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Veröffentlicht am 09.03.2018

Mehr gesellschaftskritischer Roman als Krimi

Kühn hat Ärger
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Kommissar Martin Kühn ist nach seinem Burn-out wieder zurück im Berufsleben und er wird direkt mit einem brutalen Mord an einem libanesischen Jugendlichen konfrontiert.

Man könnte jetzt meinen, dass es ...

Kommissar Martin Kühn ist nach seinem Burn-out wieder zurück im Berufsleben und er wird direkt mit einem brutalen Mord an einem libanesischen Jugendlichen konfrontiert.

Man könnte jetzt meinen, dass es sich um einen Krimi handelt, aber damit würde man der Geschichte nicht gerecht. Ja, es gibt einen Kommissar und ja es gibt einen Mord. Aber in diesem Fall ist der Krimiteil nur Rahmenprogramm und der Autor benutzt ihn geschickt für die Auseinandersetzung mit sozial- und gesellschaftskritischen Themen.

Anhand der Beziehung von Amir – dem Sohn einer libanesischen Einwandererfamilie - und Julia – der Tochter aus einer reichen und angesehenen Münchener Dynastie - wird die Diskrepanz zwischen arm und reich sehr anschaulich dargestellt.

Bei einem Mord an einem Ausländer dauert es auch nicht lange bis die Sprache auf Neonazis und die ausländerfeindliche Haltung in Deutschland zur Sprache kommt. Bei diesem Thema werden sehr viele Klischees bedient.

Aber auch in Kühns Privatleben gibt es genug Probleme. Da ist u. a. sein Haus, denn wie sich herausstellt wurde die gesamte Neubausiedlung auf verseuchtem Boden errichtet. Der Baufirma, die eine Tochter der finanzierenden Bank ist, soll diese Tatsache bekannt gewesen sein.

Bei dieser Vielschichtigkeit gerät die Ermittlung etwas in den Hintergrund und Spannung geht verloren.

Sprachlich befinden wir uns auf einem ganz anderen Niveau wie bei den meisten Regionalkrimis. Jan Weiler weiß mit Worten und Sprache umzugehen, ohne dass er den Leser mit Fremdwörter oder Schachtelsätzen überfordert.

Ich vergebe wohlverdiente 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 05.03.2018

Nicht nur ein Krimi, sondern Genuss für alle Sinne

Château Mort
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Eine nie dagewesene Hitzewelle sucht die Bewohner des Aquitaine heim. Trotzdem treffen sich Läufer aus aller Welt zum weltberühmten Marathon du Médoc, der vorbei führt an den schönsten Schlössern der Gegend. ...

Eine nie dagewesene Hitzewelle sucht die Bewohner des Aquitaine heim. Trotzdem treffen sich Läufer aus aller Welt zum weltberühmten Marathon du Médoc, der vorbei führt an den schönsten Schlössern der Gegend. Während des Laufs stirbt ein angesehener Winzer der Gegend und ausgerechnet der Freund des ermittelnden Kommissars gerät in Verdacht.
Für mich war es die erste Begegnung mit dem sympathischen Kommissar Luc Verlain. Für den aktuellen Fall stellte das meistens kein Problem dar, aber ich empfehle doch vorher Band 1 zu lesen. Gerade im privaten Bereich des Kommissars wird dadurch manches verständlicher.
Alexander Oetker nimmt uns mit in das schöne Aquitaine und führt uns ein in die umfassende Materie des Weinanbaus. Ich fand die äußerst geschickt in die Geschichte eingebauten Fakten darüber sehr interessant.
Selten habe ich mich bei einem Krimi so wohl gefühlt oder wurden so viele Sinne angesprochen. Das lag nicht nur an den anschaulichen und sehr detaillierten Ortsbeschreibungen sondern auch an der Beschreibung wie sich Sonne und Wind auf der Haut anfühlen, welche Empfindungen der Genuss von prallen Weintrauben auslöst und ganz zu schweigen von dem leckeren Essen und den Weinen, die es (gefühlt ständig) gibt. Bei der Erinnerung läuft mir schon wieder das Wasser im Mund zusammen Luc Verlain ist ein Genussmensch keine Frage und das bezieht sich nicht nur auf kulinarische Köstlichkeiten.
Man könnte meinen, dass dabei der Krimianteil ganz ins Hintertreffen gerät, was aber nicht der Fall ist. Es werden Spuren gelegt, die den Leser natürlich erstmal auf die falsche Fährte führen oder verwirren sollen. Da sich mir erst ziemlich zum Schluss (und dann noch mit einer Überraschung) erschloss wer der Täter ist, blieb es auch spannend.
Die Protagonisten sind lebendig beschrieben, wobei für mein Empfinden die Charakterzüge teilweise etwas überzogen waren. Zum Täter hätte ich mir etwas mehr Einblicke gewünscht.
Der Schreibstil ist lebendig und sehr anschaulich, so dass man sich mitten im Geschehen fühlt.
Da am Ende einige wichtige Fragen offen bleiben, fiebere ich Band 3 der Serie entgegen. Die Zeit werde ich nutzen und Band 1 nachholen.

Veröffentlicht am 16.02.2018

Ein wichtiger Teil der Geschichte Portugals in Kombination mit der landschaftlichen Schönheit des Landes

Nelkenliebe
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Es ist der letzte Wunsch des Vaters, den Katharina mit ihrer Reise nach Portugal erfüllen will. Sie soll die große Liebe ihres Vaters wiederfinden – Marisa, die ihn in den Siebzigerjahren ohne Erklärung ...

Es ist der letzte Wunsch des Vaters, den Katharina mit ihrer Reise nach Portugal erfüllen will. Sie soll die große Liebe ihres Vaters wiederfinden – Marisa, die ihn in den Siebzigerjahren ohne Erklärung verließ. Da Katharina ihren Vater über alles liebt, macht sie sich umgehend auf den Weg nach Portugal und die Suche. Noch ahnt sie nicht wie sehr diese Reise ihr Leben beeinflussen wird.

Aufgeteilt ist die Geschichte in zwei Erzählsträngen. Zum einen werden wir mitgenommen in das Portugal Anfang der siebziger Jahre. Wir erfahren von der Unterdrückung des Volkes durch die anhaltende Diktatur und der Lebensumstände der Bevölkerung. Dieser Teil ist sehr anschaulich und interessant anhand des Schicksals von Marisa geschildert.

Der andere Strang spielt in der Gegenwart und hier bekommt der Leser einen Eindruck von der landschaftlichen Schönheit Portugals und der besonderen Schönheit Lissabons mit seiner sehenswerten Altstadt. Die Schilderungen machen Lust, Land und Leute einmal selbst kennen zu lernen.
Verbunden werden die beiden Stränge durch die Liebesgeschichte von Gerd und Marisa. Wie so oft bei Romanen ist auch hier bei den aktuellen Geschehnissen einiges vorhersehbar.
Unter den Protagonisten befinden sich ziemlich viele „Gutmenschen“ (ich weiß nicht wie ich es anders ausdrücken soll), was mir manchmal zu viel wurde. Gefallen hat mir, dass Katharina sich im Laufe der Geschichte weiterentwickelt.

Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen und stellt keine große Herausforderung an den Leser.

Das Ende hat mir nicht wirklich gefallen auch wenn ich Bücher mit Happyend mag, aber die Geschehnisse fand ich zu übertrieben. Aber aufgrund der wirklich anschaulich beschriebenen geschichtlichen Vorgänge im Portugal der siebziger Jahre und der bildhaften Schilderung der Schönheit des Landes und insbesondere Lissabons vergebe ich vier Sterne.

Veröffentlicht am 14.02.2018

Wenn niemand einem Glauben schenkt

Woman in Cabin 10
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Die Journalistin Lo hat aufgrund der Schwangerschaft ihrer Chefin die Gelegenheit, an einer exklusiven Kreuzfahrt teilzunehmen. Direkt in der ersten Nacht wird sie Zeugin eines Mordes, aber niemand glaubt ...

Die Journalistin Lo hat aufgrund der Schwangerschaft ihrer Chefin die Gelegenheit, an einer exklusiven Kreuzfahrt teilzunehmen. Direkt in der ersten Nacht wird sie Zeugin eines Mordes, aber niemand glaubt ihr. Auf den ersten Blick ist es nicht verwunderlich, dass ihren Ausführungen kein Glauben geschenkt wird, denn aufgrund eines nächtlichen Einbruchs in ihrer Wohnung einige Tage vor der Abreise liegen ihre Nerven noch blank. Außerdem schluckt sie Tabletten und hat ein Alkoholproblem.

Die anderen Mitreisenden interessieren sich nur für den gebotenen Luxus und Verbesserung ihres geschäftlichen Netzwerkes. Lediglich ein ehemaliger Kollege scheint ihr zur Seite zu stehen.

Mit der Protagonistin konnte ich nicht warm werden. Aufgrund ihres ganzen Benehmens und Gehabes war sie mir einfach unsympathisch.

Ein psychologischer Thriller, der megaspannend beginnt, in der Mitte einige Längen aufweist, um dann ein fulminantes Ende hinzulegen. Er weist einige unerwartete Wendungen auf, so dass man als Leser am Ball bleibt.

Bei dem flüssigen Schreibstil hat mir die Einfügung von E-Mails oder Facebook-Eintragungen als Stilmittel gut gefallen.

Insgesamt hat mir das Buch einige unterhaltsame und durchaus spannende Stunden beschert – auch wenn mir der letzte Kick gefehlt hat.

Veröffentlicht am 09.02.2018

Spannend von Anfang bis Ende

Schlüssel 17
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Tom Babylon kommt zu einer makaber präsentierten Leiche im Berliner Dom. Als er sieht, dass das Opfer einen Schlüssel mit einer eingeritzten 17 um den Hals trägt, will er in diesem Fall unbedingt selbst ...

Tom Babylon kommt zu einer makaber präsentierten Leiche im Berliner Dom. Als er sieht, dass das Opfer einen Schlüssel mit einer eingeritzten 17 um den Hals trägt, will er in diesem Fall unbedingt selbst ermitteln, denn es gibt einen Bezug zu ihm selbst. Vor vielen Jahren verschwand seine Schwester Viola mit genau diesem Schlüssel. Als unliebsame Partnerin bekommt er die Psychologin Sita Johanns an die Seite gestellt.

Die Geschichte hat zwei Handlungsstränge, die auf unterschiedlichen Zeitebenen spielen. Zum einen wird der Leser in das Jahr 1998 mitgenommen und erlebt mit Tom und seiner Clique den Sommer, der Ausgangspunkt des Geschehens ist. Zum anderen nimmt man in der Gegenwart an den Ermittlungen teil. Dieser Wechsel zwischen den Zeiten und das Zusammenspiel der Geschehnisse tragen zum Aufbau des Spannungsbogens bei und ist sehr gut gemacht.

Die Charaktere sind gut dargestellt und kommen glaubhaft rüber. Insbesondere Tom, der das Verschwinden seiner Schwester nicht verwinden kann und sich mit Schuldgefühlen plagt, ist stringent gezeichnet.

Der Schreibstill ist angenehm flüssig zu lesen und die Seiten fliegen nur so dahin.

Da es sich um den Auftakt einer Reihe um Tom Babylon handelt, ist es nicht verwunderlich, dass einige Fragen offen bleiben. Unter der Voraussetzung, dass weitere Bände ebenso spannend sind, werde ich Tom sehr gerne bei weiteren Ermittlungen begleiten.