Platzhalter für Profilbild

Annis22

Lesejury Profi
offline

Annis22 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Annis22 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.03.2024

Überzeugt auf schriftstellerischer Ebene

Der Duft von Schokolade
0

Wien, 1881: Der ehemalige Leutnant August Liebeskind hat eine außergewöhnliche Begabung: den absoluten Geruchssinn.
Als er in einem Café sitzt, nimmt er einen ganz besonderen Duft wahr: den der selbstbewussten ...

Wien, 1881: Der ehemalige Leutnant August Liebeskind hat eine außergewöhnliche Begabung: den absoluten Geruchssinn.
Als er in einem Café sitzt, nimmt er einen ganz besonderen Duft wahr: den der selbstbewussten und unkonventionellen Elena Pallfy.
Es beginnt eine Liebesgeschichte, deren Verlauf von Elenas Geheimnissen bestimmt wird.

Ewald Arenz besticht auch in diesem Buch wieder durch seinen wunderbaren Schreibstil. Der Epoche angepasst, verzaubert er seine Leser*innen mit seinem einzigartigen Umgang mit Worten.

Leider konnte mich die Geschichte diesmal nicht wirklich mitnehmen.
Augusts Geruchssinn ist zwar auf den ersten Blick interessant, als er dann aber Zukunftsvisionen anhand der Düfte bekommt, wurde es mir etwas zu viel. Dass er seine Begabung benutzt, um Pralinès herzustellen und Elena zu umwerben, fand ich hingegen sehr charmant.
Aus Elena wurde ich auch nicht richtig schlau. Mich hat dieses Hin und Her mit August gestört, dass sie nicht einfach mit offenen Karten gespielt hat, fand ich eher anstrengend als faszinierend.
Ich muss aber gestehen, dass reine Liebesgeschichten auch nicht unbedingt mein bevorzugtes Genre sind.

Bemerkenswert fand ich, wie grandios Arenz die vielen verschiedenen Aromen in Worte gefasst hat, ohne sich ständig zu wiederholen.
Den gesamten Teil mit der Zuckerbäckerei und der Herstellung des Konfekts mochte ich auch sehr gerne.
Darüber hinaus gibt es einige spannende Parallelen zu tatsächlichen historischen Ereignissen, wie z.B. dem Ringtheaterbrand.

Insgesamt konnte Arenz mich also wieder einmal durch sein schriftstellerisches Können beeindrucken, die Geschichte an sich mich aber diesmal leider nicht überzeugen. Wer Liebesgeschichten vor historischem Hintergrund mag, wird sicherlich mehr Freude daran haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.03.2024

Überzeugendes Debüt

Das Schweigen des Wassers
0

Inspiriert von einem wahren Fall erzählt "Das Schweigen des Wassers" von einer Leiche, die in einem See gefunden wird. Schnell wird das Ganze als Unfall abgetan. Doch für Hauptkomissar Groth ist die Sache ...

Inspiriert von einem wahren Fall erzählt "Das Schweigen des Wassers" von einer Leiche, die in einem See gefunden wird. Schnell wird das Ganze als Unfall abgetan. Doch für Hauptkomissar Groth ist die Sache nicht so eindeutig: Denn der Tote war nur zwei Tage vorher bei ihm, weil er sich verfolgt fühlte.
Und was hat die Kellnerin Regine damit zu tun, die Groth immer wieder bei seinen Ermittlungen begegnet?

Susanne Tägder ist mit ihrem Roman ein spannendes Debüt gelungen.
Die Geschichte spielt 1991, kurz nach der Wende. Neben Hauptkomissar Groth, der als Aufbauhelfer Ost aus dem Westen kam, hat die Autorin eine Vielzahl weiterer interessanter Charaktere geschaffen; und jeder einzelne scheint seine Geheimnisse zu haben. Dies trägt maßgeblich zur Spannung bei, denn mit jeder neuen Figur, die man als Leser*in kennenlernt, eröffnen sich auch neue Fragen.
Schnell wird auch klar, dass der aktuelle Fall mit einem ungeklärten Mordfall von vor zehn Jahren zusammenhängt. So gilt es, nicht nur die Lösung für den einen, sondern gleich für zwei Fälle zu finden.
Ich liebe es, wie Tägder einem nach und nach Informationshappen zuwirft und man so ganz langsam die Fäden verbinden kann - immer im von der Autorin vorgegebenen Tempo.

Insgesamt ist "Das Schweigen des Wassers" zwar ein ruhiger, aber dennoch sehr spannender Kriminalroman, der ganz ohne reißerische Floskeln auskommt. Ich konnte ihn kaum aus der Hand legen, daher bekommt er von mir 4,5 Sterne und ich freue mich schon auf weitere Veröffentlichungen der Autorin.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.03.2024

Leider sehr flache Story

Das siebte Mädchen
0

Für die zwölfjährige Chloe bricht eine Welt zusammen, als ihr Vater zum Mord an sechs Mädchen verurteilt wird.
Zwanzig Jahre später ist sie promovierte Psychologin und hat immer noch Schwierigkeiten damit, ...

Für die zwölfjährige Chloe bricht eine Welt zusammen, als ihr Vater zum Mord an sechs Mädchen verurteilt wird.
Zwanzig Jahre später ist sie promovierte Psychologin und hat immer noch Schwierigkeiten damit, Vertrauen zu fassen. Als plötzlich eine ihrer Klientinnen verschwindet und tot aufgefunden wird, muss sie sich die Frage stellen, ob ein Nachahmungstäter sein Unwesen treibt. Oder ist ihr Vater unschuldig inhaftiert und der wahre Mörder immer noch auf freiem Fuße?

"Das siebte Mädchen" ist Stacy Willinghams Debutroman. Nachdem ich viele positive Rezensionen gelesen hatte, landete das Buch direkt auf meiner Wunschliste. Fand ich doch die Perspektive so spannend, aus der die Geschichte geschildert wird und die zeigt, dass für die Familie des Täters oft genauso eine Welt zusammenbricht wie für die Angehörigen des Opfers.

Leider hat mich der Thriller sehr enttäuscht. Ich fand von Anfang an sehr eindeutig, wer der Täter ist, jede falsch gelegte Fährte kam mir so offensichtlich falsch vor und die Protagonistin Chloe ging mir ehrlich gesagt sehr auf die Nerven. Oft sind ihre Gedanken und Handlungen nicht wirklich nachvollziehbar.
Die ganze Story ist sehr flach, konstruiert und zieht sich ziemlich in die Länge und auch den Charakteren fehlte es an Tiefe.
Der Schreibstil ist zwar flüssig, aber ebenso anspruchslos.

Insgesamt kam für mich also kaum Spannung auf und obwohl ich nichts gegen ruhigere Thriller habe, kann ich hier nur ⭐️2,5/5⭐️ geben.

Die Hörbuchinszenierung von Julia Nachtmann hat mir allerdings gut gefallen und dafür gesorgt, dass ich am Ball bleibe. Sie vermittelt gerade Szenen mit viel wörtlicher Rede sehr lebendig.

aus dem Englischen übersetzt von Alice Jakubeit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.03.2024

Unterhaltsam, aber sehr oberflächlich

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
0

Die einstige Hollywood-Ikone Evelyn Hugo lädt Lokaljournalistin Monique unter einem Vorwand zu sich ein und unterbreitet ihr ein verlockendes Angebot: Monique soll die erste Person sein, die Evelyns komplette ...

Die einstige Hollywood-Ikone Evelyn Hugo lädt Lokaljournalistin Monique unter einem Vorwand zu sich ein und unterbreitet ihr ein verlockendes Angebot: Monique soll die erste Person sein, die Evelyns komplette Lebensgeschichte erfährt und diese als Biografie niederschreiben. In dieser sollen etliche Geheimnisse gelüftet werden, unter anderem, warum Evelyn ganze siebenmal verheiratet war.
Erst ganz zum Schluss wird Monique bewusst, auf welch tragische Weise sie mit dem Filmstar verbunden ist.

Der Schreibstil Taylor Jenkins Reids ist locker und flüssig, sodass man schnell in die Geschichte eintaucht. Die atmosphärische Darstellung des vergangenen Hollywoods vereint mit der Neugier auf Evelyn Hugos dunkle Geheimnisse lassen einen das Buch gut weglesen - was wohl auch der Grund ist, warum es als großer Tik-Tok-Trend bekannt wurde.
Außerdem werden einige Themen behandelt, die gut den aktuellen Zeitgeist treffen.

Ich musste leider feststellen, dass ich mit dem Hype nicht ganz mitgehen kann; mir ist die ganze Story zu flach, die Gefühle zu oberflächlich, die ganze Lektüre einfach zu trivial.
Es gab zwar einen überraschenden Twist am Ende der Handlung - das letzte große Geheimnis - aber auch dieser konnte mich nicht so recht überzeugen.

Wer auf der Suche nach einer leichten Lektüre ist, wird hier definitiv seinen Spaß haben, denn unterhalten hat mich das Buch auf jeden Fall. Bei mir ist nur einfach der Funke nicht übergesprungen, weil alles zu oberflächlich beschrieben wurde - aber vielleicht passt es genau deshalb perfekt zur Hollywood-Thematik.

*Aus dem Englischen übersetzt von Babette Schröder.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.03.2024

Wundervoller Coming-of-Age-Roman

Hard Land
0

Missouri, 1985: Der fünfzehnjährige Sam beginnt einen Ferienjob im lokalen Kino und damit verändert sich für ihn alles: Er findet Freunde, verliebt sich und muss erwachsen werden.

Zugegeben, der Klappentext ...

Missouri, 1985: Der fünfzehnjährige Sam beginnt einen Ferienjob im lokalen Kino und damit verändert sich für ihn alles: Er findet Freunde, verliebt sich und muss erwachsen werden.

Zugegeben, der Klappentext von "Hard Land" klingt so gar nicht besonders. Es scheint, als habe sich Benedict Wells an jeglichen Coming-of-Age-Klischees bedient. Und ja, die Story an sich ist auch wirklich nicht außergewöhnlich. Aber die Umsetzung ist es defintiv:
Als erstes stechen natürlich die vielen 80er-Jahre-Anekdoten heraus, die vielen Verweise auf (hauptsächlich) Musik und Filme vereint mit Wells' grandiosem Schreibstil, lassen aus den Worten Bilder entstehen und mir als Leserin kam es vor, als sähe ich gerade einen Film aus ebendieser Zeit (oft musste ich z.B. an "Stand by me" denken, die Stimmung ist ähnlich).
Außerdem hat der Autor hier so lebhafte Figuren geschaffen, dass ich nach kurzer Zeit schon dachte, ich kenne diese Personen. Beim Lesen habe ich mich oft "euphancholisch" gefühlt, wie eine Protagonistin es im Buch nennt: Einerseits habe ich mich auf die letzten Seiten gefreut, andererseits habe ich Sam und seine Freunde schon vermisst, ehe es vorbei war.
Besonders empfehlen kann ich auch den zugehörigen Soundtrack (findet ihr auf der Homepage des Autoren) dieser verstärkt die wunderbar beschriebenen Stimmungen und Emotionen noch um ein Vielfaches. Hier muss ich besonders die "Dancing On My Own"-Szene erwähnen, wie gut war die bitte?!

Also: Bitte nicht von dem eher unspektakulären Klappentext abschrecken lassen, dieses Buch ist einfach wunderschön und defintiv mein neuer Lieblings-Wells. ⭐️5/5⭐️

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere