitt tot. Ihr Ehemann gibt Megan und ihrer Familie Schuld an diesem Tod und will diese zur Rechenschaft ziehen. Hilfe holt er sich bei Dr. Alex Ripley, die spezialisiert ist auf Erklärungen rund um übersinnliche Phänomene.

Megan liegt seit einem Unfall im Wasser im Koma, dies wird jedoch nur vage und am Rande erwähnt. Die Sprache ist leicht zu lesen, stellenweise etwas langatmig, da viel rund um die Wunderheilungen beschrieben wird, auch über die Kirche, da der ortsansässige Reverend auch bei der Vermarktung, muss man schon sagen, von Megan involviert ist. Das Dorf, wo Megan und ihre Familie jetzt wohnen, wird eher beschränkt und rückständig beschrieben, der leitende Polizeibeamte tut mir leid, da er im Buch nicht sehr intelligent und professionell dargestellt wird. Alle im Dorf sind sofort gegen Ian, Janes Mann, und Dr. Ripley, was großteils auch verständlich ist, da das ganze Dorf von dem Hype rund um Megan profitiert.

Die Charaktere von Ian und Dr. Ripley werden sehr bildhaft und anschaulich beschrieben, der Rest der Charaktere bleibt eher vage. Viele Geschehnisse von Dr. Ripleys Vergangenheit werden angedeutet, hier wird dem Leser bald klar, dass es bereits einen Vorgänger-Roman gibt. Die Vorkommnisse bleiben jedoch großteils im Dunkeln, was mich etwas geärgert hat. Der Leser kann hier nur raten.

Bis über die Hälfte des Buches hat dieses für mich gar keinen kriminellen Charakter, erst im letzten Drittel nimmt die Geschichte an Fahrt auf, hier passiert dann alles auf einmal. Mord und Entführung, Rache und Geldgier, wovon man jedoch den Großteil des Romanes, ich will eigentlich nicht Thriller sagen, nichts spürt.

Die Ahnung des Mysteriösen, Unerklärbaren ist da, dies könnte jedoch noch etwas ausgefeilter ausfallen. Zu den Protagonisten habe ich nicht wirklich eine Verbindung herstellen können, außer eben das Mitleid für den Polizisten. Die Handlungen waren für mich teilweise überzogen und nicht nachvollziehbar. Im Grunde wird jeder Bewohner im Dorf als dumm und naiv dargestellt, was mir nicht wirklich gefallen hat. Erst am Ende konnte ich die Beweggründe von Anne, Megans Mutter, zumindest teilweise nachvollziehen, hier fehlte mir jedoch etwas der Tiefgang.

Das Buch ist sicher ein netter Zeitvertreib, leicht zu lesen, nicht sehr anspruchsvoll. Mein Interesse hat er leider nicht so stark geweckt, dass ich einen weiteren Teil dieser Reihe lesen möchte.