Profilbild von Archer

Archer

Lesejury Star
offline

Archer ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Archer über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Immer dasselbe

Entfacht
0

Tja, schade. Daraus hätte man was machen können. Aber ich sehe jetzt ein, dass solcher Art Bücher für mich einfach nichts ist. Ich kann es nicht ausstehen, wenn keine Autorin mehr sich selbst einen Plot ...

Tja, schade. Daraus hätte man was machen können. Aber ich sehe jetzt ein, dass solcher Art Bücher für mich einfach nichts ist. Ich kann es nicht ausstehen, wenn keine Autorin mehr sich selbst einen Plot ausdenkt, sondern nur noch Bausteine anderer Bücher gleichen Genres nimmt und wenn man viel Glück hat, eventuell noch etwas Alibi-Eigenes dazuschreibt. So ist es hier.

Amy ist auf der Flucht. Man weiß nicht, vor wem, denn das ist Amy's Secret. Ab und zu gibt es Flashbacks, aber da die im Großen und Ganzen immer dasselbe zeigen, kommt man da nicht weiter. Sie hat einen geheimen Beschützer, der ihr schon öfter geholfen hat, irgendwo wieder einmal abzuhauen, wenn ihre ebenso geheimen Verfolger sie aufgespürt hatten. Das ist so schwammig gehalten, dass das hochgeheime Secret nur noch gelangweilt hat. Aber darum geht es ja eigentlich auch nicht, oder? Es geht darum, dass Amy dieses Mal im Flugzeug auf einen extrem gut aussehenden Millionär trifft. Der ist dominant und bekommt immer, was er will. In dem Fall sie. Der Rest ist Geschichte.

Noch bevor sie richtig an ihrem Zielort angekommen sind, ist ihm Amy verfallen. Und er ihr. Denn sie haben eine "Verbindung". Gähn. Dieselbe Verbindung fühlt sie auch zu dem Bad Guy, der ihrer neuen Wohnung gegenüber wohnt. Der Sex ist uninspiriert und vielleicht geeignet, Jungfrauen heiß zu machen. Sämtliche Handlungen sind konstruiert und das Schlimme ist, dass man schon gute Vorstellungen hat, wie es weitergehen wird.

Aber ok, Lektion endgültig gelernt, Finger weg von solcher Art Literatur. Immer dasselbe. Unsichere Frau trifft heißen Millionärstypen, Geheimnisse und Crime scenes sind höchstens Alibi. Der Schreibstil ist ok, und wer kein Problem damit hat, einen auf jedem Erotikbuch verkündeten Klappentext dasselbe zu lesen, wird gut bedient.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn Edelprostitution in ein romantisches Licht gerückt wird ...

Calendar Girl - Verführt (Calendar Girl Quartal 1)
0

Ich hab's versucht, die Götter dieses und aller anderer Universen wissen es, ich habe es wirklich versucht. Aber diesen Humbug zu lesen, grenzte direkt an schwere Körperverletzung. Allein schon die Voraussetzung, ...

Ich hab's versucht, die Götter dieses und aller anderer Universen wissen es, ich habe es wirklich versucht. Aber diesen Humbug zu lesen, grenzte direkt an schwere Körperverletzung. Allein schon die Voraussetzung, wie sämtliche Ereignisse zustande kamen, hat mich stutzen lassen: junge Frau nimmt einen Job bei ihrer Tante an, die einen Escort-Service betreibt und wird monatlich zur "Freundin" eines superreichen Kerls, der vor lauter Geld nicht weiß, wohin damit und bereit ist, ihr im Monat 100.000 Dollar zu zahlen, damit sie ihn begleitet. Natürlich ohne Sex. Natürlich. Nur wenn die Frau möchte, dann darf sie Sex mit dem Kunden haben. Wobei der dann auch noch mal 20.000 drauf legen muss. Natürlich.

Aber schön, ich habe das Buch geschenkt bekommen, und einem geschenkten Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Maul. Hätte man aber tun sollen. Die junge Frau heißt hier Mia Saunders und braucht das Geld natürlich nicht für sich. Natürlich. Sie braucht schnell eine Million Dollar, um ihrem Vater das Leben zu retten, der in die Krallen eines Finanzais geraten ist, welcher ihn schon mal ins Krankenhaus und ins Koma hat schlagen lassen. Und im Übrigen ihr Ex-Freund ist. Mia behauptet zwar was anderes, aber besonders intelligent ist sie nämlich nicht. Gleich auf der ersten Seite erzählt sie uns, dass sie immer Pech mit Männern gehabt hat. Die haben sie alle durch die Bank betrogen und über den Tisch gezerrt. Ich sag nur: Fool me once, shame on you, fool me twice ... was soll man bei fool me fourth sagen?

Egal: Gleich der erste Kunde ist der Traumtyp schlechthin. Multimillionär, der schönste Mann, den sie je gesehen hat (ihre Worte, nicht meine), dabei der sympathischste und umgänglichste Typ ever. Eine Seite vorher erzählt Mia, sie sei keine Nutte (auch ihre Worte, nicht meine). Im nächsten Abschnitt liegt sie mit ihm im Bett, weil er zum Niederknien schön ist und außerdem ein Hengst, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Und so zieht sich das ganze Buch. Obwohl sie sich gleich in ihren ersten Millionär verliebt hat und er sich in sie, sie geradezu anfleht, bei ihm zu bleiben und er hilft ihr mit ihrem finanziellen Problem etc.pp., geht das natürlich nicht. Dann wäre das Buch/die Buchreihe zu Ende. Und es wäre auch unmoralisch, von ihrem verliebten Millionär so was anzunehmen. Viel moralischer ist es, zum nächsten Kunden zu fliegen, der ... zum Niederknien schön ist. Und es mit dem zu treiben. Und dann zum übernächsten, der sich allerdings political correct als schwul erweist und sie als Alibi braucht.

Dabei ist Mia Saunders nicht nur dauergeil, sondern auch ein bigottes Miststück. Bei ihrer Schwester, die nur fünf Jahre jünger als sie ist, tickt sie aus, als die erzählt, dass sie jetzt einen Freund hat. (Aber lass ihn ja nicht ran, wehe, du bist nicht Jungfrau, bis du mindestens einundfünfzig bist!) Uh, nein, sie ist ja perfekt, diese Mia. Macht den ganzen Kram nur, weil sie sich schon immer um ihren Vater und ihre Schwester kümmern musste. Nebenbei löst sie auch sämtliche Probleme ihrer Kunden und derer Freunde. Und die Sexszenen sind zum Abgewöhnen. Da wird immer dasselbe gemacht (geleckt), mit Zungen an Brüsten rumgestupst und Orgasmen explodieren und schleudern Lustsplitter in alle Richtungen.

Ehrlich jetzt? Kann mir bitte einer erklären, wie man so einen Schund, der nicht mal anregende Sexszenen enthält, irgendwie gut finden kann? Ich kapiere es nämlich nicht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Blutschule? Sechs, setzen!

Die Blutschule
0

Ja, ich habe den PR-Gag verstanden: Herr Fitzek schreibt über einen erfolglosen Thriller-Autor, der ein superschlechtes Buch schreibt. Aber muss es dann wirklich soooo schlecht sein? Ich finde, nein, muss ...

Ja, ich habe den PR-Gag verstanden: Herr Fitzek schreibt über einen erfolglosen Thriller-Autor, der ein superschlechtes Buch schreibt. Aber muss es dann wirklich soooo schlecht sein? Ich finde, nein, muss es nicht. Ein bisschen ernst nehmen sollte man seine Leser und Fans schon, aber dieses Machwerk hier ist reine Geldschneiderei und ich schäme mich zuzugeben, dass ich drauf reingefallen bin.

Worum geht es also? Zwei Jungen ziehen mit ihren Eltern aus Berlin in ein Kaff in Brandenburg, in dem es außer (schöner) Landschaft, klischeehaften Dorfjugendcheckern und einem komischen Typen mit dunker Vergangenheit nichts gibt. Oder fast nichts, denn es gibt die Legende vom Spiegel im See, der jeden, der jemals reinschaut, umdreht. Wer also gut ist, wird böse, wer böse ist, wird gut, und wer vom Mond kommt, darf auf der Erde wohnen. (Den letzten Blödsinn habe ich mir ausgedacht, aber es wäre bei dem Buch auch nicht so abwegig gewesen.) Natürlich glaubt niemand an die Legende (jedenfalls keiner der Neuankömmlinge), bis sich eines Tages der coole Vater verändert und beginnt, seine Söhne im Töten und Foltern zu unterrichten.

Ich sag's mal so: Hätte man das als Kurzgeschichte herausgebracht, könnte man es vielleicht durchwinken und sagen, ja, geht grad noch so. Horrorstorys zeichnen sich ja meistens nicht durch Logik oder sprachliche Feinheiten aus. Aber knapp über 200 Seiten gepflegte Langeweile, stumpfer Splatter und Klischees, dass man bis zum Hals drin watet - danke. Nein, danke. Was für eine gehässige Art, seinen Lesern für ihre Treue zu danken.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Drogen gefährden Ihre Gesundheit!

Killgame
0

Warum ich diese Überschrift wählte? Weil ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, der Autor hätte sich vorm Schreiben Pilze einverleibt, die nicht zum Verzehr geeignet waren. Anders kann ich mir die teils ...

Warum ich diese Überschrift wählte? Weil ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, der Autor hätte sich vorm Schreiben Pilze einverleibt, die nicht zum Verzehr geeignet waren. Anders kann ich mir die teils extrem wirren Ausflüge zu Aberglauben, Geistererscheinungen und Schattengefasel nicht erklären.

Zusammengefasst ist die Geschichte schnell. Ein Mädchen verschwindet, ein Mann (ihr Onkel) macht sich auf die Suche nach ihr, eine Truppe zu reicher Typen sucht den ultimativen Kick, die Menschenjagd. Ein alter, gebrechlicher Mann entpuppt sich als der übermenschliche Antagonist, der mit Geistern im Bunde steht, Menschen in der Wildnis "riechen" kann (Menschen riechen unrein, egal wie oft sie sich waschen, wohingegen Tiere pur und rein riechen, heißt es im Buch). Ein Mann, der halb so alt ist wie der Superschurke ist eine Art gefürchteter Kopfgeldjäger, der ebenso an Geister glaubt und Schatten sehen kann, die böse sind. Beraten lässt er sich dabei von seiner seit 11 Jahren toten Zwillingsschwester, die so viel Eindruck in der Welt hinterlassen hat, dass selbst über ein Jahrzehnt später die Menschen vor Trauer noch total am Ende sind. Nichts gegen Trauer, aber nach so langer Zeit, ist die nicht mehr so frisch und schmerzend, wie es hier ständig beschrieben wird. Das ist allerdings das Harmloseste, wer sich auf das Buch einlässt, bekommt ununterbrochen Sprüche zu hören, wie sie indische Gurus von sich geben könnten oder sie auf chinesischen Glückskeksen stehen.

Herzlich gelacht habe ich über seine Behauptungen, die er über Bögen oder das Bogenschießen aufstellt. Er drückt Computernerds 45-Pfund-Bögen in die Hand (hätte zu gern gesehen, wie die versuchen, die auszuziehen) und die Frau, die immerhin auch einen 38-Pfünder schießt, beherrscht ihr neues Spielzeug bereits nach einem Tag zur Perfektion. Ihre männlichen Begleiter übrigens auch. Ich kenne mehrere österreichische Staatsmeister im Recurve- und Langbogenschießen und einige deutsche Bogenschützen, die ebenfalls bei Europameisterschaften antreten. Ich werde die bei Gelegenheit mal fragen, warum die so dumm sind, so viel zu trainieren - es reicht nämlich völlig, einen Tag mal zwei Stunden zu üben und sich dann einzureden: Ich habe genug trainiert, ich bin vorbereitet, ich bin gut, um einen Pfeil ins Kill zu bringen.

Was soll ich sagen? Mit diesem Buch hat sich der Herr Winkelmann selbst ins Knie geschossen. Ob mit einem Bogen oder was anderem spielt dabei keine Rolle mehr.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Banker, Pfauen, Nepp am Leser

Der Pfau
1

Dieses Buch scheint ja die Nation (zumindest die lesende) zu spalten. Während die einen es als amüsante, very british Entdeckung des Jahres feiern, steht die andere Hälfte mit einem großen Fragezeichen ...

Dieses Buch scheint ja die Nation (zumindest die lesende) zu spalten. Während die einen es als amüsante, very british Entdeckung des Jahres feiern, steht die andere Hälfte mit einem großen Fragezeichen im Gesicht da und stellt die Frage aller Deutschlehrer, welche alle Schüler hassen: Was wollte uns die Autorin (und auch der Verlag, wenn wir schon dabei sind) mit diesem Geschreibsel sagen?

Ich verwende bewusst das Wort Geschreibsel, denn ernst nehmen kann ich das Ganze nicht. Der Inhalt ist in wenigen Worten zusammengefasst: Ein altes Schloss in Schottland, das wegen seiner hohen Kosten von seinen adligen Besitzern als Erholungsort vermietet wird, beherbergt ein paar Banker, die dort ein Wochenende für Teambildungsmaßnahmen verbringen sollen. Ein Pfau dreht durch (wahrscheinlich hat er das Buch vorher gelesen, dann wäre mir das auch passiert an seiner Stelle) und geht auf alles los, was blau ist, macht das Auto der Chefin der Banker kaputt, der Herr des Hauses erschießt ihn und versucht, diese Tatsache vor fast allen zu verbergen.

Hört sich nicht spannend ist? Ist es auch nicht. Muss es ja nicht mal, wir haben es schließlich nicht mit einem Krimi oder auch nur irgendeiner Art von Lektüre zu tun, bei der Spannung aufkommen soll oder muss. Dann kann doch wenigstens der Schreibstil überzeugen? Fehlanzeige. Meine Mutter, die Stichpunkte für eine Einkaufsliste erstellt, hat denselben leiernden und einschläfernden Ton drauf, der dieses Buch auszeichnet. Nun gut, aber dann sicherlich die Personen - bestimmt zeichnen die sich durch Tiefe, Charakter oder wenigstens Sympathie aus? Sagen wir mal so: Die interessanteste Person war der Pfau, und der wurde ja ziemlich zeitig gekillt. Die sich daraus ergebenden "Spannungen" und "Verwicklungen" ergaben immerhin eine gute Einschlafhilfe.

Machen wir es also wie Goethe und sagen: Jetzt steh' ich da, ich alter Tor, und bin so klug als wie zuvor. Das ist in der heutigen Zeit vielleicht grammatikalisch nicht sonderlich korrekt, aber immer noch faszinierender als ein Roman, der nichts aussagt, sich durch permanente indirekte Rede und völlige Banalität auszeichnet: Buchpreis, du bist ganz nah!