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Veröffentlicht am 15.09.2016

Buchwächter und Buchhelden

BookElements 1: Die Magie zwischen den Zeilen
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Lin gehört einem geheimen Institut an, deren Mitglieder Nacht für Nacht auf Patrouille gehen, um die aus den Büchern herausgelesenen (Frau Funke lässt grüßen!) Protagonisten wieder in ihre Buchwelt zurückzuschicken. ...

Lin gehört einem geheimen Institut an, deren Mitglieder Nacht für Nacht auf Patrouille gehen, um die aus den Büchern herausgelesenen (Frau Funke lässt grüßen!) Protagonisten wieder in ihre Buchwelt zurückzuschicken. Dazu besitzen diese Mitglieder verschiedene Elemente, mit deren Hilfe sie sich verwandeln können. Jedes Team besteht aus einem Feuer-, einem Wasser-, einem Erde-, einem Luftelement (Lin zum Beispiel ist Letzteres). Normalerweise ist das ein relativ einfacher Job. Doch plötzlich ändert sich etwas, die herausgelesenen Buchgestalten werden intensiver und mit einem Mal steht auch jemand vor Lin, den sie selbst - unerlaubterweise - herausgelesen hat: Zac, der Held, in dessen Traumwelt sie sich flüchtete nachdem ihr realer Held Ric (man beachte die Originialität der Namen ^^) sie vor ein paar Jahren hat sitzenlassen. Und mit einem Schlag steht die reale Welt vor dem Untergang, denn das Buch, das Lin verbotenerweise ständig gelesen hat, ist der Schlüssel zur Vernichtung ihrer Welt und des Weiterlebens von Otherside (der Welt des Buches).

Ja, die Idee ist jetzt nicht die neueste, aber es gibt ja Beweise, dass das spannend umgesetzt werden kann. Das ist der Autorin nicht gelungen, konnte es gar nicht, denn ihre Konzentration lag nicht auf der Ausarbeitung ihrer Idee, sondern auf der Beziehung zwischen Lin, dem Luftelementar, und Ric, dem Feuerelementar. Dabei war sie sich nicht zu schade, wirklich jedes Klischee und Fettnäpfchen zu benutzen, das auf der Welt für Jugend-/Fantasybücher existiert. Lin ist eher unscheinbar, Ric der absolute Superheld, der nicht nur großkotzig, sondern auch unwiderstehlich ist. Dazu muss er natürlich auch übelst reich sein, anders kann ich mir nicht erklären, wie so ein junger Kerl mit einem Lamborghini herumheizen kann (und den unsympathischerweise ständig in Feuerwehreinfahrten parkt, denn er ist ja ein Drache, ein Feuerelement, der darf das). Das Wasserelement Coral (ja, diese Namen ...^^) ist die Sanftmütige (das ist ihr einziger Job) und Peter, der Baumumarmer, ist ständig schüchtern, starrt seine Füße an und wird jedes Mal rot, wenn er was sagen will. Lin ... ich weiß nicht, wo ich bei Lin anfangen soll. Sie muss Anfang 20 sein, benimmt sich aber meistens wie ein dreizehnjähriger Teenager, der zum ersten Mal verknallt ist. Wie oft ihr Herz hopste, Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzten oder ihr Magen hüpfte, habe ich irgendwann aufgehört zu zählen. Und das bei einem Kerl, der anfangs ein absolutes Ekel und ab der Hälfte der Supersoftie ist. Eine Charakterentwicklung findet auf keiner Ebene statt, es wird einfach so geschrieben. Nun denn, wem es gefällt?

Ich vergebe 1,5 Sterne, weil zumindest der Schluss spannend gestaltet war und die Autorin gar nicht so verkehrt mit Worten umgehen könnte, wenn sie denn wollte. Die Nachfolger werde ich allerdings nicht mehr lesen, weil mir der Romantikkitsch sonst vielleicht aus den Ohren herausquillt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Matzbach, Klappe die erste

Mord am Millionenhügel
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Alles beginnt mit einer Zahnbürste. Diese völlig unschuldige und vor allem harmlose Zahnbürste steckt nämlich ausgerechnet im Becher von Matzbach. Und weil Matzbach keine Ahnung hat, wie die dahingekommen ...

Alles beginnt mit einer Zahnbürste. Diese völlig unschuldige und vor allem harmlose Zahnbürste steckt nämlich ausgerechnet im Becher von Matzbach. Und weil Matzbach keine Ahnung hat, wie die dahingekommen ist, beginnt er zu recherchieren, fällt vom Zehntel ins Hundertstel, von da ins Tausendstel und von da aus ... Wartet mal. Ihr habt keine Ahnung, wer Matzbach ist, oder? Also, Matzbach ist groß, fett, stinkreich und könnte ein echter Idiot sein, wenn er nicht so clever wäre. Aber das ist er nun mal, und so führt ihn die Jagd nach der Wahrheit über eine Zahnbürste bis ins Bonner Bonzenviertel, dem erwähnten Millionenhügel. Was er da aufdeckt, geht nicht nur tief in die Vergangenheit von ehrenwerten Bürgern (die so ehrenwert dann wohl doch nicht sind), sondern auch zu Mord der gruseligsten Sorte führt.

Was bei Haefs auffällt, ist der geschmeidig-sarkastische Stil, den er pflegt. Er pfeffert Dialoge raus, für die andere Autoren mindestens genauso fies morden würden wie seine Antagonisten, er verteilt sozial-politische Spitzen nach rechts und links und er nimmt trotzdem nicht immer alles bierernst. Ziemlich außergewöhnlich und so noch nicht gesehen finde ich, dass er nicht Matzbach selbst erzählen lässt, obwohl das sein Hauptprotagonist ist, diese Aufgabe übernimmt Matzbachs "Watson", ein Ich-Erzähler, der nebenbei eine so coole Type ist, dass ich mit ihm auch gern mal ein Bier trinken würde.

Lasst euch auch nicht davon irritieren, dass sich vieles auf Sachen von vor 30 Jahren bezieht. Das Buch erschien nun mal Anfang der 80iger, und nur weil einige von uns damals noch nicht gelebt haben, heißt das nicht, dass es altbacken ist. Ich jedenfalls konnte problemlos Parallelen zu heute ziehen - auf dem Millionenhügel scheint sich die letzten 30 Jahre nicht viel verändert zu haben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gewaltig an Gewicht, Gedanken und Worten

Mörder und Marder
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Henry Hoff, von dem man annehmen könnte, dass er der Ich-Erzähler des ersten Matzbach-Abenteuers ist, hat wieder einmal eine Begegnung mit seinem fetten, reichen, scharfsinnigen Freund Matzbach. Und dabei ...

Henry Hoff, von dem man annehmen könnte, dass er der Ich-Erzähler des ersten Matzbach-Abenteuers ist, hat wieder einmal eine Begegnung mit seinem fetten, reichen, scharfsinnigen Freund Matzbach. Und dabei lädt er ihn ein: auf eine Hütte im Nirgendwo (oder auch Westerwald), im tiefsten Winter, abgeschieden von der Welt. Ein paar Ex-Kommilitonen treffen sich dort noch immer einmal jährlich, die zusammen die "brotlose Kunst" - Philosophie - studiert haben. Matzbach hat eh nichts Besseres zu tun und willigt ein, allein schon um sich mit den Leuten misszuverstehen und zu streiten. Dabei beobachtet er, wie die alten Freunde miteinander lachen, Schneemänner bauen, Tarotkarten legen, zu einander ins Bett hüpfen ... und plötzlich einen Toten unter sich haben. Nichts kommt dem Dickwanst gelegener, denn ein bisschen langweilig war ihm schon.

So steht er also vor der Aufgabe, diesen Mord zu klären, der einerseits durch den heftigen Schneefall begünstigt wurde, andererseits für den Mörder auch extrem hinderlich ist. Matzbach philosophiert sich mit Henry durch den Fall, unterstützt von Hexen, Mardern, nicht immer hilfreichen Freunden Henrys, Eiszapfen, Tarot und jeder Menge Alk und Essen. Klar, dass es wieder zu Wortgefechten zum Niederknien kommt, man als Leser nicht immer die Gedanken des Universaldilettanten verfolgen, sich aber immer amüsieren kann. Und was ein Mord mit Schneemännern zu tun hat, findet man irgendwann auch noch heraus.

Ja, ich finde die Reihe um Matzbach extrem cool, und dieses Buch ist wohl mein Lieblingsbuch, das ich mit einer klaren Empfehlung weiterreiche.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kein Frieden in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence
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Matzbach, der dickwanstige Universaldilettant, ist frustriert von seinem Fall (nachzulesen bei "Und oben sitzt ein Rabe") und lässt sich zu gern ablenken. Als sein Freund Bronner ihn anruft und um Hilfe ...

Matzbach, der dickwanstige Universaldilettant, ist frustriert von seinem Fall (nachzulesen bei "Und oben sitzt ein Rabe") und lässt sich zu gern ablenken. Als sein Freund Bronner ihn anruft und um Hilfe bittet, lässt er alles stehen und liegen (oder auch nicht alles, denn seine Freundin Ariane packt er schon in sein Ungetüm, das er Auto nennt) und lässt sich nach Frankreich kutschieren. Von eben jener erwähnten Ariane. Doch dort angekommen, muss er feststellen, dass Freund Bronner verschwunden ist, dass im hellen Licht der Provence finstere Gestalten herumschleichen und dass es nicht jeder gern sieht, wenn ein Privatdetektiv seine Nase in Sachen steckt, die ihn nichts angehen. Da ist ein Überfall mit anschließender Prügelei fast noch das kleinste Übel, das auf ihn zukommt, denn Mord ist Mord und Matzbach wäre nicht Matzbach, wenn ihm das nicht gewaltig stinken würde.

Dieser Fall zog sich ein wenig in meinen Augen und auch das gewohnte Feuerwerk an Sprücheklopfen und scharfsinnigen Dialogen war ein wenig zurückhaltender als sonst. Trotzdem ist natürlich ein Fall für Matzbach ein Vergnügen zu lesen, denn nur wenige Leute können mit Worten so spielen wie es Haefs in seinen Büchern tut. Unbeirrt lässt er Matzbach mitsamt seiner Freundin sich durch den französischen Sumpf des Verbrechens philosophieren und zum Schluss einen wahren Showdown hinlegen. Macht Spaß, hat aber nicht ganz den Thrill, den ich sonst gewohnt war.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Elfen? Gibt's doch gar nicht ...

Silfur - Die Nacht der silbernen Augen
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Fabio und Tom sind zwei Brüder, die sich ähnlicher kaum sein könnten, obwohl sie keine Zwillinge sind. Und doch unterscheiden sie sich in fast jeder Hinsicht. Tom ist hochbegabt, sportlich, wächst wie ...

Fabio und Tom sind zwei Brüder, die sich ähnlicher kaum sein könnten, obwohl sie keine Zwillinge sind. Und doch unterscheiden sie sich in fast jeder Hinsicht. Tom ist hochbegabt, sportlich, wächst wie ein Riesenbambus und hat einen schnellen Draht zu allen anderen. Fabio hingegen, obwohl der Ältere von beiden, scheint gar nicht wachsen zu wollen, er hat Probleme in der Schule und hängt am liebsten vorm Rechner. Sie begleiten ihre Eltern nach Island, als ihr Vater dort Arbeit bekommt, und lernen sofort Elin kennen, die Tochter ihrer Vermieterin. Elin ist anders als alle anderen Mädchen, wild, ungestüm, mit verrückten Einfällen. Tom und sie sind fast sofort Freunde, während Fabio sich ausgegrenzt fühlt. Das wird auch nicht besser, als er anfängt, Kinder zu sehen, die kein anderer zu sehen vermag, und sich plötzlich die Katastrophen um ihn herum häufen. Er begreift, dass er elfensichtig ist und kommt einem ungeheuerlichen Geheimnis auf die Spur - doch um den Fluch, der mit diesem Geheimnis verbunden ist, zu lösen, braucht er die Hilfe seines Bruders, Elins und ja - auch der Elfen.

Ich weiß, dass einigen der Einstieg in das Buch zu langatmig war, dass mehr Action gefordert wurde oder zu wenig Elfiges auftauchte. Für mich war das Tempo genau richtig, denn so konnte ich ausgiebig die beiden Jungs, ihre Eltern, die Isländer inklusive Elin kennen- und nach einiger Zeit auch schätzenlernen. Blazon hat die Gabe, Leute zu zeichnen, die gleichzeitig menschlich fehlerhaft und doch extrem sympathisch sind, selbst die anfangs nur aggressiv wirkenden Elfen gehören dazu. Mit ihrer Originalität und verrückten Einfällen hat sich mich echt begeistern können - zum Beispiel mit der Elfencam oder dem geheimen Elfennetz. Richtig großartig war die Beziehung zwischen den Brüdern, das neidisch sein auf die Fähigkeiten des anderen, und doch die unverbrüchliche Freundschaft zwischen den beiden.

In diesem Buch gibt es kein Liebesgeschnulze (wäre auch ein bisschen arg zeitig), aber es geht um Vertrauen, das Überwinden von Vorurteilen, die Stärke von Freundschaft und dass es manchmal auch ein Happy End gibt. Starkes Kinderbuch, das problemlos auch Erwachsenen gefällt.