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Veröffentlicht am 24.05.2024

Zu simpel

Das Licht in den Birken
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Nach über zwanzig Jahren kehrt Thea aus Portugal zurück in ihre Heimat in Norddeutschland, um mit der Vergangenheit abzuschließen.
Sie zieht auf Bennos Lebenshof für Tiere - und damit zu einem eigenbrötlerischen ...

Nach über zwanzig Jahren kehrt Thea aus Portugal zurück in ihre Heimat in Norddeutschland, um mit der Vergangenheit abzuschließen.
Sie zieht auf Bennos Lebenshof für Tiere - und damit zu einem eigenbrötlerischen Mittfünfziger, der eigentlich keine Menschen mag.
Als dann noch die junge Wanderin Juli dazustößt, entwickelt sich nicht nur eine zarte Freundschaft zwischen den dreien, sondern auch ein Zukunftsplan für den verschuldeten Hof.

Zunächst einmal liebe ich Geschichten, die aus verschiedenen Perspektiven die Lebensgeheimnisse der jeweiligen Personen erzählen. Wenn sie dann noch auf dem Land spielen, bin ich normalerweise restlos begeistert.
Trotzdem konnte mich “Das Licht in den Birken" so gar nicht überzeugen.
Fangen wir mit den Perspektiven an: Thea und Juli sind zwar sehr oberflächliche Charaktere, aber man nimmt sie der Autorin an. Die Figur Benno hingegen ist so gar nicht rund, seine Gedanken und Handlungen waren für mich nicht einfach nur unbegreiflich, sondern wirkten aufgesetzt und unnatürlich.
Die “Geheimnisse” sind allesamt sehr absehbar und bieten somit wenig Potential für Spannung. Genauso wie die komplette Handlung: taucht ein Problem auf, ist es auch schon wieder gelöst, wird sich gestritten, folgt direkt die Versöhnung. Zum Schluss ist alles rosarot und toll.
Aufbau und Komplexität der ganzen Story erinnern eher an eine “Bibi und Tina"-Geschichte, als an den Roman einer Spiegel-Bestseller-Autorin.
Unangenehm aufgestoßen sind mir außerdem die Klischeehaftigkeit sämtlicher Figuren, sowie spirituelle Gedanken und Handlungen, mit denen ich nichts anfangen konnte. Zu guter Letzt hat mich die ständige Erwähnung von pastéis de nata wahnsinnig gemacht. Nur weil jemand in Portugal gelebt hat, muss er diese doch nicht dreimal am Tag backen und verzehren (und falls doch, muss das nicht ständig erwähnt werden).

Insgesamt kann ich den Roman also nicht empfehlen. Für einige mag es eine “Wohlfühlgeschichte” sein, für mich war es selbst als Sommerlektüre viel zu flach. ⭐️2,5/5⭐️

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Veröffentlicht am 19.05.2024

Seichte Sommerlektüre

Sommerschwestern
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Vier erwachsene Schwestern bekommen von ihrer Mutter eine rätselhafte Einladung nach Holland. Hier waren sie seit zwanzig Jahren nicht, seit dem Sommer, in dem ihr Vater tödlich verunglückte.
Mit gemischten ...

Vier erwachsene Schwestern bekommen von ihrer Mutter eine rätselhafte Einladung nach Holland. Hier waren sie seit zwanzig Jahren nicht, seit dem Sommer, in dem ihr Vater tödlich verunglückte.
Mit gemischten Gefühlen reisen die Schwestern an, neugierig und besorgt, aus welchem geheimnisvollen Grund die Mutter sie an den Ort ihrer Kindheit bestellt hat.

Monika Peetz' "Sommerschwestern" ist eine eher seichte Sommerlektüre. Wir erfahren die Geschichte hauptsächlich aus Yellas Sicht, die zweitjüngste der vier Schwestern und selbst Mutter von zwei kleinen Söhnen.
Sie ist auch am nahbarsten, denn die anderen Protagonistinnen sind sehr übertrieben dargestellt. Peetz wird auf den knapp 300 Seiten nicht müde, direkt zu schreiben, wie extrovertiert und wunderschön die älteste Schwester Doro ist, wie empathisch und rastlos Amelie und wie strukturiert und ordnungsliebend Helen. Damit auch die letzten Leser*innen begreifen, wie unterschiedlich die Charaktere sind. Dies empfand ich als sehr anstrengend.
Dafür spart die Autorin daran, etwas in die Tiefe der Figuren abzutauchen. Am Ende wird zwar alles so einigermaßen abgeschlossen, warum die Schwestern sich so verhalten, wie sie es tun, wird aber nicht deutlich.

Dafür haben mir die Beschreibungen Hollands sehr gefallen, gespickt mit niederländischen Ausdrücken und Eigenarten kommt schnell ein Urlaubsgefühl hoch und es fühlt sich an, als sei man selbst schon an diesem Ort gewesen.

"Sommerschwestern" ist also eine leichte Urlaubslektüre mit holländischem Flair, viel mehr aber auch nicht. Auch wenn Familiengeschichten mich eigentlich immer kriegen, hat mir hier einfach die Tiefe gefehlt.

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Veröffentlicht am 08.05.2024

Interessante Debatte

GOTT
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Der knapp 80-jährige Richard Gärtner möchte Suizid begehen. Er ist geistig und körperlich kerngesund, nach dem Tod seiner Frau aber des Lebens müde.
Er bittet seine Hausärztin, ihm ein tödliches Medikament ...

Der knapp 80-jährige Richard Gärtner möchte Suizid begehen. Er ist geistig und körperlich kerngesund, nach dem Tod seiner Frau aber des Lebens müde.
Er bittet seine Hausärztin, ihm ein tödliches Medikament zu verschreiben - diese lehnt jedoch ab.
Sein Fall wird vor dem Ethikrat verhandelt, es geht um die Frage, ob nicht jeder das Recht haben sollte, selbst über seinen Tod zu bestimmen.

Das gesamte Theaterstück spielt vor dem Ethikrat. Zunächst wird der Fall vorgestellt, danach kommen verschiedene Personen zu Wort, die ihre jeweilige Ansichten zu der Diskussion vortragen. Darunter sind Juristen, Mediziner, aber auch ein Bischof.
So wird einem vereinfacht die Rechtslage zur Debatte der ärztlichen Beihilfe zum Suizid erklärt und darüber hinaus Pro und Contra besprochen. Ich habe hier viele neue Argumente kennengelernt. Die Risiken, die daraus resultieren könnten, waren mir zum Beispiel gar nicht bewusst.
Zuletzt wird das Publikum mit eingebunden und zur Entscheidung aufgefordert, ob Gärtner das Mittel bekommen sollte oder nicht.
Wieder einmal macht von Schirach deutlich, dass es nicht auf alle Fragen ein klares Ja oder Nein als Antwort gibt und es immer eine Einzelfallentscheidung ist.

Der Autor schafft es jedes Mal aufs Neue, dass Leserinnen bzw. Zuschauerinnen sich mit Fragen beschäftigen, die sie sich sonst nicht gestellt hätten. Dabei legt er alle Fakten offen und drängt nicht in die eine oder andere Richtung. Am Ende muss jeder selbst entscheiden.

Im Anhang finden wir drei Essays von namhaften Wissenschaftler*innen, die sich ebenfalls mit der Debatte auseinandergesetzt haben. Ich persönlich habe es nicht gebraucht, denn im Grunde vermittelten sie nur die Informationen, die man schon aus dem Stück ziehen konnte - nur etwas ausformulierter.

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Veröffentlicht am 23.04.2024

Coming of Age im Ruhrgebiet

Der Markisenmann
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Als die fünfzehnjährige Kim die Sommerferien bei ihrem bis dahin unbekannten Vater verbringen soll, ist sie schwer enttäuscht: Ronald Papen ist ein erfolgloser Markisenverkäufer, von hässlichen noch dazu.
Aus ...

Als die fünfzehnjährige Kim die Sommerferien bei ihrem bis dahin unbekannten Vater verbringen soll, ist sie schwer enttäuscht: Ronald Papen ist ein erfolgloser Markisenverkäufer, von hässlichen noch dazu.
Aus Langeweile begleitet sie ihn auf seinen Touren durchs Ruhrgebiet und damit steigen nicht nur die Verkaufszahlen, sondern auch Vater und Tochter lernen sich kennen.

Das Cover dieses Buches hat schon oft meine Aufmerksamkeit erregt. Nicht, weil es besonders hübsch wäre, sondern weil es einfach nur das Muster der typischen orangen DDR-Markisen zeigt. Und genauso langweilig wie das Cover scheint Protagonist Ronald Papen auf den ersten Blick zu sein: Er wohnt in einer Halle auf einem Fabrikgelände, fährt tagein, tagaus durch das Ruhrgebiet, um Markisen zu verkaufen und hat ein paar schrullige Angewohnheiten.
Aber genauso wie das Buch seine Leser*innen, überrascht Papen seine Tochter mit dem gar nicht so langweiligen Inhalt.

Im Laufe der Geschichte baut sich eine rührselige Beziehung zwischen Vater und Tochter auf, wir erfahren ebenso wie Kim immer mehr über den schweigsamen Markisenmann, am Ende der Ferien sogar das große Familiengeheimnis: den Grund, warum Ronald Papen sich fünfzehn Jahre lang nicht bei seiner Tochter gemeldet hat.

"Der Markisenmann" ist ein Coming-of-Age-Roman der besonderen Art und damit meine ich nicht nur den ungewöhnlichen Schauplatz - das Ruhrgebiet -, sondern vor allem seine Figuren.
Allen voran natürlich Papen selbst mit all seinen seltsamen Angewohnheiten, aber auch sämtliche Nebencharaktere, die auf den ersten Blick eher durchschnittlich wirken, schließt man nach kürzester Zeit ins Herz.
Es entstehen viele kuriose Situationen, auf den Verkaufstouren und nach Feierabend in der Kneipe, die mich oft zum Lachen gebracht haben.
Gleichzeitig schafft es Jan Weiler, mit den kleinsten Alltagssituationen große Gefühle zu erzeugen und erzählt Kims Geschichte so warmherzig, dass ich oft einen Kloß im Hals hatte.

Das Buch kann ich uneingeschränkt empfehlen, es lässt sich leicht lesen und wirkt auf den ersten Blick zwar ganz banal, hat mich aber mit seiner Tiefgründigkeit überrascht. Es ist eine Liebeserklärung an das Ruhrgebiet mitsamt seinen eigenwilligen, aber herzensguten Einwohnern, ein Buch über das Erwachsenwerden und über Schuld und Vergebung.
Für mich ist es auf jeden Fall jetzt schon ein Jahreshighlight.

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Sehr oberflächlicher Roman

The Hike
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Der jährliche Kurzurlaub führt die Freundinnen Liz, Joni, Maggie und Helena diesmal nach Norwegen. Eine viertägige Wandertour, um dem Alltag zu entfliehen und den Kopf freizubekommen, scheint genau das ...

Der jährliche Kurzurlaub führt die Freundinnen Liz, Joni, Maggie und Helena diesmal nach Norwegen. Eine viertägige Wandertour, um dem Alltag zu entfliehen und den Kopf freizubekommen, scheint genau das Richtige zu sein. Die Stimmung wird getrübt, als sie vom Verschwinden einer geübten Wanderin auf ihrem Pfad erfahren. Außerdem zieht ein Unwetter auf und die Wildnis scheint nicht die einzige Bedrohung draußen zu sein ...

"Ein meisterhaft konstruierter Spannungsroman vor Norwegens wilder Natur" heißt es in der Beschreibung.
Leider kann ich nur in einem Punkt zustimmen: konstuiert.
Aber nicht meisterhaft. Die ganze Story ist extrem klischeehaft und vorhersehbar, an vielen Stellen unrealistisch. Es hat sich beim Lesen oft angefühlt als schaute man einen Horrorfilm, in dem sich die Protagonisten aufteilen, alle alleine durch den Wald laufen und man als Zuschauerin einfach nur genervt von deren unüberlegtem Handeln ist.
Mal abgesehen vom seltsamen Verhalten in Gefahrensituationen (keine der vier erwachsenen Frauen kommt auf die Idee, die Hüttentür hinter sich abzuschließen, wenn sie sich verfolgt und bedroht fühlen. Echt jetzt?) habe ich mich gefragt, warum die Freundinnen jedes Mal stehen bleiben müssen, wenn sie sich streiten (was sehr oft passiert), statt weiterzuwandern.
Apropos Gespräche: Selbst die Dialoge wirken absolut gekünstelt und gestellt.
Die Figuren sind sehr oberflächlich und einseitig beschrieben, keine einzige hatte etwas Tiefe und somit konnte ich auch zu keiner eine Verbindung aufbauen.
Spannung kommt aufgrund der sehr vorhersehbaren Handlung meiner Meinung nach auch nicht wirklich auf.

Lediglich der Schreibstil war flüssig und gut zu lesen, aber auch nicht besonders ansprechend.

Wer eher leichte Lektüre und weniger blutige Thriller mag, dazu gern etwas Drama hat, wird vielleicht mehr Freude an diesem Buch haben.
Von mir gibt es leider nur 2/5 Sterne.

Übersetzt von Urban Hofstetter

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