Bedrückende Lektüre
Geordnete VerhältnisseMit zehn Jahren wünscht sich Philipp nichts sehnlicher als einen besten Freund. Und den soll er bald darauf bekommen: Faina ist gerade mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen und froh darüber, dass ...
Mit zehn Jahren wünscht sich Philipp nichts sehnlicher als einen besten Freund. Und den soll er bald darauf bekommen: Faina ist gerade mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen und froh darüber, dass Philipp ihr hilft, sich in dem neuen Land zurechtzufinden.
15 Jahre später ist er in einer Beziehung, hat ein kleines Vermögen und zwei Eigentumswohnungen, als es an seiner Tür klingelt und Faina davorsteht: verschuldet und schwanger.
Wieder hilft er ihr. Doch welchen Preis muss sie dafür bezahlen?
"Geordnete Verhältnisse" ist mein erstes Buch von Lana Lux und hat mich gänzlich überzeugt. Es hat von Anfang an eine unglaubliche Sogwirkung.
Die Autorin hat zwei sehr unterschiedliche Charaktere gezeichnet, die beide in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen sind und so schon als Kinder eine besondere Verbindung hatten. Gekonnt arbeitet sie die Unterschiede schon im jeweiligen Sprachduktus heraus.
Spürt man anfangs noch die Wärme zwischen den beiden und hat dieses "Heimkommen-Gefühl", wenn sie als Erwachsene wieder aufeinandertreffen, kippt die Stimmung bald. Aus einem unguten Bauchgefühl wird nach und nach Beklemmung und im letzten Drittel war ich dauerhaft angespannt.
Das Buch verdeutlicht sehr anschaulich, wie schnell man in eine toxische Beziehung gerät und wie schwierig es ist, sich aus dieser zu befreien. Dass Außenstehende oft nicht verstehen, wie es hinter den Kulissen aussieht ("er versorgt dich doch so gut", "er ist doch immer so nett"), dass man eben nicht einfach so Schluss machen kann (vor allem wenn Kinder im Spiel sind), dass das Thema für Betroffene oft mit Scham- und Schuldgefühlen behaftet ist.
"Geordnete Verhältnisse" ist ein wahrer Pageturner, der unheimlich wichtige Themen behandelt und Nicht-Betroffenen die Augen öffnet. Für mich war es nicht nur ein Lesen der Geschichte, sondern ein Erleben mit allen Emotionen. Defintiv ein Highlight.