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Veröffentlicht am 26.06.2024

Packend und vielschichtig erzählt

Mordsmann
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Autor des Buches ist Ernst Geiger, der in den 1990er Jahren leitender Ermittler in einem der bekanntesten und aufsehenerregendsten Fälle Österreichs war. Er arbeitet den kompletten Fall Jack Unterweger ...

Autor des Buches ist Ernst Geiger, der in den 1990er Jahren leitender Ermittler in einem der bekanntesten und aufsehenerregendsten Fälle Österreichs war. Er arbeitet den kompletten Fall Jack Unterweger noch einmal auf und bringt dabei eine Vielzahl an Perspektiven mit ein. Darauf muss man sich auf jeden Fall einstellen, denn außer seiner eigenen kommen auch die Sichtweisen einiger Opfer und ihrer Angehörigen, der Presse, der internationalen Ermittler, der Gutachter und die des Täters zum Tragen.

Auch wenn der Fall und dessen Ausgang bekannt sind, bietet „Mordsmann“ mit seinen kurzen, wechselnden Kapiteln und der Erzählung rund um einen faszinierenden Narzissten, eine gute und spannende Unterhaltung und vermittelt viele Einsichten und Details.

Insbesondere die psychologischen Aspekte haben mich sehr gefesselt - die Beschreibung, wie Jack sich verhalten hat, wie er von den Menschen - überwiegend Frauen - wahrgenommen wurde, welche manipulative Kraft und Selbstsicherheit er ausstrahlte und was die Gutachter dazu gesagt haben.

Ein rundum gelungener True Crime Roman, in dem der Autor auch einen sehr persönlichen Einblick in sein Leben als Mordermittler erlaubt. Für alle Fans wahrer Kriminalfälle eine absolute Empfehlung.

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Veröffentlicht am 21.06.2024

Rasante Jagd - ein wahrer Pageturner

Das falsche Blut (Ishikli-Caner-Serie 2)
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„Das falsche Blut“ ist schon der zweite Fall für die frühere Auftragskillerin der türkischen Mafia, Ishikli Caner. Mittlerweile arbeitet sie für den Militärischen Abschirmdienst in Deutschland und wird ...

„Das falsche Blut“ ist schon der zweite Fall für die frühere Auftragskillerin der türkischen Mafia, Ishikli Caner. Mittlerweile arbeitet sie für den Militärischen Abschirmdienst in Deutschland und wird in einen komplexen Fall rund um windige Unternehmer, Menschenhandel und Mord hineingezogen.

Ich kenne den ersten Band nicht und auch wenn dieser sicherlich noch einiges mehr an Informationen und Hintergrund über die toughe Kämpferin bereithälthabe ich bei der Lektüre nichts vermisst.

Besonders gut gefallen haben mir die Charaktere in dem Buch. Sowohl die Frauen als auch die Kinder zeigen allesamt Rückgrat und Selbstbewusstsein, sind schlagfertig und werden nicht zu armen schwachen Opfern stilisiert. Und das geschieht, ohne die Männer zu lächerlichen Figuren zu machen. Ganz im Gegenteil sind die Handelnden sich unabhängig vom Geschlecht ebenbürtig. Im Rahmen der rasanten Verfolgungsjagd, die auch stilistisch durch schnell wechselnde Perspektiven unterstützt wird, ist im Vorhinein nie klar, wer den Kürzeren zieht, was die Spannung natürlich enorm steigert.

Mir hat das Buch viel Spaß gemacht und spätestens ab dem letzten Drittel konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Den ersten Band werde ich auf jeden Fall nachholen während ich auf eine Fortsetzung hoffe.

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Veröffentlicht am 15.06.2024

Eine erschütternde Autobiografie

Solito
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In Solito („alleine“) schildert der Autor Javier Zamora seine eigenen, traumatischen Kindheitserinnerungen. Als Neunjähriger wurde er für alt genug befunden, sich mit der Hilfe von Schleusern und einer ...

In Solito („alleine“) schildert der Autor Javier Zamora seine eigenen, traumatischen Kindheitserinnerungen. Als Neunjähriger wurde er für alt genug befunden, sich mit der Hilfe von Schleusern und einer kleinen Gruppe Flüchtlinge auf die gefährliche Reise zu seinen Eltern nach Kalifornien zu machen. Diese hatten El Salvador schon einige Jahre zuvor verlassen, um vor den Todesschwadronen und der Aussichtslosigkeit zu fliehen.

Über Guatemala und Mexiko geht es über die Grenze nach Amerika - mit gefälschten Pässen, durch Kontrollen, auf Lastwagen, zu Fuß, über das Meer und durch die Wüste.

Der Schreibstil ist recht nüchtern aber ich halte dies für absolut angemessen. Ich denke, eine gewisse Distanz war die einzige Möglichkeit für den Autor, diese unfassbare Flucht zu Papier zu bringen. Er selbst schreibt, dass ihm das ohne die Hilfe seiner Therapeutin nicht möglich gewesen wäre. Zudem wird die lange Zeit der Reise, während der die Gefühle permanenter Angst, des Wartens und der akuten Lebensbedrohung vorherrschen, sehr eindrücklich geschildert.

Sich immer wieder bewusst zu machen, dass all dies einem Kind tatsächlich passiert ist, ist kaum zu ertragen. Umso dankbarer ist man für die anderen Menschen der Gruppe, die in Zeiten der eigenen Verzweiflung und Angst eine unfassbare Stärke und Menschlichkeit zeigen.

Dieses Buch kann ich wirklich jedem ans Herz legen. Der einzige Grund, warum ich keine 5 Sterne vergebe sind die vielen Wörter, Phrasen und Sätze, die unübersetzt in Spanisch im Text stehen. Als Leserin ohne Spanischkenntnisse hat es gravierend meinen Lesefluss gestört, all diese Phrasen im Anhang nachschlagen zu müssen. Bei Eigennamen, Spitznamen oder ähnlichem macht das auch Sinn und man hätte die Übersetzung vielleicht direkt im Text oder als Fußnote auf der Seite einfließen lassen können. Aber wenn dann auch Wörter wie „beinahe“ oder „natürlich“ nicht übersetzt werden, erschließt sich mir das nicht.

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Veröffentlicht am 10.06.2024

Die Magie der ersten Liebe

Bring Me Your Midnight
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„Bring me your midnight“ ist eine schöne und wahrlich magische Geschichte über die erste Liebe. Der Fantasy-Roman für jugendliche Leser:Innen ab 14 Jahren behandelt unter anderem das beliebte Thema „verbotene ...

„Bring me your midnight“ ist eine schöne und wahrlich magische Geschichte über die erste Liebe. Der Fantasy-Roman für jugendliche Leser:Innen ab 14 Jahren behandelt unter anderem das beliebte Thema „verbotene Liebe“ und stellt die Frage nach Pflichterfüllung vs. Liebe.

Tana ist eine Hexe und lebt mit den weiteren Mitgliedern des Zirkels auf einer Insel vor dem Festland. Um den Frieden mit den Menschen zu wahren, haben sie einem Großteil ihrer Magie abgeschworen und praktizieren nur noch niedere Magie. Tana soll diesen Frieden nun durch eine arrangierte Ehe langfristig sichern.

Die Protagonistin ist eine junge Frau - sympathisch aber zunächst auch ziemlich angepasst. Seit ihrer Geburt wird sie auf die ihr abverlangte Pflicht vorbereitet und stellt diese auch nicht in Frage. Der Autorin gelingt es gut, die entstehende innere Zerrissenheit und ihre Entwicklung zu einer selbstbestimmten Person zu vermitteln. Die Leidenschaft, die Tana für die Natur, die hohe Magie und den jungen Wolfe empfindet ist sehr intensiv beschrieben und lässt einen mitfühlen. Manchmal ist sie mir ein bisschen zu schnell dabei ihre Meinung zu ändern und manchmal möchte man sie auch schütteln und fragen, was sie da eigentlich gerade tut - aber insgesamt macht es Spaß mit ihr durch Höhen und Tiefen zu wandern.

Der Schreibstil ist wirklich schön und lässt sich gut und flüssig lesen und das ganze Setting und die Idee hinter dem Roman gefallen mir sehr gut.

Für mich persönlich wären noch etwas mehr Dramatik und Tiefe schön gewesen, aber für ein Jugendbuch - das es ja ist - finde ich es sehr gut. Ich denke, dass sich der eine oder die andere in den Figuren und den aufgeworfenen Fragen sehr gut wiederfinden können wird.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Verschwunden im Wolfswald

Wolfszone
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Außergewöhnlicher near-future Cyber-Thriller - versehen mit einem fulminanten Show-Down.

Privatermittler Joe wird von seiner prominenten Auftraggeberin in die brandenburgische „Wolfszone“ geschickt, um ...

Außergewöhnlicher near-future Cyber-Thriller - versehen mit einem fulminanten Show-Down.

Privatermittler Joe wird von seiner prominenten Auftraggeberin in die brandenburgische „Wolfszone“ geschickt, um deren vermisste Tochter Lisa aufzuspüren. Lisa hatte sich als Aktivistin einer Pro-Wolf-Gruppe angeschlossen, die für den Erhalt der mutierten Nanotechnologie-Tier-Wölfe kämpft.

Es ist ein Hexenkessel verschiedener Positionen, denn es steht eine Entscheidung der Bundesregierung bevor, wie mit den Wölfen verfahren werden soll.

Der Roman erzählt aus der Perspektive verschiedener Charaktere in wechselnden, kurzen Kapiteln. Mir hat das gut gefallen - auch weil ich die Personen mit ihren individuellen Geschichten interessant fand. Dies hat dem Autoren auch ermöglicht, sein near-future Szenario mit verschiedenen Aspekten zu versehen: Auswirkungen des Klimawandels, Forschung, Technologie, Politik…

Joe ist ein kantiger Ermittler, der sich nicht scheut, Leuten auch mal auf die Füße zu treten. Mit den Konsequenzen muss er dann natürlich umgehen. Ich mag solche Protagonisten, die entgegen aller Widerstände ihr Ding durchziehen und ich konnte gut mit ihm mitfiebern - aber durchaus auch mal mit den Augen rollen. ☺️

Der Kriminalfall selbst entwickelt sich zunächst langsam. Hier und da hätte vielleicht eine Wiederholung weniger und etwas Tempo gut getan, aber dafür explodiert das Geschehen gegen Ende regelrecht in einem fulminanten Show-Down.

Mir hat der Thriller sehr gut gefallen, der Autor schreibt in einem angenehmen Stil und schafft es sprachlich durchaus in Situationen Spannung und Atmosphäre aufzubauen.

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