Mehr faszinierende Milieustudie als ein klassischer Kriminalroman
Buchmeinung zu Susanne Tägder – »Das Schweigen des Wassers«
»Das Schweigen des Wassers« ist ein Kriminalroman von Susanne Tägder, der 2024 bei Tropen erschienen ist.
Zum Autor:
Susanne Tägder, geboren ...
Buchmeinung zu Susanne Tägder – »Das Schweigen des Wassers«
»Das Schweigen des Wassers« ist ein Kriminalroman von Susanne Tägder, der 2024 bei Tropen erschienen ist.
Zum Autor:
Susanne Tägder, geboren 1968 in Heidelberg, hat in Deutschland und den USA studiert und arbeitete danach als Richterin in Karlsruhe. Heute lebt sie mit ihrer Familie in der Schweiz und in Kalifornien. Für ihre literarischen Texte wurde sie u. a. mit dem Walter-Serner Preis und dem Harder Literaturpreis ausgezeichnet. Das Schweigen des Wassers ist ihr erster Kriminalroman.
Zum Inhalt:
Mecklenburg, Anfang der Neunziger: Hauptkommissar Groth wird nach Jahren im Westen als Aufbauhelfer Ost zurück in seine Heimatstadt geschickt. Seine neuen Kollegen sind misstrauisch und der erste Fall erweist sich in vielerlei Hinsicht als Herausforderung.
Meine Meinung:
Das Buch beginnt unauffällig, leise und unspektakulär. Ich hatte Zweifel, blieb aber dran und wurde mehr und mehr in den Bann der Geschichte gezogen. Groth steckt nach dem Tod seiner Tochter in einer Krise und soll diese an seiner neuen Wirkungsstätte überwinden. Meist wird die Geschichte aus der Perspektive des Hauptkommissars erzählt, aber einige Kapitel folgen einer jungen Frau, die als Kellnerin in einem Ausflugslokal arbeitet. Oft geht es um Alltägliches, das ein Gefühl für die jeweilige Zeit und die betroffenen Personen erzeugt. Die meisten Figuren wirken angeschlagen und vom Leben gezeichnet. Die Geschichte wird nicht linear erzählt und die Rückblenden machen es nicht einfacher. Groth gewinnt das Vertrauen eines einheimischen Kollegen und gemeinsam erzielen sie Ermittlungserfolge, die nicht überall gern gesehen sind. Ein Tötungsdelikt, das vor zehn Jahren geschah, rückt in den Mittelpunkt und der aktuell Getötete wurde damals fälschlicherweise als Täter präsentiert. Viel Zeit steckt die Autorin in die Beschreibung des Lebensgefühls und der damaligen Zustände. Der angenehm zu lesende Schreibstil schildert unaufdringlich, aber dennoch präzise die Entwicklung der Ereignisse. Groth, die Kellnerin und der ostdeutsche Kollege wirken mit Abstrichen sympathisch, denn sie haben ihre Ecken und Kanten und sie haben jeweils etwas zu verdauen. Obwohl lange Zeit relativ wenig passiert, hat mich die Geschichte mehr und mehr fasziniert und gefesselt. Zum Ende hin zieht das Tempo deutlich an und die Ermittlungen können erfolgreich beendet werden.
Der Reiz der Geschichte liegt vor allem in den Milieuschilderungen und den aussagekräftigen Figuren, die ihren Weg gehen, auch wenn am Ende nicht alle gewonnen haben.
Fazit:
Ein Kriminalfall nach einer wahren Begebenheit, der mau beginnt und oft eher wie ein präzise geschilderter Roman wirkt. Mehr und mehr hat mich die Geschichte gefesselt und begeistert. Deshalb vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.