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Veröffentlicht am 23.03.2024

Jugendthriller mit queerer Liebesgeschichte

Behalte das für dich!
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„Behalte das für Dich!“ ist aus meiner Sicht ein im Großen und Ganzen gelungener Jugendthriller.

Der Protagonist des Buches, Mac, öffnet zusammen mit ein paar alten Freunden eine Zeitkapsel und erinnert ...

„Behalte das für Dich!“ ist aus meiner Sicht ein im Großen und Ganzen gelungener Jugendthriller.

Der Protagonist des Buches, Mac, öffnet zusammen mit ein paar alten Freunden eine Zeitkapsel und erinnert sich zurück, als vor einem Jahr sein bester Freund Connor von einem Serientäter ermordet wurde. Schwelgend in Erinnerungen öffnet er eine Comic-Tüte, die Connor ihm am Tag seines Todes zurückgelassen hat und findet darin einen Hinweis, der ihn dazu veranlasst, selbst Ermittlungen anzustellen.

Er ist ein Jugendlicher und entsprechend fallen die Ermittlungen auch aus - das ist schon sehr authentisch dargestellt würde ich sagen. Mac ist ein sympathischer Charakter und man baut schnell Sympathien auf und fiebert mit ihm mit. Gegen Ende nimmt die Story auch richtig Fahrt auf und spitzt sich in 2-3 Situationen auch so zu, dass ordentlich Spannung aufkommt. Belohnt wird der Leser mit einem wirklich unvorhersehbaren Ende.

Ebenfalls Teil der Geschichte ist die beginnende queere Liebesgeschichte zwischen Mac und Quill, der ebenfalls einen geliebten Menschen an den Serienkiller verloren hat. Die Gefühlswelt einer ersten Liebe ist schön dargestellt und es hat mich gefreut, dass die beiden offen mit ihrer Beziehung umgehen und von den Eltern und engen Freunden voll akzeptiert wurden.

Was mich an dem Buch stört sind insbesondere zwei Dinge. Zum einen die Darstellung der Polizeit, ihrer Arbeit und Reaktion auf diverse Situationen. Diese ist aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar und auch nicht realistisch dargestellt. Zum anderen fehlt mir tatsächlich etwas „Täterhintergrund“. Ich finde, dass die Psychologie hinter einer (oder mehreren) Taten immer eine wichtige Rolle in einem Krimi oder Thriller spielen. Mir sind die eigentliche Tatreihe und die Beweggründe des Täters zu blass geblieben.

Der Stil des Autors lässt sich wunderbar lesen. Also für Jugendliche, die Lust auf eine spannende Tätersuche, auf eine leichte Liebesgeschichte und die Frage nach Freundschaft haben, eine Lektüre wert.

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Veröffentlicht am 18.03.2024

Melancholisch-nachdenkliches Gedankenexperiment

Das andere Tal
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Odile Ozanne, die 16 jährige Protagonistin dieses Debüts, lebt das mehr oder weniger „normale“ Leben eines Teenagers. Schule, erste Liebe, Freundschaften, Familie und die Frage nach der bestmöglichen Ausbildung ...

Odile Ozanne, die 16 jährige Protagonistin dieses Debüts, lebt das mehr oder weniger „normale“ Leben eines Teenagers. Schule, erste Liebe, Freundschaften, Familie und die Frage nach der bestmöglichen Ausbildung sind die Themen ihres jungen Lebens. Das Besondere: Odile lebt in einem ganz besonderen Tal. Geht man nach Osten über die Berge landet man in dem gleichen Tal mit den gleichen Menschen, nur 20 Jahre in der Zukunft. Geht man nach Westen über die Berge, landet man 20 Jahre in der Vergangenheit.

Der Autor schafft so eine einzigartige Welt, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft greifbar nah beieinander liegen. Die Gesellschaft hat ein Schutzsystem entwickelt, das zwar in besonderen Fällen Einblick in die anderen Täler erlaubt, aber auch mit aller Härte die Beeinflussung verhindert. Somit ist dieses Buch ein sehr interessantes, philosophisches Gedankenexperiment in Romanform. Der philosophische Hintergrund des Autors scheint durch, denn es werden nicht zuletzt die großen Fragen der Zeitreise angedacht. Wenn ich die Wahl hätte, in welche Richtung würde ich gehen? Welche (Trauer)Fälle machen eine Reise möglich, ohne das Risiko von Flucht oder Einmischung mit sich zu bringen? Was sind die Folgen einer Einmischung?

Die Idee des Buches hat mich gleich überzeugt und ich fand auch die ganze Geschichte sehr schön und stimmig. Allerdings war der Roman für mich im Ganzen etwas zu „leise“ und ist stellenweise zu langsam daher geplätschert. Insbesondere in der zweiten Hälfte braucht man als Leser viel Ausdauer, denn das Erwachsenenleben von Odile und ihre Einsamkeit werden in aller Ruhe und mit sehr viel Raum für Gedanken und Melancholie erzählt.

Insgesamt hat der Autor einen sehr schönen Erzählstil, an seinen Bildern und der Verwendung teils seltener Wörter konnte ich mich erfreuen. Irritiert hat mich aber der komplette Verzicht auf die wörtliche Rede. Kann sein, dass dies als Stilmittel gewählt wurde, um auch typographisch Ruhe zu vermitteln. Ich empfand es als unnötig erschwerend. Man gewöhnt sich zwar dran, aber Anführungszeichen haben schon auch einen Zweck, denke ich.

Wenn man sich darauf einlassen kann und Freude an der „langsamen Lektüre“ hat ein schönes Buch. Thematisch auf jeden Fall sehr spannend und regt durchaus zu eigenen Gedankenspielen an.

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Veröffentlicht am 24.02.2024

Total albern und skurril

Grimmwald: Lasst die Felle fliegen! – Band 2
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Das Cover des Buches „Grimmwald“ ist schön bunt und bietet schon einen ersten Eindruck über die überzeichneten, verrückten Charaktere in dem Buch. Es handelt sich um den zweiten Band der Grimmwald-Reihe ...

Das Cover des Buches „Grimmwald“ ist schön bunt und bietet schon einen ersten Eindruck über die überzeichneten, verrückten Charaktere in dem Buch. Es handelt sich um den zweiten Band der Grimmwald-Reihe (den ersten haben wir nicht gelesen).

Die Geschichte an sich ist sehr schön und vermittelt die Botschaft, dass Zusammenhalt wichtig ist und man mit Freundschaft viel erreichen kann.

Die Fuchsgeschwister Ted und Nancy leben mit ihren Freunden im Grimmwald und beschäftigen sich mit „baumboinken“ und anderen Absurditäten als eines Tages der geschniegelte neue Bürgermeister des Funkelforsts auftaucht und ihnen ihren Wald wegnehmen möchte. Nun ist es an den Freunden, dies zu verhindern.

Ich habe das Buch mit meiner Tochter gelesen und es konnte mich/uns nicht vollständig überzeugen. Ja, die Geschichte ist schön und auch spannend erzählt. Ja, das Buch ist witzig illustriert und die Comic-Elemente bieten beim Vorlesen viel Spielraum für sprachliche Abwechslung. Und ja, es ist auch lustig - wobei albern es wohl eher trifft.

Insbesondere meine Tochter hatte allerdings tatsächlich Probleme mit den zahlreichen Namen in dem Buch. Neben den 6 Charakteren, die zu Beginn des Buches per Steckbrief vorgestellt werden, tauchen noch unzählige weitere auf, die - auch wenn sie nur einmal kurz vorkommen - alle einen Namen bekommen. Vermutlich macht die Tatsache, dass diese Namen vorwiegend englische Namen sind, die Zuordnung noch komplexer.

Darüber hinaus finde ich es schade, wenn im Umgang mit Kindern (sei es in Büchern oder auch im Kindertheater) immer davon ausgegangen wird, dass man die Handelnden nur viel rülpsen, pupsen, popeln und den Kopf anschlagen lassen muss damit die Kinder schon lachen. Ich finde man kann den Kindern durchaus ein wenig mehr Intelligenz in Bezug auf Humor zutrauen. Natürlich bietet dieses Buch noch viel mehr - aber auch diese Elemente werden wieder fröhlich eingesetzt.

Alles in allem ein nettes Buch, aber auch nicht mehr.

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Veröffentlicht am 27.12.2023

Zu viele offene Fragen

Infernicus
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Diese Rezension betrifft das Hörbuch:

Ich tue mich mit der Bewertung dieses Hörbuchs etwas schwer. Das Cover ist unheimlich ausdrucksstark und hat mich sofort „gecatcht“. Es verspricht bereits eine Geschichte ...

Diese Rezension betrifft das Hörbuch:

Ich tue mich mit der Bewertung dieses Hörbuchs etwas schwer. Das Cover ist unheimlich ausdrucksstark und hat mich sofort „gecatcht“. Es verspricht bereits eine Geschichte voller Magie und Finsternis.

Auch die Umsetzung als Hörbuch ist sehr gut gelungen. Der Sprecher hat eine angenehme Tonlage und versteht es, mit einer Vielzahl verschiedener Stimmlagen und stimmlicher Charakteristika, die handelnden Personen zum Leben zu erwecken.

Bei „Infernicus“ handelt es sich um eine Anthologie, bestehend aus 5 Kurzgeschichten. Diese spielen alle in der gleichen Fantasy-Welt, allerdings zu sehr unterschiedlichen Zeiten, mit unterschiedlichen Handelnden und auch nicht in chronologischer Reihenfolge.

In jede dieser Kurzgeschichten wird mal relativ unvermittelt hineingeworfen und braucht etwas, um sich in die Handlung hineinzuhören und die neuen Charakter kennen zu lernen. Leider hören die Geschichten oft an der spannendsten Stelle plötzlich auf und die offenen Fragen werden auch nicht beantwortet - als wäre jede Geschichte an sich ein Trailer für ein ganzes Buch.

Mir ist tatsächlich auch die Charakter-Entwicklung zu kurz gekommen, so dass mich deren Schicksal ziemlich unberührt gelassen hat.

Ich denke, die Autorin und ihre geschaffene Welt haben großes Potenzial, dass in diesem Kurzgeschichtenband noch nicht voll entfaltet wurde.

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Veröffentlicht am 13.11.2024

Sehr anspruchsvoll zu lesen

Die Lungenschwimmprobe
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Ich wollte dieses Buch so sehr lieben, aber ich musste mich wirklich durchkämpfen und muss zugeben, dass ich ganze Passagen nur quer gelesen habe.

Das Cover hat mich sofort neugierig gemacht und auch ...

Ich wollte dieses Buch so sehr lieben, aber ich musste mich wirklich durchkämpfen und muss zugeben, dass ich ganze Passagen nur quer gelesen habe.

Das Cover hat mich sofort neugierig gemacht und auch das Thema des Buches ist wahnsinnig interessant, denn es geht um die Anfänge der Rechtsmedizin, um ein medizinisches Testverfahren zum Beweis, dass ein Kind bereits im Mutterleib verstorben ist (die Lungenschwimmprobe) und um den tragischen Fall der mutmaßlichen Kindsmörderin Anna Voigt im ausgehenden 17. Jahrhundert. Hinzu kommt, dass das ganze Geschehen wahnsinnig gut recherchiert wurde.

Tatsächlich tue ich mir aber schwer, das Buch als Roman zu bezeichnen, denn der Autor meldet sich immer wieder zu Wort und ordnet das Geschriebene historisch ein und es kommen auch zahlreiche historische Quellen vor (Gesetzestexte, Richtsprüche, Gedichte, Briefe, Lieder).

Den roten Faden bildet der Fall Anna Voigt und ihre Verteidigung durch den berühmten Advokatus Christian Thomasius. Doch von diesem roten Faden schweift der Autor immer wieder sehr weit ab und schreibt fast eher eine historische Abhandlung über die Justiz der damaligen Zeit, über die Gesellschaft sowie eine Zeit des Umbruchs, die von Thomasius und dem Arzt Schreyer mit geprägt wurde - der Beginn der Aufklärung.

Der Schreibstil ist an die Zeit angelehnt und erfordert wahnsinnig viel Durchhaltevermögen und Wille. Mir war dies letzten Endes zu viel des Guten und trotzdem ich viele interessante Aspekte entdeckt und für mich mitgenommen habe, kann ich das Buch nicht uneingeschränkt empfehlen.

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