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Veröffentlicht am 25.10.2023

Trekkingtour

Skogen Dynasty (Crumbling Hearts, Band 1)
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Norah Svendsen lebt mit ihren Großeltern irgendwo in der Natur Norwegens, wo sie geführte Trekkingtouren anbieten. Früh hat sie ihre Eltern verloren, deswegen und weil sie auf einer Tour einer der männlichen ...

Norah Svendsen lebt mit ihren Großeltern irgendwo in der Natur Norwegens, wo sie geführte Trekkingtouren anbieten. Früh hat sie ihre Eltern verloren, deswegen und weil sie auf einer Tour einer der männlichen Teilnehmer schlecht behandelt hat, versucht sie alle Menschen auf Abstand zu halten.

Aleksander "Sander" Skogen ist der Erbe einer Keksdynastie. Schon immer musste er machen, was für die Familie am besten war. Um sich irgendwie selbst zu schützen, hat er sich eine hochmütige Attitüde zugelegt. Als ein Video viral geht, das ihn sexueller Belästigung bezichtigt, soll er für eine Weile von der Bildfläche verschwinden - und wo ginge das besser als auf einer zweiwöchigen Trekkingtour? Als er und Norah sich begegnen, sprühen die Funken, doch es steht zu viel zwischen ihnen.

Der Anfang war wirklich angenehm zu lesen. Norah und Sander präsentierten sich als anständige, sympathische Leute und es wurde eine herrlich heile Welt während der Tour mit einer netten Auswahl an Nebenfiguren. Was mich bereits da schon gestört hat, war die Wahl eines Sexvideos als Aufhänger für Sanders Abtauchen. Spätestens nach der Causa Lindemann hätte ich mir hier mehr Sensibilität gewünscht. Dennoch, bis zum Ende der Tour gefiel mir das Buch gut. Allerdings änderte sich das im letzten Drittel. Norah, die bisher als starke Frau gezeigt wurde, mutierte zu einem verheulten, feigen Mädchen, das mir mit ihrer Art nur noch auf die Nerven ging. Und auch an Sanders Stelle hätte ich wohl ganz anders auf die Enthüllung des Großvaters reagiert. Allgemein wurde hier in ziemlich eindeutige Aussagen und Situationen genau das Gegenteil hineininterpretiert, das hat mich mega genervt.

Pluspunkte: Sämtliche auftretenden jungen Männer waren hochanständig. Minuspunkte: nerviges letztes Drittel.

Veröffentlicht am 22.10.2023

Zeitartefakte

Adam und die Jagd nach der zerbrochenen Zeit
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Adam ist zwölf, klein für sein Alter und sehr introvertiert. Früh hat er seine Eltern verloren und lebt bei seinem netten Onkel Henry, der eine eigene Bäckerei betreibt und dem er dort aushilft. Eines ...

Adam ist zwölf, klein für sein Alter und sehr introvertiert. Früh hat er seine Eltern verloren und lebt bei seinem netten Onkel Henry, der eine eigene Bäckerei betreibt und dem er dort aushilft. Eines Abends kommt ein seltsamer Mann in die Bäckerei und macht Adam auf etwas aufmerksam, das sich unter den Sachen seiner Eltern befindet. Als Adam den Dachboden durchsucht, findet er eine Schneekugel - und als er sie schüttelt, versetzt es ihn nicht nur an einen anderen Ort, sondern auch in eine andere Zeit. Mit einem Mal erlebt er Zeitreisen, lernt Menschen, Orte und Geschichten kennen und er muss sich entscheiden, was er mit besonderen Zeitartefakten anstellt - wobei er immer von jemandem verfolgt wird, der alles für die Artefakte tun würde ...

Nun, die Zeit ist nicht zerbrochen, denn wie es nicht nur Viktor in dieser Geschichte ausdrückt: Was einmal geschehen ist, ist geschehen. Aber könnte man mit einer Zeitmaschine geschehene Dinge wieder ungeschehen machen? Das versucht Adam herauszufinden und das wird durch die Autorin wirklich spannend umgesetzt. Seine Zeitreisen verlaufen nicht linear und es kommt dabei sogar zum Bootstrap-Paradoxon (wer sich in der Hinsicht mal das Gehirn verknoten lassen möchte, dem empfehle ich die Netflix-Serie "Dark"). Die Entwicklung, die Adam dabei durchmacht, ist absolut glaubwürdig, auch die Reaktionen der Erwachsenen. Der Sprecher macht dabei einen hervorragenden Job. Das Einzige, was für mich nicht so richtig gepasst hat, war die Auflösung von J. C. Walsh, mit dem alles begann und endete, aber möglicherweise ist das auch der Tatsache geschuldet, dass ich irgendwas beim Hören verpasst habe. Die Geschichte hat mehrere furchtbar traurige Momente, aber auch Geschehnisse voller Hoffnung. Für mein Vorlesekind (knapp 8) war es manchmal zu viel. Eventuell sollten Eltern oder VorleserInnen erstmal selbst reinlesen/-hören, um zu entscheiden, ob es das Richtige ist. 4.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 20.10.2023

New London

Witches of New London 1. Sunblessed
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Reva ist eine junge Winterhexe, die ihrer Welt den Rücken gekehrt hat, um als Detektivin unter Menschen zu leben. Als immer wieder junge Frauen sterben und die Zeitungen schon voll sind von den "Jack-the-Ripper"-Schlagzeilen, ...

Reva ist eine junge Winterhexe, die ihrer Welt den Rücken gekehrt hat, um als Detektivin unter Menschen zu leben. Als immer wieder junge Frauen sterben und die Zeitungen schon voll sind von den "Jack-the-Ripper"-Schlagzeilen, kehrt sie auf Befehl ihres Vorgesetzten nach New London zurück, um dort Nachforschungen anzustellen. Dabei trifft sie auch auf Gabriel Winterstein, dem charismatischen Oberhaupt einer anderen Adelsfamilie, der ihr vor Jahren das Herz gebrochen hat. Doch wenn Reva etwas herausfinden will, muss sie mit Gabriel zusammenarbeiten und dabei aufpassen, dass sie nicht nur von der rassistischen Hexengemeinde, sondern auch ihr Herz von Gabriel gefährdet wird ...

Ich habe mich eindeutig von "Detective Witch", Jack the Ripper und London Crime dazu verleiten lassen, etwas anderes zu erwarten. Was ich nicht unbedingt lesen wollte, war eine ziemlich viktorianisch angehauchte rassistische Hexengesellschaft - auch wenn hier der Rassismus und die Diskriminierungen sehr gut dargestellt wurden - und eine Second Chance Liebesgeschichte. Einerseits ist Reva nicht gar so anstrengend, was ihr Dahinschmelzen beim Auftauchen ihres Beinahe-Ex angeht, andererseits hat mich dieser Beinahe-Ex wirklich, wirklich genervt und ich bin sowieso ein absoluter Gegner von Second Chances, ganz besonders, wenn das Herzbrechen aus so seltsamen Gründen passiert. Aber okay. Es war gut geschrieben und Reva baut zwar meiner Meinung nach zu viel Mist und überlegt zu wenig, aber sie hat mega coole Freundinnen und eine echt coole Familie, was mir sehr gefallen hat. So richtig packen konnte mich der Fall selbst nicht und ich glaube auch nicht, dass ich die Reihe weiterverfolgen werde, Cliffhanger hin oder her.

Veröffentlicht am 18.10.2023

Patchworkfamilie

Das Vampirtier und die Sache mit den Tomaten
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Ausgerechnet an ihrem achten Geburtstag muss sich Emma einer unumstößlichen Tatsache stellen: Sie und ihr Papa sind nicht mehr allein. Seine Freundin Diana und deren Zwillingssöhne Lennie und Paul ziehen ...

Ausgerechnet an ihrem achten Geburtstag muss sich Emma einer unumstößlichen Tatsache stellen: Sie und ihr Papa sind nicht mehr allein. Seine Freundin Diana und deren Zwillingssöhne Lennie und Paul ziehen bei ihnen ein. Das könnte zu einer wirklich unangenehmen Situation kommen - wenn sich Diana und die Jungs nicht als Verbündete herausstellen würden. Denn Emma wünscht sich nichts sehnlicher als einen Hund und jetzt hat sie auch noch dreifachen Rückhalt. Da muss Papa nachgeben, aber es muss ein Tier aus dem Tierschutz sein. So kommt Brutus ins Haus: klein, wuschelig und irgendwie ... seltsam. Dazu kommt, dass das gruselige Haus oben auf dem Hügel plötzlich einen neuen Bewohner hat - und was passiert eigentlich mit den Tomaten der fiesen Vermieterin?

Diese Geschichte haben mein Vorlesekind und ich wirklich genossen. Natürlich ist sie total vorhersehbar und fast ein bisschen zu heile Welt ohne Probleme, was Patchwork und Familienbeziehungen angeht. Aber darüber machen sich Kinder ja keine Gedanken. Und die Sprecherin hat die verschiedenen Personen wirklich mega witzig umgesetzt und einen sehr guten Job erledigt. Wir werden uns - falls es Fortsetzungen gibt - diese wieder gern anhören.

Veröffentlicht am 17.10.2023

Gary Stu in da town!

Vamps
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Tief in den Schweizer Bergen, bei den Schweizer Zwergen, liegt Hogwa... liegt Vamps. Das ist eine Eliteschule für junge Vampire und plötzlich muss da auch Dillon aus Irland hin, weil ... puh. Spoiler: ...

Tief in den Schweizer Bergen, bei den Schweizer Zwergen, liegt Hogwa... liegt Vamps. Das ist eine Eliteschule für junge Vampire und plötzlich muss da auch Dillon aus Irland hin, weil ... puh. Spoiler: seine Mama hat seinen Papa um den Gefallen gebeten, sobald er 18 ist. Aber seine Mama ist schon seit 18 Jahren nicht da, weil ... Doppelpuh. Weiß die Autorin scheinbar auch nicht so recht, aber immer, wenn das Thema aufkommt, kann man mal geheimnisvoll einen auf Dumbledore machen und sagen: Es ist das Beste für dich, Harry. Ähm. Dillon. Jedenfalls wusste Dillon gar nichts von Vampiren. Aber plötzlich ist er ein Dhampir, ein halb Mensch, halb Vampir. (So ähnlich wie Hagrid, nur mit weniger Haaren und ... Körper. Und die Riesen gegen Vampire ausgetauscht. Und Harry ... ich meine natürlich Dillon, ist gleich mal der totale Special Snowflake, oder wie das in Fanfictionfachkreisen genannt wird: Gary Stu. Obwohl er bis gestern noch keine Ahnung von Vampiren hatte, ist er so special, dass er nicht nur mit den reinblütigen (kommt der Begriff irgendwem bekannt vor? Nein? Ach, wahrscheinlich mein Fehler) Vamps total mithalten kann. Und sein Blut ist so special, dass alle scharf auf ihn sind, weil man mit dem Blut von Harry ... ich meine Dillon wahrscheinlich alles machen kann. Weiß zwar keiner so richtig was, weil trotz Millionen Tests nichts dabei rumkommt, aber bestimmt kann man damit sämtliche Kriege beenden, die Titanic heben und Hundekekse backen.

Also. Dillon wird wegen seines special Bluts gleich mal Klassensprecher. Oder VV, wie die Vamps cool sagen. Und er kann Gedanken hören. Wenn er richtig wütend ist, kann er mega kämpfen - das kennt er nämlich aus Irland. Er ist nämlich - und bitte lasst euch das auf der Zunge zergehen - in der Wildnis Irlands aufgewachsen. Der Wildnis! Was ist damit gemeint? Die grasbedeckten Ebenen? Die paar Mäuerchen, die in der Gegend rumstehen? Die genauso in der Gegend rumstehenden megabrutalen fiesen blökenden Schafe, gegen die man täglich auf dem Weg zur Schule kämpfen muss? Apropos Weg zur Schule. Andere Leute fahren mit Bussen zu ihren Schulen. Special Dillon und Dad fahren mit Hundeschlitten. In der Schweiz. Woher haben sie die? Wieso können die mit dem Hundeschlitten umgehen? Und sind sie den ganzen Weg von Irland mit dem Hundeschlitten in die Schweiz gefahren? Über den gefrorenen Ärmelkanal oder so? Man weiß es einfach nicht. Im Schweizer Hogwarts ist übrigens nicht Dumbledore Schulleiter. Die haben eine Frau - mit roten Haaren, hottem Körper und die heißt ... warte, warte, warte ... Lily! Wow. So ein Zufall! Draco heißt hier Bram. Snape heißt Hunt. Und die unwichtigen Mitschüler heißen alle was mit A. Aron. Angelo. Asta. Klingt wie der A-Wurf einer Hundezucht. Habe ich mir aber nicht selbst ausgedacht. Ganz der Verdienst der Autorin.

Was auch der Verdienst der Autorin ist - außer eine eher schlechte Harry-Potter-Fanfiction zu schreiben und aus den Zauberern einfach mal Vampire zu machen - ist ihr Schreibstil, der wirklich gruselig ist. Da werden Antworten gelacht, abgewunken und in Zusammenhänge gesetzt, die zum Nägelaufrollen sind. Und ob da ein Lektorat stattgefunden hat, wage ich zu bezweifeln. LektorInnen sollten das Autorenhandwerk beherrschen, wenn es die AutorInnen schon nicht können. Jedenfalls bin ich wirklich erschüttert, was ein großer Verlag hier in die Bücherwelt entlässt - ich muss jetzt erstmal mein Huskygespann suchen und eine Runde nach Irland damit fahren, um mich wieder zu erholen.