Ein ausgezeichneter Hamburg-Krimi...
Kalte RacheIch als Hamburgerin lese einen Hamburg-Krimi, der von einer Nicht-Hamburgerin geschrieben ist? Kann das gut gehen? Auf diese Frage jetzt hinterher: ein bedingungsloses ja!!!
Brigitte Krächan hat in ihrem ...
Ich als Hamburgerin lese einen Hamburg-Krimi, der von einer Nicht-Hamburgerin geschrieben ist? Kann das gut gehen? Auf diese Frage jetzt hinterher: ein bedingungsloses ja!!!
Brigitte Krächan hat in ihrem Krimi „Kalte Rache“ ein sehr realistisches Bild von Hamburg gezeichnet, mit viel Lokalkolorit, auch von Stadtteilen, die außerhalb der normalen Touristenströme liegen (wer kennt denn schon Mümmelmannsberg? Nein, nein, man muss es auch nicht kennen... Aber es passte als einer der Handlungssorte hervorragend). Gut, bei manchen Angaben zu Fahrzeiten innerhalb Hamburgs habe ich gelächelt, wahrscheinlich ist Frau Krächan bei ihren Recherchen diese Strecken nachts bei „grüner Welle“ abgefahren... Aber es gibt ja so etwas wie „dichterische Freiheit“!
In einer alteingesessenen Hamburger Kaufmannsfamilie wird der Junior-Chef unter mysteriösen Umständen ermordet. Wem war er im Weg? Er wollte in der Firma neue Geschäftsbeziehungen aufbauen, hatte jemand etwas dagegen? Hatte er Auseinandersetzungen mit einem seiner Angestellten? Wie war sein „Lebenswandel“? Wollte seine altehrwürdige traditionelle Familie (versehen mit einem gewissen „Standesdünkel“) ein Eklat in ihren Kreisen verhindern? Fragen über Fragen, die das Ermittler-Duo Ulrike von Schmalenbeck und Paul Paulsen (und ihr Team) zu klären haben, beide sind sehr unterschiedlich in ihrer Biographie, aber beide empfand ich als sehr sympathisch und ich bin gern ihren Spuren gefolgt. Aber natürlich gibt es auch einen Chef, der manche Ansätze ganz anders gehandhabt sehen möchte. ...Aber das sollte zum Inhalt an dieser Stelle reichen...
Bei allem Unterhaltungswert: trotzdem gibt es durchaus Momente, bei denen man innehält und die eigene Haltung überdenkt: sind wir nicht doch manchmal sehr vorschnell mit irgendwelchen Vorurteilen? Diese Erkenntnis hat mich auch zum Überdenken mancher meiner Position angeregt!
Die Story an sich: sehr fesselnd und flüssig geschrieben, der Spannungsbogen wurde perfekt aufrechterhalten, die Dialoge sind teilweise witzig und originell, das Blut tropfte nicht zwischen den einzelnen Buchseiten hervor... Ich konnte – was ich sehr gern mache – ordentlich mitraten und meine Vermutungen anstellen – und um die Frage gleich zu beantworten: ich bin nicht auf die Lösung gekommen! Aber sie schien mir (natürlich im Nachhinein) nachvollziehbar und hat mich befriedigt!
Also in meinen Augen ein rundum perfekter Krimi, der mir unterhaltsame und anregende Stunden beschert hat! Ich hoffe sehr, dass Brigitte Krächan sich entschließt, hier eine Fortsetzung zu schreiben, ich würde gern Ulli und Paule bei weiteren Fällen helfend zur Verfügung stehen... Aber bis es soweit ist gibt es von mir für dieses Buch eine absolute Leseempfehlung!