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Veröffentlicht am 21.03.2018

Fakten und Fiktion

Die Akte Baader
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Wie werden Idealisten zu Terroristen?

Das ist die zentrale Frage, wenn man sich mit den führenden Köpfen der Rote Armee Fraktion (RAF) beschäftigt. In dem Buch "Die Akte Baader" steht Andreas Baader im ...

Wie werden Idealisten zu Terroristen?

Das ist die zentrale Frage, wenn man sich mit den führenden Köpfen der Rote Armee Fraktion (RAF) beschäftigt. In dem Buch "Die Akte Baader" steht Andreas Baader im Mittelpunkt, der ohne Vater bei Mutter, Tante und Großmutter aufwächst. Früh zeichnen sich trotz verzweifelter Bemühungen der Mutter schulische Probleme und berufliches Scheitern ab. Baader schlittert in die Kriminalität, bewegt sich gern in der halbseidenen Münchener Schickeria, um dann in Berlin einen Politisierungsschub zu erfahren. Mit der Kommune 1 und der Kaufhausbrandstiftung 1968 vollzieht sich sein Weg vom Rebell zum Revolutionär. Mit der Gründung der linksrevolutionären Roten Armee Fraktion (RAF) wird er zum Staatsfeind Nr. 1!

Das Cover ist nicht spektakulär. Es zeigt eine bekannte Schwarz-Weiß-Fotografie. Die grobkörnige Aufnahme ist ein Stück Zeitgeschichte und ein Stück Selbstinszenierung. Andreas Baader wird in Handschellen abgeführt. in seiner freien Hand hält er eine Zeitung. Seine Augen sind hinter einer schwarze Sonnenbrille verborgen. Er ist lässig gekleidet, nicht rasiert und macht einen selbstbewussten, verwegenen Eindruck. Er scheint auf seine Taten stolz zu sein Denn seine aufrechte, selbstbewusste Haltung bringt zum Ausdruck: Schaut her, hier bin ich!

Ehrlich gestanden, habe ich mich mit diesem Buch etwas schwer getan. Stefan Schweizer hat gründlich recherchiert, und ich staune über die Flut an (mir gänzlich unbekannten) Informationen, die er in diesem Werk zusammengetragen hat. Trotzdem kann das geballte Fachwissen ein gewisses Defizit nicht ausgleichen. Meiner Ansicht nach pendelt dieses Werk etwas unentschlossen zwischen einem Sachbuch und einem Biographischen Roman/Krimi hin und her.

Stefan Schweizer entwirft ein spannendes Psychogramm des Terroristen, das Fakten mit Fiktion kombiniert. Leider habe ich den Menschen Andreas Baader hinter dem Mythos kaum entdecken können. Der Autor schildert zwar das aufsehenerregende Geschehen aus der Perspektive des bekannten Terroristen, aber er versetzt sich nicht in seine Lage und erweckt ihn nicht zum Leben. In jeder Zeile spürt man eine deutliche Distanz zu der in den Fokus gerückten (negativ besetzten) narzisstischen, psychopathischen Figur.

Auch der sprachliche Stil dieses Buchs hat mir nicht zugesagt. Auf mich wirkten alle Passagen, in denen wörtliche Rede verwendet wurde, holprig und ungelenk. Aus diesem Grunde kann ich leider nur 4 Sterne für ein interessantes Buch vergeben, das sich mit einer wichtigen Persönlichkeit der deutschen Zeitgeschichte befasst.

Veröffentlicht am 21.03.2018

Höllentrip

Abgefahren
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I want you to believe...to believe in things that you cannot.”
(Bram Stoker)

Auch in der Gegenwart hat dieses berühmte Zitat aus dem Roman "Dracula" von Bram Stoker nichts an seiner Bedeutung verloren. ...

I want you to believe...to believe in things that you cannot.”
(Bram Stoker)

Auch in der Gegenwart hat dieses berühmte Zitat aus dem Roman "Dracula" von Bram Stoker nichts an seiner Bedeutung verloren. Dirk Pope greift in seinem Buch "Abgefahren" viele Motive des Klassikers auf und transportiert sie in die heutige Zeit. Hier geht es um Viorel, einen dicken und lustlosen Teenager. Als seine Mutter eines Tages tot am Küchentisch sitzt, ist er starr vor Trauer. Wollte sie nicht in ihrer Heimat am Schwarzen Meer bestattet werden? Wie soll er das hinkriegen, ohne Geld, Totenschein oder Sarg? Notgedrungen wickelt Viorel die tote Mutter in einen Schlafsack und übernimmt selbst den Transport gen Osten. Ein Anhalter erzählt ihm von den Vampirmythen Transsylvaniens, kurz darauf kommt der Mann bei einem tragischen Unfall ums Leben. Mit nun zwei Leichen im Gepäck reist Viorel weiter Richtung Rumänien. Er will seine Mutter beerdigen. Und das wird er schaffen!

Bereits das Cover fällt aus dem Rahmen des Üblichen. Denn es ist gut auf den Inhalt des Buches abgestimmt worden. Auf den ersten Blick konzentriert man sich auf einen dicklichen (alterslosen) Mann, der gemeinsam mit einem großen Hund auf einem Auto sitzt. Man kann sie nicht klar erkennen, sie wenden uns den Rücken zu und verweigern sich einer genauen Betrachtung. Auf den zweiten Blick erkennt man viele Motive, die eine eher bedrohliche Stimmung vermitteln. Vor allem die Fledermaus, die mit ihren ausgebreiteten Schwingen die gesamte in einem satten Orangeton glühende Erdkugel zu umfassen scheint, greift das Motiv des berühmten Untoten Graf Dracula auf, in dessen Heimat Transsilvanien wir den Protagonisten Viorel begleiten. Aber auch der Totenkopf, der auffällig auf dem Kofferaum des Wagens platziert ist, und der Kopf eines Papageis, den man leicht mit einer hügeligen Landschaft verwechseln könnte, läßt uns stutzen. Insgesamt wirkt das Cover etwas skurril, retro und schräg. Mal was ganz Anderes, genauso wie der kurze und knackige Titel des Buches.

Der Plot des Buches ist originell, und das Setting für diesen Höllentrip perfekt. Wenn wir das Buch aufschlagen, dürfen wir uns über eine Landkarte freuen, mit deren Hilfe wir die ausgefallene Route von Viorel verfolgen können. Die Einteilung der Kapitel erfolgt mit einer genauen Angabe der Kilometer, die der Held dieses Buches in seinem alterrschwachen Fahrzeug zurückgelegt hat.

Viorel ist definitiv kein Protagonist, mit dem sich der Leser dieses Buches identifizieren kann. Man begleitet ihn auf einem Höllentrip, aber er bleibt uns fremd. Das Geschehen wird ausschließlich aus seiner Perspektive vermittelt. Auch sprachlich gesehen wirkt dieses Buch eher rauh und ungeschliffen, was aber gut zu dem heranwachsenden Teenager passt, der auf der Suche nach sich selbst ist und seine Phantasie mitunter von der langen Leine läßt.

Ja, was soll ich sagen? Viorel ist ein übergewichtiger Teenager, der aus dem Bauch heraus handelt, seine tote Mutter im Kofferraum verstaut und sich hinter das Steuer klemmt, um sie in ihre Heimat zu transportieren, ohne einen Führerschein zu besitzen. Ohne Papiere, ohne Geld, aber mit Leichengeruch im Auto und einem mysteriösen Anhalter mit spitzen Eckzähnen, der ihn mit Schauergeschichten von Toten und Untoten wachhält und sich nicht an einer Leiche im Kofferraum stört, bevor er selbst einem Unfall zum Opfer fällt und im wahrsten Sinne des Wortes gepfählt wird. Bevor Viorel sein eigentliches Ziel erreicht, wird er noch viele seltsame Begegnungen mit Menschen und Tieren hinter sich bringen müssen, die nicht nur ihm, sondern auch dem Leser die Haare zu Berge stehen lassen. Interessanterweise erscheint Viorel nach seiner Begegnung mit Toten und Untoten lebendiger als jemals zuvor.

Dirk Pope nimmt seine Leser mit auf eine Reise in den „Wilden Osten Europas". Er versteht sein Werk als ein Roadmovie voller Skurrilitäten, und in der Tat entzieht es sich einer klaren Deutung. Man stolpert immer wieder über seltsame Andeutungen, die sich aber niemals konkret fassen lassen. Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, auch wenn ich es nicht als Lektüre für Jugendliche sehen würde. Gern vergebe ich 4 Sterne für eine richtig schräge, mitunter makabre und pietätlose Geschichte, die zahllose Motive aus dem Roman "Graf Dracula" von Bram Stoker aufgreift und aus dem Rahmen des Üblichen fällt.

Veröffentlicht am 20.03.2018

Mit allen Sinnen

Eine Liebe auf Guernsey
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Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. (Antoine de Saint-Exupéry)

Manchmal müssen wir die Welt um uns herum mit anderen Augen sehen, um sie ganz neu entdecken ...

Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. (Antoine de Saint-Exupéry)

Manchmal müssen wir die Welt um uns herum mit anderen Augen sehen, um sie ganz neu entdecken zu können. Diese Erfahrung macht Kate, die Protagonistin aus dem Roman "Eine Liebe auf Guernsey" von Pippa Watson. Sie ist ist Touristenführerin auf der Kanalinsel Guernsey und mit ihrem beschaulichen Leben eigentlich recht zufrieden. Doch plötzlich steht alles Kopf: Ihr Exfreund heiratet und bittet sie, seine Trauzeugin zu werden, sie muss im Souvenir-Shop ihrer Stiefmutter aushelfen und sich zudem um Amy, die Golden-Retriever-Hündin ihrer verstorbenen Nachbarin, kümmern. Und dann kreuzen auch noch der sympathische Matthew und sein blinder Sohn ihren Weg. Während Kate versucht, die Fäden ihres Lebens irgendwie wieder unter Kontrolle zu bringen, merkt sie, dass sie durch all diese Veränderungen beginnt, die Welt mehr und mehr mit anderen Augen zu sehen.

Als ich den ersten Blick auf das in warmen Farben gehaltene Cover geworfen habe, wusste ich, dass ich keine Chance habe. Der hübsche Golden Retriever auf dem Schutzumschlag, der brav auf "seine" Menschen wartet, die mit ihm einen langen Spaziergang am Meer unternehmen wollen, hat sich direkt in mein Herz geschlichen und mich nicht mehr losgelassen. Zwar wirkt der Himmel etwas wolkenverhangen, und die Spaziergänger können sich nur über einzelne Sonnenstrahlen freuen. Aber dieses kleine Manko gleicht der eingängige Titel, der in einer schwungvollen leuchtend pinkfarbenen Schrift in Szene gesetzt worden ist, locker wieder aus.

Der Plot des Buches ist nicht neu, aber überzeugend umgesetzt. Auch das Setting ist perfekt. Pippa Watson läßt ihren Roman auf der ruhigen, kleinen Kanalinsel Guernsey spielen. Ihre Heldin Kate ist eine beliebte Touristenführerin, und wir dürfen sie auf ihren ausgedehnten Streifzügen begleiten und an ihrer Seite die herbe Schönheit dieser abgelegenen, relativ naturbelassenen Insel entdecken.

Aber nicht nur die Liebe zur Natur spiegelt sich in diesem Buch. Auch die Liebe zu Hunden kehrt in jeder Zeile wieder. Wenn man so will, ist Amy, eine gutmütige Golden Retriever Hündin, die eigentliche Heldin dieses Buches. Als Blindenhund erfüllt sie eine anspruchsvolle Aufgabe. Sie führt Menschen durchs Leben und manchmal auch zusammen, wie Kate und Matthew/Alfi. Sie zeichnet sich durch ein sanftes, freundliches Wesen aus, und sie ist "ihren" Menschen mit großer Liebe zugetan.

Pippa Watson behandelt das sensible Thema "Behinderung" mit viel Fingerspitzengefühl. Wie die Protagonistin Kate schließen wir enge Freundschaft mit Alfi, einen fröhlichen, optimistischen blinden Jungen, der trotz seiner Behinderung kein Stubenhocker und lieber an der frischen Luft unterwegs ist. Wir lassen uns auf seine Sicht der Welt ein, lernen unsere Umgebung mit allen Sinnen kennen und lassen uns bewusst auf Neues und Unbekanntes ein.

Gegenüber diesem wichtigen Thema gerät fast die (etwas vorhersehbare, aber schön erzählte) romantische Liebesgeschichte zwischen der Fremdenführerin Kate und dem Übersetzer (und ehemaligen Hunde-Ausbilder) Matthew ins Hintertreffen. Kate ist eine gebrochene Figur, die andere Menschen aufgrund einer schlimmen Erfahrungen in ihrer Kindheit nicht an sich heranlassen kann und will. Auch für eine feste Liebesbeziehung ist in ihrer Welt kein Platz; sie pflegt nur eine enge Freundschaft mit Brian, den sie seit ihrer gemeinsamen Schulzeit kennt. Matthew wiederum ist ebenfalls in der Liebe gescheitert; seine Scheidung mit Clarissa ist noch nicht allzu lange her, und er ist seiner Ex-Frau nach Guernsey gefolgt, um den Kontakt zu seinem einzigen Kind nicht zu verlieren. Sie müssen die Schatten der Vergangenheit besiegen, um einander nahe sein und eine gemeinsame Zukunft aufbauen zu können.

Mich hat dieses leise, warmherzige und zurückhaltende Buch tief berührt und von der ersten Seite an in seinen Bann geschlagen. Gern vergebe ich 5 Sterne und spreche eine klare Lese-Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 20.03.2018

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Das Leben ist ein Seidenkleid
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"Stil hat für mich nichts mit Mode zu tun. Stil – das bedeutet den Mut zum eigenen Charakter zu haben und sich zur eigenen Persönlichkeit zu bekennen." (Tom Ford)

Dieses berühmte Zitat möchte ich meiner ...

"Stil hat für mich nichts mit Mode zu tun. Stil – das bedeutet den Mut zum eigenen Charakter zu haben und sich zur eigenen Persönlichkeit zu bekennen." (Tom Ford)

Dieses berühmte Zitat möchte ich meiner Rezension voranstellen. Denn es spiegelt die Haltung der Protagonistin Maja, die wir in dem Roman "Das Leben ist ein Seidenkleid" von Tanja Wekwerth kennenlernen. Ein Kleid kann ein Leben verändern, sagt Maja. Jede Nacht sitzt sie allein an ihrer Nähmaschine und zaubert bestickte Mäntel oder raffinierte Röcke – die kaum jemand zu Gesicht bekommt. Dazu fehlt ihr der Mut. Bis sie sich mit Leonhard anfreundet, einem sanftmütigen älteren Herrn. Seit dem Tod seiner Frau Luise hat niemand mehr ihr Ankleidezimmer betreten dürfen, niemand außer Maja. Dort, zwischen Petticoats und Maßband, stellt sie mit Leos Hilfe bald fest, dass Lebensträume keinem Schnittmuster folgen.

Als ich das zurückhaltend gestaltete Cover dieses Romans betrachtet habe, fühlte ich mich sofort angesprochen. Es ist in zarten Pastelltönen gehalten und wirkt sehr romantisch und verträumt. Der Betrachter blickt auf das hell erleuchtete Schaufenster eines Mode-Ateliers, das in einem altehrwürdigen Gebäude in einer ruhigen Straße angesiedelt ist. Sein Blick bleibt an einem feinen Kleid in einem hell schimmernden Stoff hängen, das auf einer Schneiderpuppe ausgestellt ist. Ihm wird gleich klar, dass es sich nicht um billige Massenware, sondern um ein sorgfältig gearbeitetes Unikat handelt. Auch der eingängige Titel ist ganz nach meinem Geschmack. Er besteht aus einem einzigen Satz, der aber im Gedächtnis haften bleibt. Hierbei verrät er nicht zu viel vom Inhalt des Romans, sondern macht nur eine ganz zarte Andeutung, um welches Thema dieses Buch kreist.

Der Plot ist bekannt, aber gut umgesetzt. Das Setting ist gut gewählt. Berlin ist eine lebhafte Metropole, in der man seine Träume leben und verwirklichen kann - und es ist der Schauplatz der berühmten Fashion Show, auf der viele Highlights der kommenden Saison präsentiert werden.

Im Mittelpunkt des Romans steht Maja, die eigentlich den Beruf einer Schneiderin erlernt hat, sich aber mehr schlecht als recht als Verkäuferin in einem Kaufhaus durchschlägt. Außerdem hat sie einen NebenJob bei einem guten Bekannten angenommen und liefert Fertigmenüs an alte Menschen aus, die sich nicht mehr selbst versorgen können. Maja ist eine Protagonistin, die man sofort in sein Herz schließt. Sie ist ein herzensguter, liebenswerter und warmherziger Mensch, der sich aber viel zu viel von anderen Menschen gefallen läßt. Hin und wieder möchte man sie schütteln, wenn sie sich von ihrer Vorgesetzten, der hartherzigen, unsympathischen Ketten-Raucherin Hannelies wie ein dummes Schulmädchen vorführen und von oben herab abkanzeln läßt.

Eine positive Veränderung in ihrem Leben birgt die folgenschwere Begegnung mit Leo, einem freundlichen alten Herrn, der in seiner Wohnung die Erinnerung an seine vor vielen Jahren verstorbene Frau hochhält, die ebenfalls eine begabte Schneiderin war und für viele berühmte Menschen gearbeitet hatte, Durch ihn findet Maja den Mut, an sich selbst zu glauben, ihren Traum zu leben und - unterstützt von ihren Schützlingen in ihrem Nebenjob, die ihr ihre aufmerksame und liebevolle Zuwendung mit einer enormen Finanzspritze honorieren - den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Und nicht zuletzt entdeckt sie sich selbst und findet auf ihrem Weg die große Liebe, die man ihr von ganzem Herzen gönnt.

Tanja Wekwerth hat ein sicheres Gespür für Mode und schreibt in einem wunderschönen Stil, der ihrer Protagonistin angemessen ist. Sie verleiht ihr eine leise, zarte Stimme, die sich wohltuend von der gesichtslosen, lauten Masse abhebt. Man spürt die große Liebe der Autorin zu der Mode und zu den Menschen in jeder Zeile des Romans. Mich hat dieses liebenswerte Buch sofort gefangen genommen und von der ersten Zeile an in die faszinierende Welt der Mode entführt. Aus diesem Grunde vergebe ich gern die Höchstpunktzahl von 5 Sternen für eine charmante, feinfühlig erzählte Geschichte, die jedem Leser mutmacht, seinen Träumen zu folgen.

Veröffentlicht am 14.03.2018

Drei Gänge für die Liebe

Bernsteinzauber und Liebesglück
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Wer keine Vergangenheit mehr hat, der hat auch keine Zukunft (Michael Ende)

In ihrem Roman "Bernsteinzauber und Liebesglück" erzählt Lilli Wiemers eine interessante Geschichte, die weit in die Vergangenheit ...

Wer keine Vergangenheit mehr hat, der hat auch keine Zukunft (Michael Ende)

In ihrem Roman "Bernsteinzauber und Liebesglück" erzählt Lilli Wiemers eine interessante Geschichte, die weit in die Vergangenheit zurückreicht und uns gleich an drei traumhafte Schauplätze entführt. In dem ersten Teil "Ein Sommer auf Rügen " steht Hanna im Mittelpunkt, welche die die Jugendliebe ihrer Großmutter aufzuspüren, denn deren Bernsteinanhänger soll in die richtigen Hände kommen. Doch auch für Hanna selbst hält die Reise eine Liebesüberraschung bereit. Im zweiten Teil "Liebe, zart wie Porzellan" begleiten wir Celina nach Meißen, wo sie ihrer Oma einen bestimmten Wunsch erfüllen will: Das Bernsteinherz von dem falschen Mann zurückholen und es dem richtigen übergeben. Dabei trifft sie den charmanten Marc, dem sie schnell näherkommt. Alles scheint nach Plan zu laufen, da erfährt Celina das Unfassbare. Der letzte Teil "Prickelnde Küsse am Nordseestrand" spielt in St. Peter-Ording, wo Emily unerwartet ein Abenteuer mit dem gutaussehenden Alexander erlebt, bis dessen Ex eine böse Intrige gegen sie anzettelt.

Das Cover ist sehr ansprechend gestaltet und strahlt einen gewissen Shabby-Chic aus. Die zarten Farben vermitteln eine romantische Stimmung. Der Betrachter blickt direkt auf eine weißgestrichene Bank, auf der ein fein geschliffenes Bernsteinherz liegt. Man fühlt sich sofort wohl in diesem besonderen Ambiente, das zum Träumen einlädt, im HIntergrund kann man einen Leuchtturm erkennen und man glaubt, das leise Rauschen des Meeres zu hören. Was mir besonders gut gefällt, ist der Umstand, dass das Motiv dieses Romans (das Herz aus Bernstein) in die Covergestaltung eingeflossen ist. Der Titel ist schlicht und weit weniger überzeugend. Er bringt den Inhalt des Buches klar auf den Punkt und macht jedem Leser klar, was er von dieser Lektüre erwarten darf.

Der Plot ist nichts Neues und kommt in nahezu allen Feel-Good-Romanen auf dem Markt vor. Das Setting an malerischen Schauplätzen ist gut durchdacht. Lilli Wiemers hat ein gutes Händchen für malerische Landschaftsbeschreibungen; sie nimmt den Leser mit auf eine literarische Reise und er fühlt sich an den drei beliebten Urlaubsorten gut aufgehoben.

Weit weniger gelungen finde ich die drei Protagonistinnen, die ausnahmslos jung, ledig, schön, klug und talentiert sind. Zwar ist in ihrer Vergangenheit nicht alles rund gelaufen, aber ihre Traumata können - überspitzt formuliert - nach wenigen heißen Küssen und einer romantischen Liebesnacht im Handumdrehen abgeschüttelt werden. Auch die männlichen Protagonisten sind genauso schlicht gestrickt; sie besitzen keine schwerwiegenden Macken, sondern haben alle Trümpfe auf ihrer Seite. Sie sind nicht nur gut gebaut, ledig, klug und stark, sondern auch integer, kinderlieb und sozial engagiert. Ebenso wie ihre auserwählten Traumfrauen glauben sie an die Liebe auf den ersten Blick und streben eine romantische Hochzeit in Weiß an. Deshalb steht dem unvermeidlichen Happy-End in allen drei Liebesgeschichten nichts im Wege.

Leider waren die drei Gänge für die Liebe nicht in jedem Punkt überzeugend. Sie sind gute Hausmannskost, aber gehören nicht zur Haute Cuisine, wenn ich bei diesem Vergleich aus der Gastronomie bleiben darf. Ein großes Manko ist die Vorgehensweise der Autorin. Lilli Wiemers hat ihre drei (in sich abgeschlossenen) Geschichten stets nach dem gleichen (langweiligen) stereotypen Schema gestaltet. Nach der Lektüre fühlt man sich gelangweilt und an einen Groschenroman erinnert; es fehlt einfach die Würze des Lebens!
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Deshalb kann ich heute nur 3,5 Sterne für einen zu sehr auf heile Welt getrimmten, seichten Liebesroman vergeben, der meine hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte.